22
FESTLIEDER
liehen beseelt, der - gänzlich ägyptisch - doch in Gebärde und Fühlen die Men-
schen aller Zeiten anruft, Tafel 32 und - eine spätere Fassung — 114: Der durch
sich selbst aufgerichtete und verwandelte Mensch, der gänzlich unpathetisch
in stiller Gelassenheit auf das Künftige sieht, allzu grober Sorge um die un-
verläßlichen Dinge entfremdet. Irdisches und Ewiges gleichen sich in ihm aus,
der — unvollkommen in einer unvollkommenen Welt - doch nicht würdelos
vor Gott steht. Über einer vermessenen Mystik, dem Zwang ererbter Kulte
und der Hilflosigkeit wüster Beschwörungen scheint eine hellere Religiosität
aufzugehen, die das bestehende Leben annimmf und den Tod mit ruhigem
Herzen weiß. Auch hier ergänzen sich in der Überlieferung Text und Bild.
Der Papyrus Harris bewahrte uns ein Lied des Harfenspielers aus dem Grab
tempel des Königs Antef:
Wohl ist diesem guten Fürsten!
Sein gutes Geschick ist erfüllt:
Die Leiber gehen vorüber, andere bleiben zurück
seit der Zeit der Vorfahren.
Die Götter, die vordem waren,
die in ihren Pyramiden ruhen,
die Edlen und Verklärten,
die in ihren Pyramiden begraben sind,
die Paläste bauten: Ihre Stätte ist nicht mehr.
Was ist ihnen geschehen?
Ich hörte die Rede des Imhotep und Hardedef,
deren Worte man überall redet:
„Was sind ihre Stätten?
Ihre Mauern sind zerfallen, ihre Stätten sind nicht mehr,
als wären sie nie gewesen."
Keiner kommt von dort, daß er sage, wie es um sie steht,
daß er sage, wessen sie bedürfen, daß er unser Herz beruhige;
bis ihr dem Orte naht, wohin sie gegangen sind.
Dein Herz sei fröhlich, damit das Herz vergesse,
daß man auch dich verklären wird.
Folge deinem Herzen, solange du lebst,
Lege Myrrhen auf dein Haupt,
kleide dich in feines Leinen,
gesalbt mit den echten Wundern der Gottesdinge.
Vermehre die Fröhlichkeit, laß dein Herz nicht sinken,
folge deinem Wunsche und dem, was dir gut ist,
FESTLIEDER
liehen beseelt, der - gänzlich ägyptisch - doch in Gebärde und Fühlen die Men-
schen aller Zeiten anruft, Tafel 32 und - eine spätere Fassung — 114: Der durch
sich selbst aufgerichtete und verwandelte Mensch, der gänzlich unpathetisch
in stiller Gelassenheit auf das Künftige sieht, allzu grober Sorge um die un-
verläßlichen Dinge entfremdet. Irdisches und Ewiges gleichen sich in ihm aus,
der — unvollkommen in einer unvollkommenen Welt - doch nicht würdelos
vor Gott steht. Über einer vermessenen Mystik, dem Zwang ererbter Kulte
und der Hilflosigkeit wüster Beschwörungen scheint eine hellere Religiosität
aufzugehen, die das bestehende Leben annimmf und den Tod mit ruhigem
Herzen weiß. Auch hier ergänzen sich in der Überlieferung Text und Bild.
Der Papyrus Harris bewahrte uns ein Lied des Harfenspielers aus dem Grab
tempel des Königs Antef:
Wohl ist diesem guten Fürsten!
Sein gutes Geschick ist erfüllt:
Die Leiber gehen vorüber, andere bleiben zurück
seit der Zeit der Vorfahren.
Die Götter, die vordem waren,
die in ihren Pyramiden ruhen,
die Edlen und Verklärten,
die in ihren Pyramiden begraben sind,
die Paläste bauten: Ihre Stätte ist nicht mehr.
Was ist ihnen geschehen?
Ich hörte die Rede des Imhotep und Hardedef,
deren Worte man überall redet:
„Was sind ihre Stätten?
Ihre Mauern sind zerfallen, ihre Stätten sind nicht mehr,
als wären sie nie gewesen."
Keiner kommt von dort, daß er sage, wie es um sie steht,
daß er sage, wessen sie bedürfen, daß er unser Herz beruhige;
bis ihr dem Orte naht, wohin sie gegangen sind.
Dein Herz sei fröhlich, damit das Herz vergesse,
daß man auch dich verklären wird.
Folge deinem Herzen, solange du lebst,
Lege Myrrhen auf dein Haupt,
kleide dich in feines Leinen,
gesalbt mit den echten Wundern der Gottesdinge.
Vermehre die Fröhlichkeit, laß dein Herz nicht sinken,
folge deinem Wunsche und dem, was dir gut ist,