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Zeitung der 10. Armee — Wilna, 2.Oktober - Dezember 1917

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Hefte 403-436, November 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.12997#0015
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DER IO. ARME



Abschrift: Armeezeitung, Deutsche Feldpost 671 o Verantwortlicher Schriftleiter: Leutnant der Reserve Urbach, o Die Armee-Zeitung erscheint täglich außer Montags. Monatlicher
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Nr. 403 Wilna, Donnerstag, am 1. Nefoelvmg (November) 1917 2. Jahrgang

Deutscher Heeresbericht

vom 31. OKtober

Westlicher Kriegschanplatz

Heeresgruppe Kronprinz Euppreoht:

Tjj der Mitte der flandrischen Scblaehtfront spiel-
ten sieh gestern erbitterte Kämpfe ab. Dem mor-
gens über die ganze Front vom Houthoulster-
Walde bis zum Kanal Comines—Ypern ausge-
dehnten Trommelfeuer folgten tagsüber starke
englische Angriffe zwischen den von ßoulers über
Langemarck und Zonnebeke nach Ypern führen-
den Bahnen. Die Wucht des feindlichen Stoßes
richtete sich gegen den Ort Paissehendaele, der
vorübergehend verloren ging. In ungestümem An-
criff sturmbewährter Regimenter unter zusani-
: fugefaßter Artilleriewirkung wurde das Dorf
v, iedergenommen und gegen später neu einsetzen-
de Angriffe der Engländer in zähen, bis zur Dun-
kelheit währenden Kämpfen voll gehalten. Un-
i. ere seitlich des Dorfes kämpfende Infanterie und
uie kampferprobten Maschinen gewehrscharf schüt-
ten schlugen die sich im Laufe des Tages mehr
fach wiederholenden feindlichen Angriffe in un-
erschütterlichem Ausharren in dem durchwühlten
uud verschlammten Trichterfelde erfolgreich zu-
t'ück und nahmen zeitweilig verlorenen Boden in
kraftvollen Gegenstößen dem Feinde wieder ab.
Neben den Hauptangriffen nordöstlich von
r>ern suchten die Engländer auch beiderseits der
:ni-aße Menin—Ypern auf Gheluvelt vorzudrin-
ran. In unserem gutliegenden Artilleriefeuer ka-
men nur schwache Teile des Gegners zum Vor-
gehen; sie wurden durch die Infanterie und Ma-
schinengewehre zurückgetrieben.

Die am siegreichen Kampfe beteiligten Trup-
pen der 4. Armee haben in vortrefflichem Zusam-
menwirken aller Waffen einen neuen Erfolg er-
rungen. Die Engländer haben, ohne Vorteile zu
gewinnen, erneut schwere blutige Verluste davon-
getragen.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Oise-Aisne-Kanal und an der Bergfront des
Ohemin des Dames verstärkte sich der Artillerie-
kampf gestern erheblich; die französische Infan-
terie blieb untätig.

Auf dem Ostufer der Maas hielt unser Ver-
nichtungsfeuer am Chaumes-Walde sich vorberei-
tende Angriffe der Franzosen nieder.

Auf dem *

Oestlichen Kriegschauplate

und an der
Mazedonischen Front

ist die Lage unverändert.

Italienische Front
Die Bewegungen der aus den Kärtner Bergen
vordringenden Truppen der 14. und der Isonzo-
Armeen nehmen den von der Führung beabsichtig-
ten Verlauf.

Unsere Uboote

32 000 Tonnen versenkt

Berlin, 30. 10. (amtlich)
Eines unserer Uboote, Kommandant Kapitän-
leutnant Hashagen (Ernst), hat im Atlantischen
Ozean und im -^■erraelkanal neuerdings rund
32 000 Brt. feindlichen Handelsschiffsraums ver-
nichtet. Unter den versenkten Schiffen befanden
sich der bewaffnete engli

sehe Dampfer Madurg
(4484 t), dessen Ladung u. a. aus Lokomotiven be-
stand, ferner vier große bewaffnete englische
Dampfer, von denen einer aus einem Geleitzuge
herausgeschossen wurde.

Fette Beute

Rotterdam, 30. 10.
In der zweitan Oktoberwoche verseakte ein
deutsches Uboot im Englischen Kanal einen aus
Amerika kommsnden bewaffneten englischen
Dampfer mit folgender Ladung: 135 75 mm-Feld-
geschütze, 30 12 om-Haubitzen, 50 000 Feldgranaten,

22 000 12 cm-Granaten, 150 000 Handgranaten, 20 000
Gewehre, 6 Panzerautomobile, 11 Lastkraftwagen,
1,5 Millionen Patronen und 140 Maschinengewehre.

172 500 t in acht Tagen

Der Berk Lokalanz. vom 30. schreibt: Neben
dem kühnen Handstreich leichter Flottenstreit-
kräfte, die bei den Shetland-Inseln einen eng-
lischen Geleitzug von 12 Transportdampfern und
2 englischen Torpedojägern auf den Meeresgrund
schickten, haben unsere Uboote in der Zeit vom
20. bis zum 27. 10. im Aermelkanal, in der Nord-
see, im Sperrgebiet um England und im Mittel-
meer dem Schiffsraum unserer Gegner gewaltigen
Abbruch getan. 172 500 t feindlichen Schiffsraums
sind in acht Tagen als versenkt gemeldet, nicht ein-
gerechnet eine Anzahl von Dampfern und Seg-
lern, deren Baumgehalt nicht bekanntgeworden
ist. Besonders erfreulich ist, daß auch die zuneh-
mende Bewaffnung der Dampfer und das häufige
Fahren in geschützten Geleitzügen unsere Uboote
in keiner Weise abgehalten hat, reiche Ernte un-
ter dem Schiffsraum unserer Gegner zu halten.

Großkampftag in Flandern

Berlin, 31. 10.
Während in Italien der unerhörte Siegeslauf
der Verbündeten seinen Fortgang nimmt, hat die
deutsche Flandernarmee den Engländern am 30.
10. wiederum eine schwere blutige Niederlage be-
reitet. Dort haben sich in den letzten Wochen die
Pausen zwischen den einzelnen Großkampftagen
verringert. Nach dem schweren blutigen Nieder-
bruch der englisch-französischen Massenangriffe
am 22. und 26. begann am 30. nach stärkster Ar-
tillerievorbereitung und lange anhaltendem Trom-
melfeuer der englische Angriff gegen die Front
vom Houthoulster-Walde bis zum Kanal von Hol-
lebeke. Trotz des Regenwetters warf der Feind
durch den schlammigen Sumpf der Trichterfelder
gegen unsere Linien gewaltige Massen vor, denen
dichte Reserven folgten. Um Passchendaele ballte
sich die Hauptwucht der feindlichen Angriffe zu-
sammen; hier gelang dem Gegner unter schweren
Verlusten ein Einbruch über den Ort hinaus; in
hartem wechselvollem Ringen wurde der Ort je-
doch durch unsere kräftigen Gegenstöße völlig
wieder zurückerobert. In die weichenden Linien
der Engländer, die im schlammigen Sumpf versin-
kend die lohnendsten Ziele boten, schlug das Ver-
nichtungsfeuer unserer Batterien und Maschinen-
gewehre. Dennoch schritt der Gegner später wie-
derholt zu neuen Angriffen gegen den Ort, die
sämtlich unter ungeheuren Opfern für den An-
greifer im Feuer, Nahkampf und Gegenstoß schei-
terten. Die beiderseits der Chaussee Ypern—Me-
nin angesetzten Angriffe wurden zum Teil schon
während der Bereitstellung zum Angriff von un-
serem Feuer wirksam gefaßt. An den meisten
Stellen kamen sie über die erste Entwicklung
nicht hinaus oder brachen in unserem gut liegen-
den Abwehrfeuer zusammen. Um 12 Uhr mittags
setzte ein starker feindlicher Gegenstoß in Gegend
Poelcapelle ein, der restlos abgewiesen wurde. Hier
wiederholte der Gegner nachmittags um 5 Uhr
seine starken tiefgegliederten Angriffe gegen un-
sere Front von Poelcapelle bis östlich Hollebeke.
In erbitterten Kämpfen wurde trotz stärksten Men-
echeneiarsatzes der feindliche Angriff unter äu-
ßerst hohen feindlichen Verlusten abgeschlagen.
Am Abend des für den Feind so blutigen Tages
wurden dichte feindliche Ansammlungen bei Poel-
capelle durch unser zusammengefaßtes Feuer zer-
sprengt. Der einzige Gewinn der verzweifelten
englischen Anstrengungen besteht in einer gerin-
gen Einbuchtung unserer Front westlich Passchen-
daele, die an der tiefsten Stelle etwa 350 m be-
trägt. Nachts begnügte sich der Feind mit star-
kem Störungsfeuer. Die Städte Roulers und Dix-
muiden erhielten zeitweise heftigen Beschuß. Der
Sieg des gestrigen Großkampftages reiht sich in
seiner Bedeutung dem glänzenden Ergebnis der
Schlackt voim 26. an. Auch dieser neue blutig-e
Angriff brachte dem Gegner keinerlei Gewinn,
sondern nuir schwerst© blutige Verluste.

Serbien — Rumänien — Italien

Fast ist es unmöglich, den Dingen, die am
Isonzo und in der Venediger Ebene vollbracht
werden, mit der Seele zu folgen. Das Zeit-
maß dieses Geschehens betäubt. Wie eine ge-
hämmerte Tragödie, die ein ganzes Völker-
schicksal in wenigen großen Sinnbildern zwi-
schen Morgen und Abend zusammendrängt,
steht das Ereignis da; ehrfurchtgebietend für
den Sieger, besinnungraubend für den Besieg-
ten. Solche Zusammendrängungen keimt
sonst nur die Kunst; als Wirklichkeit über-
wuchtet die talwärts donnernde Masse bei-
nahe das Fassungsvermögen. Zeit und Raum,
mit denen dieser Krieg sonst so verschwende-
risch umging, scheinen ausgeschaltet; der In-
halt von Jahren ist in Tage gepreßt.

Wie die Serben und Rumänen hatten sich
auch die Italiener damit beruhigt, daß
Deutschlands Mensehankraft versiegt sei, daß
von dieser Seite keine ernstliche Gefahr mehr
drohe. Im Sommer 1915 versicherte Paaitseh,
daß ein Angriff der Mittelmächte auf Ser-
bien zu den unmöglichen Dingen gehöre, denn
es fehle den Mittelmächten an Truppen. Dann
begannen die deutschen Geschütze vor Bel-
grad zu spielen, und einige Wochen später
waren Alt- und Neuserbien im Besitz der
Deutschen und ihrer Verbündeten. Bratianu
ließ sich das weder Warnung noch Beispiel
sein, denn auch er gab der Ueberzeugung Aus-
druck, daß das rumänische Heer leichte Ar-
beit vor sich habe und die Reste der Deutschen
und Oesterreicher an den Grenzen bald über-
wältigen werde. Wie die Serben mußten auch
die Rumänen die Kraft der Deutschen aner-
kennen, sich ihrer Kriegskunst beugen und
Land und Hauptstadt dem Gegner überlassen.

Das war nicht nur die Folge des eigenen
Größenwahns, sondern auch der offenen und
geheimen Einflüsterungen von englischer,
französischer und russischer Seite. Italien ist
diesen ebenfalls zum Opfer gefallen; aber was
es nun erleidet, das ist ebenso hartes wie wohl-
verdientes Schicksal. Franzosen und Eng-
länder hatten im Westen, die Russen im Osten
deutsche Schläge erhalten. Es ist «her nicht
wahr, daß die Deutschen überfallartig die er-
sten Vorteile errungen hätten. Die Franzosen
und Engländer haben ihre entscheidenden
Niederlagen in Belgien davongetragen, die
Russen sogar auf deutschem Boden. Unfähig,
sich aus der deutschen Verstrickung zu be-
freien, suchten sie nach neuen Verbündeten,
um nicht dem Druck der deutschen Waffen
zu erliegen. Dazu diente vor allem, die Mit-
telmächte als völlig erschöpft, als reif für den
Zusammenbruch hinzustellen. Schon im
Herbst 1914 ließ sich Winston Churchill, der
gerade in Antwerpen den Engländern eine
schwere Niederlage besorgt hatte, von italie-
nischen Zeitungen ausfragen, um ihren Feld-
zug für die ,heilige Selbstsucht' zu unterstüt-
zen. Dabei verschwor sich Churchill hoch und
teuer, daß das Österreich-ungarische Heer auf
den Schlachtfeldern Galiziens bereits verblu-
tet sei. Der Weg nach Triest und Wien stünde
offen.

Die ,Straße' erhielt ihren Willen. König-
Viktor Emanuel, der für das Schicksal seines
Hauses und für seine Krone mehr fürchtete
als für das Land, war zu feige, um sieh um
das wiederholt gegebene feierliche Gelöbnis
der Unparteilichkeit zu kümmern. Die italie-
nische Presse, soweit sie vom Vielverband ge-
kauft war, druckte jede Schwindelnachricht
über die Mittelmächte ab, die zuvor in engli-
schen und französischen Zeitungen gestanden
hatte. Und der ,Vormarsch' auf Triest be-
gann, der nach elf Isonzoschlachten nicht über
die ersten Höhenzüge des zerklüfteten Grenz-
landes hinauskam. Da griff die Waffenhilfe
der Deutsehen ein. Die Franzosen, die Eng-
 
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