Der Krieg gegen Italien
Beaufsichtigung des Oberbefehlshabers
Das Berl. Tagebl. berichtet aus Zürich: Nach
italienischen Meldungen wird darauf hingearbei-
tet, die Macht des militärischen Oberbefehls-
habers dadurch zu schmälern, daß er einer mili-
tärischen Aufsicht unterstellt wird. Es soll ein
vou den früheren Ministern Giolitti, Salandia,
Luzzati und Boselli gebildetes Komitee eingesetzt
werden, zu dem auch die jeweiligen Präsidenten
der Kammer und des Senates gehören sollen.
Diesem Komitee fällt nicht nur die Aufgabe zu,
die verantwortlichen Kommandostellen und die
Regierung zu beraten, sondern die Sechsmänner-
kommission soll auch als Bindeglied zwischen
Parlament und Generalkommando dienen.
Schonende Vorbereitung,
Bern, 17. 11.
Nach dem Corriere Ticino vom 17. schreibt Se-
colo über die militärische Lage: Die in der Ent-
wicklung befindliche Offensive ist sehr ernst und
die Aufgabe der Kräfte, die sich dem Vormarsch
des Eindringlings entgegenzustellen haben, eine
der schwersten. Der Feind geht aus gewaltigen
Stellungen und mit den wirksamsten Mitteln vor.
Man darf sich deshalb nicht wundern, wenn un-
sere Linien Verschiebungen erleiden sollten.
Eine Entscheidungsschlacht um Venedig?
Die Neue Zürcher Zeitung berichtet: Nach dem
Journal sind italienische Kreise der Ansicht, daß
in Italien eine große Schlacht unmittelbar bevor-
stehe, die über das Schicksal Venedigs entschei-
den wird. Gaulois versichert, daß Clemenceau
gleich nach seinem Eintritt General Castelnau
mit dem Oberkommando betrauen wird.
Daily Mail meldet aus dem italienischen
Hauptquartier, daß nur noch 20 000 Einwohner in
Venedig sind. Der Dogenpalast ist ganz geräumt.
Britische Monitore nehmen an der Verteidigung
der Piave teil und beschießen den Feind an der
Flußmündung.
Die englisch-französischen Hilfstruppen
London, 17.11.
Ward Price berichtet aus dem italienischen
Hauptquartier, daß die Straßen in Italien in den
letzten Tagen von britischen und französischen
Soldaten wimmeln. Einige französische Abtei-
lungen marschierten wegen der überfüllten Eisen-
bahnen über schneebedeckte Alpenpässe.
Die Ohnmacht der Verbündeten
Die Voss. Ztg. erfährt aus Bern: Der Washing-
ton-Post zufolge hat Italien die amerikanische Re-
gierung erneut dringend um Unterstützung mit
Geschützen, Stahl und Munition gebeten. Die
Vereinigten Staaten haben sich jedoch außer-
stande erklärt, Italien zu helfen. Die Ncuyork-
Times gibt zu, daß die Verbandsmächte in einem
Punkte von Deutschland lernen könnten: Deutsch-
land helfe seinen Verbündeten in Not und Be-
drängnis tatkräftig, während die Verbündeten
ihre Hilfe in gleichen Fällen auf schöne Worte
und iromme Wünsche beschränkten.
Heimat
Hertlings Abschied von München
München, 19. 11.
Reichskanzler Graf Hertling hat Sonntag-
abend München verlassen. Der König hatte ihm
durch den Oberstzeremonienmeister Grafen Moy
Abschiedsgrüße übermitteln lassen.
Berlin, 19. 11.
Reichskanzler Graf Hertling ist heute vor-
mittag hier eingetroffen.
Oesterreich-ungarische Pressevertreter zu
Besuch
Berlin, 18. 11.
Auf Einladung des Reiehsverbandes der deut-
schen Presse und des Vereins Berliner Presse ist
eine größere Anzahl österreichischer Tagesschrift-
steller hier eingetroffen und im Hotel Adlon ab-
gestiegen. Die gleichzeitig eingeladenen ungari-
schen Tagesschriftsteller werden infolge Zugver-
spätung erst heute abend hier erwartet.
Zu Ehren der hi«r eingetroffenen österreichi-
schen und ungarischen Tagesschriftsteller veran-
stalteten der Verein deutscher Zeitungsverleger
und der Roichsverband der Deutschen Presse
heute abend im Hotel Adlon ein Festmahl, zu dem
sich außer den Vertretern der geladenen Körper-
schaften eine große Anzahl hervorragender Per-
sönlichkeiten eingefunden hatten. Staatssekretär
Dr. von Kühlmann brachte ein Hoch auf das Ober-
haupt Oesterreich-Ungarns aus, Botschafter Prinz
zu Hohenlohe auf den deutschen Kaiser. Im Na-
men des Vereins .Berliner Presse4 begrüßte Haupt-
fccbriftlciter Rippler die Gäste. Sodann hielten der
Präsident der Wiener .Konkordia' Dr. Erich und
Reichsratsabgeordneter Hofrat Schöpfer, Anspra-
chen.
Die Unbeteiligten
Arbeiterunruhen in Zürich
Nach einer Züricher Meldung des Berl. Lokal-
anz. herrschen dort seit drei Tagen die schwersten
Ausschreitungen, die von abends bis in den frü-
hen Morgen andauern. Ein Teil der Arbeiter-
schaft will die Geschoßherstellung für das Aus-
land verhindern, und dabei kam es besonders
gestern abend zu einer schweren Straßenschlacht.
Die Polizei war ohnmächtig, so daß Militär ein-
greifen mußte. Auf beiden Seiten wurde scharf
geschossen. Zwei von den Teilnehmern und ein
Polizist wurden getötet, über 20 andere Personen,
darunter Frauen, teilweise schwer verletzt. Durch
Hinauziehung von Infanterie und Kavallerie wur-
de die Ruhe vorläufig wiederhergestellt. General
Wille ist in Zürich eingetroffen.
Zürich, 18. 11.
Die Schweiz. Dep.-Ag. meldet: Insgesamt wur-
den Sonntag abend wegen der Unruhen 100 Ver-
haftungen vorgenommen. Das Platzkommando er-
ließ einen Anschlag, worin jede Versammlung ver-
boten wird. Zuwiderhandelnde sollen den Militär-
gerichten übergeben werden.
Opfer des Sperrgebietskrieges?
Amsterdam, 17. IL
Das Haager Korrespondenzbureau meldet: Das
Motorschiff De Dollart aus Amsterdam ist durch
ein deutsches Uboot versenkt worden. 6 Mann der
Besatzung wurden durch ein spanisches Fischer-
fahrzeug in Vigo gelandet; man befürchtet, daß
ein Drittel der Besatzung umgekommen ist. Die
drei Fischerfahrzeuge Adriano, Geertrudia und
Voorwaards wurden nach Harwich aufgebracht.
Aus Furcht vor England
Das Berl. Tagebl. vom 18. erfährt aus Rotter-
dam: Am Dienstag aus Deutschland in Lobit (Hol-
land) eingetroffene 39 Schiffe mit Kies und Sand
für Belgien wurden nicht zur Weiterfahrt freige-
lassen. Die Schiffe müssen nach Deutschland zu-
rückkehren.
England der Hauptfeind
Das Seegefecht in der Deutschen Bucht
London, 18. 11.
Die Admiralität erhielt bisher keine weiteren
Einzelheiten über die gestrigen Unternehmungen
unserer leichten Kreuzer in der Helgoländer
Bucht, außer der Meldung, daß die feindlichen
leichten Kreuzer bis 30 Meilen von Helgoland ge-
trieben wurden, wodurch sie in den Schutz ihrer
Schlachtflotte und Minenfelder gelangten, worauf
unsere leichten Streitkräfte sich zurückzogen.
Einen feindlichen leichten Kreuzer sah man bren-
nen; ein anderer schien einen Schaden an den Ma-
schinen zu haben, da er am Heck tief lag. Ein
feindlicher Minensucher wurde verdenkt. Wir
hatten keine Verluste außer unbedeutendem Sach-
schaden an Schiffen. Unsere Verluste an Mann-
schaften sind gering.
Berlin, 18. 11. (amtlich)
An dem Gefecht während des englischen Vor-
stoßes in die Deutsche Bucht am 17. nahmen auf
englischer Seite außer einer größeren Anzahl
kleiner Kreuzer und Torpedobootzerstörer nach
einwandfreier Feststellung durch unsere Seestreit-
kräfte und Flugzeuge 6 Großkampfschiffe (Linien-
schiffe oder Schlachtkreuzer) teil. Der englische
Seebefehlshaber wird sich hierüber im Gegensatz
zu dem amtlichen Bericht der englischen Admi-
ralität, der nur von leichten englischen Streit-
kräften spricht, nicht im Unklaren gewesen sein.
Dem Vorgehen der Engländer wurde unserseits
alsbald mit entsprechenden Kräften entgegenge-
treten, die den Gegner zum Rückzug bewogen. Auf
den feindlichen Schiffen und Zerstörern wurden
nach einwandfreier Beobachtung unserer See-
streitkräfte eine Reihe von Treffern erzielt. Auch
Flugzeuge von uns haben in das Gefecht einge-
griffen und englische Großkampfschiffe mit Bom-
ben belegt.
Eine Abfuhr von englischer Seite
Berlin, 17. 11.
Die Morningpost vom 2. stellt fest, daß die
englische Flotte der neuartigen Kampfart nicht
gewachsen ist. Im Publikum herrscht wohl das
unbestimmte Gefühl, daß der alte Ruhm der eng-
lischen Flotte im Sinken ist. Was nützen uns, fragt
man, die Dreadnoughts, die leichten, schnellen
Kreuzer gegen den unsichtbaren Angriff der deut-
schen Uboote, die Minengefahr und Luftbombar-
dements? Mit anderen Worten: Wie hätte die
englische Flotte triumphiert, wären Uboote, Mi-
nen, Flugzeuge nie erfunden! Die Wahrheit ist,
daß die englische Flotte für einen Krieg entworfen
und bestimmt war, in dem diese Waffen als be-
deutungslos angesehen werden.
Lloyd George hat abgewirtschaftet
Der Nieuwe Rotterdamsche Courant erfährt
aus London, daß einige Blätter hinsichtlich der
politischen Lage betonen, daß eine Meinungsver-
schiedenheit zwischen dem Ministerpräsidenten
und seinen militärischen Ratgebern bestehe und
daß Lord Northoliffe sich in dieser Angelegenheit
auf die Seite der militärischen Führer stelle. Mas-
singham bringt den Gedanken auf, daß eine neue
Regierung kommen werde, mit Lord Lansdowne
als Ministerpräsident, Asquith als Minister des
Aeußeren; Balfour für die Kolonien, Smuts als
Kriegsminister, Mac Kenna als Finanzminister
und Runciman als Marineminister.
Englands Helfer
Ein Geständnis des Mißerfolges
Nach einer Genfer Meldung der Voss. Ztg.
meldet Echo de Paris aus dem Hauptquartier der
englischen Streitkräfte, daß das Oberkommando
alle Vorbereitungen treffe, um die Offensive an
der Westfront auch den Winter über fortzusetzen.
^Zu einer endgültigen Entscheidung über den Feind ihaben seine Verhaftung und die Aufspürung der
sei jedoch die jetzige artilleristische Ueberiegen-
heit, die im Verhältnis 2:1 bestehe, nicht ausrei-
chend.
Clemenceaus Programm
Der Berl. Lokalanz. meldet aus Genf: Als
Hauptpunkt seines innerpolitischen Programms
bezeichnete Clemenceau Pariser Ausfragern
gegenüber Gerechtigkeit in vollem Umfange,
ohne Ansehen der Person. Man findet in dieser
Aeußerung eine gewisse Spitze gegen Painlev6s
lässiges Vorgehen in allen häßlichen Angelegen-
heiten, mit denen nach Clemenceaus Ausspruch
„Parlament und Justiz Fangball spielen."
Clemenceaus Gegnerschaft
Die Tägl. Rundsch. berichtet aus Basel: Der
Versuch, einen Block sämtlicher Linksparteien ge-
gen ein Kabinett Clemenceau zu bilden, (der von
dem linken Flügel der französischen Kammer un-
ternommen wurde, ist endgültig gescheitert. Der
neue Ministerpräsident hat als organisierte Partei
nur die parteiisch gesinnten Sozialisten gegen
sich. ,
Deutschlands angebliche Sonderfriedens-
angebote
Die Voss. Ztg. berichtet aus Genf: Clemen-
ceau präsidierte kurz vor der Uebernahme des
Ministerpräsidiums in einer Sitzung des Senatsaus-
schusses für auswärtige Angelegenheiten, in der
beschlossen wurde, Briand pnd Ribot über die in
der Kammer von Ribot erwähnten ,angebliehen
deutschen Sonderfri«densangebote' nochmals zu
verhören und von Ribot die Vorlage des Schrei-
bens zu verlangen, in dem Briand von diesen An-
geboten Mitteilung machte. Ursprünglich war be-
schlossen worden, diese Dinge in geheimer Sit-
zung zu verhandeln. Die Regierungskrise machte
aber eine Verschiebung der Aussprache notwendig.
Aeußerungen Pichons zur Lage
■ Bern, 17. Iii
Der neue Minister des Aeußeren Pichon
schreibt in seinem Petit Journal: Die Pariser Ro-
de Lloyd Georges sei die schärfste und vollstän-
digste Verurteilung der Kriegführung des Ver-
bandes, die bisher ausgesprochen worden sei.' Nach
Forderung der tatkräftigsten Kriegführung er-
klärt Pichon schließlich, man müsse gegen die
Defaitisten, deren Unverschämtheit immer mehr
zunehme, gegen die Bestochenen und gegen die
Spione, die noch nicht alle gefaßt seien mit äußer-
stem Nachdruck vorgehen. Man müsse zu diesem
Zweck von der Nordsee bis zur Adria gegen den
Feind Stellung nehmen, der über ungeheure Hilfs-
quellen verfüge und unermüdlich daran arbeite,
dem Verband eine neue Schlappe beizubringen.
Wilson und der gemeinsame Kriegsrat
Der Berl. Lokalanz. berichtet aus dem Haag:
Präsident Wilson besteht darauf, einen Sitz im
Kriegsrat der Verbündeten zu erhalten, da ameri-
kanische Truppen im Westen kämpften und auch
bald in Italien eingreifen würden. Eine solche
Einladung der Vereinigten Staaten war aber nicht
möglich, weil die Regierung in Washington dem
Verbände nicht formell beigetreten ist und sich
auch mit den Kriegszielen des Verbandes nicht
identisch erklärt hat. Besonders Roosevelt bemüht
sich, zu Wilsons Vertreter im Kriegsrat ernannt
zu werden.
London, 19. IL
Reuter erfährt: Wilson hat den Obersten
House beauftragt, der ersten Beratung des Ober-
sten Kriegsrates mit General Büß, dem Stabschef
der Armee der Vereinigten Staaten, als militä-
rischer Berater beizuwohnen. Man hofft, daß die
Beratung in Paris vor Ende d. M. stattfinden wird.
Scheitern des japanisch-amerikanischen
Abkommens
Tokio, 18. U. (Reuter)
Amtlich wird gemeldet, Japan sehe sich ge-
nötigt, die Verhandlungen über das Abkommen
mit den Vereinigten Staaten, wonach Japan
K Million t Schiffsraum gegen die Lieferung von
175 000 t Stahl stellen sollte, abzubrechen. Japan
sei nicht imstande, die amerikanischen Forde-
rungen bezüglich der Altersgrenze der Schiffe
und des Preises anzunehmen.
Die russischen Wirren
Der Erfolg der BolschewiM
Petersburg, 17. 11.
Am Freitag haben die Maximalisten Gatschi-
na besetzt. Der Stab Kerenskis wurde verhaftet.
Kerenski ist geflüchtet, seine Gefangennahme
wurde angeordnet. Am Sonnabend wurden die
Feindseligkeiten eingestellt. In Moskau wurden
die Bedingungen unterzeichnet, unter denen die
sogenannte Weiße Garde Kerenskis die Waffen
abliefern will. Der öffentliche Wohlfahrtsausschuß
wurde aufgelöst. Die Maximalisten verlangten
als Bedingung für ihren Eintritt in ein sozialisti-
sches Koalitionskabinett u. a. die Ueberwachung
der Truppen in Petersburg und Moskau und der
Arbeiter in ganz Rußland. Neratow, früherer Mi-
nister für Auswärtige Angelegenheiten, der die
Verträge mit den Verbündeten in Sicherheit ge-
bracht hat, hält sich verborgen. Die Maximalisten
Dokumente angeordnet.
Beaufsichtigung des Oberbefehlshabers
Das Berl. Tagebl. berichtet aus Zürich: Nach
italienischen Meldungen wird darauf hingearbei-
tet, die Macht des militärischen Oberbefehls-
habers dadurch zu schmälern, daß er einer mili-
tärischen Aufsicht unterstellt wird. Es soll ein
vou den früheren Ministern Giolitti, Salandia,
Luzzati und Boselli gebildetes Komitee eingesetzt
werden, zu dem auch die jeweiligen Präsidenten
der Kammer und des Senates gehören sollen.
Diesem Komitee fällt nicht nur die Aufgabe zu,
die verantwortlichen Kommandostellen und die
Regierung zu beraten, sondern die Sechsmänner-
kommission soll auch als Bindeglied zwischen
Parlament und Generalkommando dienen.
Schonende Vorbereitung,
Bern, 17. 11.
Nach dem Corriere Ticino vom 17. schreibt Se-
colo über die militärische Lage: Die in der Ent-
wicklung befindliche Offensive ist sehr ernst und
die Aufgabe der Kräfte, die sich dem Vormarsch
des Eindringlings entgegenzustellen haben, eine
der schwersten. Der Feind geht aus gewaltigen
Stellungen und mit den wirksamsten Mitteln vor.
Man darf sich deshalb nicht wundern, wenn un-
sere Linien Verschiebungen erleiden sollten.
Eine Entscheidungsschlacht um Venedig?
Die Neue Zürcher Zeitung berichtet: Nach dem
Journal sind italienische Kreise der Ansicht, daß
in Italien eine große Schlacht unmittelbar bevor-
stehe, die über das Schicksal Venedigs entschei-
den wird. Gaulois versichert, daß Clemenceau
gleich nach seinem Eintritt General Castelnau
mit dem Oberkommando betrauen wird.
Daily Mail meldet aus dem italienischen
Hauptquartier, daß nur noch 20 000 Einwohner in
Venedig sind. Der Dogenpalast ist ganz geräumt.
Britische Monitore nehmen an der Verteidigung
der Piave teil und beschießen den Feind an der
Flußmündung.
Die englisch-französischen Hilfstruppen
London, 17.11.
Ward Price berichtet aus dem italienischen
Hauptquartier, daß die Straßen in Italien in den
letzten Tagen von britischen und französischen
Soldaten wimmeln. Einige französische Abtei-
lungen marschierten wegen der überfüllten Eisen-
bahnen über schneebedeckte Alpenpässe.
Die Ohnmacht der Verbündeten
Die Voss. Ztg. erfährt aus Bern: Der Washing-
ton-Post zufolge hat Italien die amerikanische Re-
gierung erneut dringend um Unterstützung mit
Geschützen, Stahl und Munition gebeten. Die
Vereinigten Staaten haben sich jedoch außer-
stande erklärt, Italien zu helfen. Die Ncuyork-
Times gibt zu, daß die Verbandsmächte in einem
Punkte von Deutschland lernen könnten: Deutsch-
land helfe seinen Verbündeten in Not und Be-
drängnis tatkräftig, während die Verbündeten
ihre Hilfe in gleichen Fällen auf schöne Worte
und iromme Wünsche beschränkten.
Heimat
Hertlings Abschied von München
München, 19. 11.
Reichskanzler Graf Hertling hat Sonntag-
abend München verlassen. Der König hatte ihm
durch den Oberstzeremonienmeister Grafen Moy
Abschiedsgrüße übermitteln lassen.
Berlin, 19. 11.
Reichskanzler Graf Hertling ist heute vor-
mittag hier eingetroffen.
Oesterreich-ungarische Pressevertreter zu
Besuch
Berlin, 18. 11.
Auf Einladung des Reiehsverbandes der deut-
schen Presse und des Vereins Berliner Presse ist
eine größere Anzahl österreichischer Tagesschrift-
steller hier eingetroffen und im Hotel Adlon ab-
gestiegen. Die gleichzeitig eingeladenen ungari-
schen Tagesschriftsteller werden infolge Zugver-
spätung erst heute abend hier erwartet.
Zu Ehren der hi«r eingetroffenen österreichi-
schen und ungarischen Tagesschriftsteller veran-
stalteten der Verein deutscher Zeitungsverleger
und der Roichsverband der Deutschen Presse
heute abend im Hotel Adlon ein Festmahl, zu dem
sich außer den Vertretern der geladenen Körper-
schaften eine große Anzahl hervorragender Per-
sönlichkeiten eingefunden hatten. Staatssekretär
Dr. von Kühlmann brachte ein Hoch auf das Ober-
haupt Oesterreich-Ungarns aus, Botschafter Prinz
zu Hohenlohe auf den deutschen Kaiser. Im Na-
men des Vereins .Berliner Presse4 begrüßte Haupt-
fccbriftlciter Rippler die Gäste. Sodann hielten der
Präsident der Wiener .Konkordia' Dr. Erich und
Reichsratsabgeordneter Hofrat Schöpfer, Anspra-
chen.
Die Unbeteiligten
Arbeiterunruhen in Zürich
Nach einer Züricher Meldung des Berl. Lokal-
anz. herrschen dort seit drei Tagen die schwersten
Ausschreitungen, die von abends bis in den frü-
hen Morgen andauern. Ein Teil der Arbeiter-
schaft will die Geschoßherstellung für das Aus-
land verhindern, und dabei kam es besonders
gestern abend zu einer schweren Straßenschlacht.
Die Polizei war ohnmächtig, so daß Militär ein-
greifen mußte. Auf beiden Seiten wurde scharf
geschossen. Zwei von den Teilnehmern und ein
Polizist wurden getötet, über 20 andere Personen,
darunter Frauen, teilweise schwer verletzt. Durch
Hinauziehung von Infanterie und Kavallerie wur-
de die Ruhe vorläufig wiederhergestellt. General
Wille ist in Zürich eingetroffen.
Zürich, 18. 11.
Die Schweiz. Dep.-Ag. meldet: Insgesamt wur-
den Sonntag abend wegen der Unruhen 100 Ver-
haftungen vorgenommen. Das Platzkommando er-
ließ einen Anschlag, worin jede Versammlung ver-
boten wird. Zuwiderhandelnde sollen den Militär-
gerichten übergeben werden.
Opfer des Sperrgebietskrieges?
Amsterdam, 17. IL
Das Haager Korrespondenzbureau meldet: Das
Motorschiff De Dollart aus Amsterdam ist durch
ein deutsches Uboot versenkt worden. 6 Mann der
Besatzung wurden durch ein spanisches Fischer-
fahrzeug in Vigo gelandet; man befürchtet, daß
ein Drittel der Besatzung umgekommen ist. Die
drei Fischerfahrzeuge Adriano, Geertrudia und
Voorwaards wurden nach Harwich aufgebracht.
Aus Furcht vor England
Das Berl. Tagebl. vom 18. erfährt aus Rotter-
dam: Am Dienstag aus Deutschland in Lobit (Hol-
land) eingetroffene 39 Schiffe mit Kies und Sand
für Belgien wurden nicht zur Weiterfahrt freige-
lassen. Die Schiffe müssen nach Deutschland zu-
rückkehren.
England der Hauptfeind
Das Seegefecht in der Deutschen Bucht
London, 18. 11.
Die Admiralität erhielt bisher keine weiteren
Einzelheiten über die gestrigen Unternehmungen
unserer leichten Kreuzer in der Helgoländer
Bucht, außer der Meldung, daß die feindlichen
leichten Kreuzer bis 30 Meilen von Helgoland ge-
trieben wurden, wodurch sie in den Schutz ihrer
Schlachtflotte und Minenfelder gelangten, worauf
unsere leichten Streitkräfte sich zurückzogen.
Einen feindlichen leichten Kreuzer sah man bren-
nen; ein anderer schien einen Schaden an den Ma-
schinen zu haben, da er am Heck tief lag. Ein
feindlicher Minensucher wurde verdenkt. Wir
hatten keine Verluste außer unbedeutendem Sach-
schaden an Schiffen. Unsere Verluste an Mann-
schaften sind gering.
Berlin, 18. 11. (amtlich)
An dem Gefecht während des englischen Vor-
stoßes in die Deutsche Bucht am 17. nahmen auf
englischer Seite außer einer größeren Anzahl
kleiner Kreuzer und Torpedobootzerstörer nach
einwandfreier Feststellung durch unsere Seestreit-
kräfte und Flugzeuge 6 Großkampfschiffe (Linien-
schiffe oder Schlachtkreuzer) teil. Der englische
Seebefehlshaber wird sich hierüber im Gegensatz
zu dem amtlichen Bericht der englischen Admi-
ralität, der nur von leichten englischen Streit-
kräften spricht, nicht im Unklaren gewesen sein.
Dem Vorgehen der Engländer wurde unserseits
alsbald mit entsprechenden Kräften entgegenge-
treten, die den Gegner zum Rückzug bewogen. Auf
den feindlichen Schiffen und Zerstörern wurden
nach einwandfreier Beobachtung unserer See-
streitkräfte eine Reihe von Treffern erzielt. Auch
Flugzeuge von uns haben in das Gefecht einge-
griffen und englische Großkampfschiffe mit Bom-
ben belegt.
Eine Abfuhr von englischer Seite
Berlin, 17. 11.
Die Morningpost vom 2. stellt fest, daß die
englische Flotte der neuartigen Kampfart nicht
gewachsen ist. Im Publikum herrscht wohl das
unbestimmte Gefühl, daß der alte Ruhm der eng-
lischen Flotte im Sinken ist. Was nützen uns, fragt
man, die Dreadnoughts, die leichten, schnellen
Kreuzer gegen den unsichtbaren Angriff der deut-
schen Uboote, die Minengefahr und Luftbombar-
dements? Mit anderen Worten: Wie hätte die
englische Flotte triumphiert, wären Uboote, Mi-
nen, Flugzeuge nie erfunden! Die Wahrheit ist,
daß die englische Flotte für einen Krieg entworfen
und bestimmt war, in dem diese Waffen als be-
deutungslos angesehen werden.
Lloyd George hat abgewirtschaftet
Der Nieuwe Rotterdamsche Courant erfährt
aus London, daß einige Blätter hinsichtlich der
politischen Lage betonen, daß eine Meinungsver-
schiedenheit zwischen dem Ministerpräsidenten
und seinen militärischen Ratgebern bestehe und
daß Lord Northoliffe sich in dieser Angelegenheit
auf die Seite der militärischen Führer stelle. Mas-
singham bringt den Gedanken auf, daß eine neue
Regierung kommen werde, mit Lord Lansdowne
als Ministerpräsident, Asquith als Minister des
Aeußeren; Balfour für die Kolonien, Smuts als
Kriegsminister, Mac Kenna als Finanzminister
und Runciman als Marineminister.
Englands Helfer
Ein Geständnis des Mißerfolges
Nach einer Genfer Meldung der Voss. Ztg.
meldet Echo de Paris aus dem Hauptquartier der
englischen Streitkräfte, daß das Oberkommando
alle Vorbereitungen treffe, um die Offensive an
der Westfront auch den Winter über fortzusetzen.
^Zu einer endgültigen Entscheidung über den Feind ihaben seine Verhaftung und die Aufspürung der
sei jedoch die jetzige artilleristische Ueberiegen-
heit, die im Verhältnis 2:1 bestehe, nicht ausrei-
chend.
Clemenceaus Programm
Der Berl. Lokalanz. meldet aus Genf: Als
Hauptpunkt seines innerpolitischen Programms
bezeichnete Clemenceau Pariser Ausfragern
gegenüber Gerechtigkeit in vollem Umfange,
ohne Ansehen der Person. Man findet in dieser
Aeußerung eine gewisse Spitze gegen Painlev6s
lässiges Vorgehen in allen häßlichen Angelegen-
heiten, mit denen nach Clemenceaus Ausspruch
„Parlament und Justiz Fangball spielen."
Clemenceaus Gegnerschaft
Die Tägl. Rundsch. berichtet aus Basel: Der
Versuch, einen Block sämtlicher Linksparteien ge-
gen ein Kabinett Clemenceau zu bilden, (der von
dem linken Flügel der französischen Kammer un-
ternommen wurde, ist endgültig gescheitert. Der
neue Ministerpräsident hat als organisierte Partei
nur die parteiisch gesinnten Sozialisten gegen
sich. ,
Deutschlands angebliche Sonderfriedens-
angebote
Die Voss. Ztg. berichtet aus Genf: Clemen-
ceau präsidierte kurz vor der Uebernahme des
Ministerpräsidiums in einer Sitzung des Senatsaus-
schusses für auswärtige Angelegenheiten, in der
beschlossen wurde, Briand pnd Ribot über die in
der Kammer von Ribot erwähnten ,angebliehen
deutschen Sonderfri«densangebote' nochmals zu
verhören und von Ribot die Vorlage des Schrei-
bens zu verlangen, in dem Briand von diesen An-
geboten Mitteilung machte. Ursprünglich war be-
schlossen worden, diese Dinge in geheimer Sit-
zung zu verhandeln. Die Regierungskrise machte
aber eine Verschiebung der Aussprache notwendig.
Aeußerungen Pichons zur Lage
■ Bern, 17. Iii
Der neue Minister des Aeußeren Pichon
schreibt in seinem Petit Journal: Die Pariser Ro-
de Lloyd Georges sei die schärfste und vollstän-
digste Verurteilung der Kriegführung des Ver-
bandes, die bisher ausgesprochen worden sei.' Nach
Forderung der tatkräftigsten Kriegführung er-
klärt Pichon schließlich, man müsse gegen die
Defaitisten, deren Unverschämtheit immer mehr
zunehme, gegen die Bestochenen und gegen die
Spione, die noch nicht alle gefaßt seien mit äußer-
stem Nachdruck vorgehen. Man müsse zu diesem
Zweck von der Nordsee bis zur Adria gegen den
Feind Stellung nehmen, der über ungeheure Hilfs-
quellen verfüge und unermüdlich daran arbeite,
dem Verband eine neue Schlappe beizubringen.
Wilson und der gemeinsame Kriegsrat
Der Berl. Lokalanz. berichtet aus dem Haag:
Präsident Wilson besteht darauf, einen Sitz im
Kriegsrat der Verbündeten zu erhalten, da ameri-
kanische Truppen im Westen kämpften und auch
bald in Italien eingreifen würden. Eine solche
Einladung der Vereinigten Staaten war aber nicht
möglich, weil die Regierung in Washington dem
Verbände nicht formell beigetreten ist und sich
auch mit den Kriegszielen des Verbandes nicht
identisch erklärt hat. Besonders Roosevelt bemüht
sich, zu Wilsons Vertreter im Kriegsrat ernannt
zu werden.
London, 19. IL
Reuter erfährt: Wilson hat den Obersten
House beauftragt, der ersten Beratung des Ober-
sten Kriegsrates mit General Büß, dem Stabschef
der Armee der Vereinigten Staaten, als militä-
rischer Berater beizuwohnen. Man hofft, daß die
Beratung in Paris vor Ende d. M. stattfinden wird.
Scheitern des japanisch-amerikanischen
Abkommens
Tokio, 18. U. (Reuter)
Amtlich wird gemeldet, Japan sehe sich ge-
nötigt, die Verhandlungen über das Abkommen
mit den Vereinigten Staaten, wonach Japan
K Million t Schiffsraum gegen die Lieferung von
175 000 t Stahl stellen sollte, abzubrechen. Japan
sei nicht imstande, die amerikanischen Forde-
rungen bezüglich der Altersgrenze der Schiffe
und des Preises anzunehmen.
Die russischen Wirren
Der Erfolg der BolschewiM
Petersburg, 17. 11.
Am Freitag haben die Maximalisten Gatschi-
na besetzt. Der Stab Kerenskis wurde verhaftet.
Kerenski ist geflüchtet, seine Gefangennahme
wurde angeordnet. Am Sonnabend wurden die
Feindseligkeiten eingestellt. In Moskau wurden
die Bedingungen unterzeichnet, unter denen die
sogenannte Weiße Garde Kerenskis die Waffen
abliefern will. Der öffentliche Wohlfahrtsausschuß
wurde aufgelöst. Die Maximalisten verlangten
als Bedingung für ihren Eintritt in ein sozialisti-
sches Koalitionskabinett u. a. die Ueberwachung
der Truppen in Petersburg und Moskau und der
Arbeiter in ganz Rußland. Neratow, früherer Mi-
nister für Auswärtige Angelegenheiten, der die
Verträge mit den Verbündeten in Sicherheit ge-
bracht hat, hält sich verborgen. Die Maximalisten
Dokumente angeordnet.