Ülo69
Das Autoinobil im gegenwärtigen Kriege. Von Ernst Garleb.
Niemals zuvor hat das Automobil seine Bedeutung und
Leistungsfähigkeit im Kriege zeigen können; denn die Erfin-
dung des Automobils wurde ja erst in den achtziger Jahren
des verflossenen Jahrhunderts gemacht und es waren eben
auch in technischer Hinsicht erst viele Kinderkrankheiten zu Lber-
überwinden durch grotze Tourenfahrten und Rennen, viele
Proben zu bestehen, bis dies viel angefeindete Fahrzeug auf
die hohe Stufe der völligen Betriebssicherheit gebracht wur-
de, auf der es
heute steht.
Wer die er-
sten Augusttage
namentlich m
unseren deut-
schen Großstäd-
ten und in der
Reichshaupt-
stadt miterlebt
hat, weiß, wie
sehr das Auto-
niobil der gan-
zen Mobil-
machung den
Stempel aufge-
drückt hat. Die
großen grau-
grünen Sport-
wagen desKai-
serlichen Frei-
willigen-Auto-
mobilkorps,
zahlreiche, von
der Militär-
behörde ausge-
hobcne Privat-
automobile mit
Offizieren als
Jnsassen und mächtige Lastzüge mit Anhängern durchsausten
unter Fanfarensignal unsere Straßen.
Der vor Jahren schon gegründeten Versuchsabteilung der
Verkehrstruppen, aus der dann das Krastfahr-Bataillon ent-
stand, gebührt ein großes Verdienst an der Entwicklung und
Ausgestaltung unseres Militär-Automobilismus. Sie hat sich
in ständiger, wechselseitiger Fühlung mit der Automobil-Jndu-
strie durch die großen, alljährlichen Lastwagen-Prüfungsfahrten,
die zum Teil im verschneiten Gebirge stattfanden, durch den
Benzolvergaser - Wettbewerb im letzten Winter und durch die
sür die Verbreitung des Lastautomobilwesens so wichtige Ein-
führung des Subventionsverfahrens (der staatlichen Geldunter-
stützung zwecks Ankaufs und Unterhaltung privater Lastkraft-
wagen) außerordentlich bewährt.
Das Automobil wurde in diesem Weltkriege, in dem
Riesenheere auf Riesenfronten kämpfen, gleich zu Anfang vor
sehr schwere Aufgaben gestellt. Es hat sie über alles Erwarten
glänzend gelöst. Es galt, gleich im Beginn des Krieges, den
geschlagenen Feind, der im Westen alle Eisenbahnen, Brücken
und Tunnel hinter sich gesprengt hatte, sofort kräftig zu ver-
folgen, wenn wir unsern Sieg ganz ausnützen wollten. Wir
konnten dies nur, wenn wir unsern großen Verpflegungs- und
Munitionsnachschub ebenso schnell wie unsere Truppen vorwärts-
zubringen vermochten. Aus Mangel an Eisenbahnen war dies
nur durch Automobile möglich, und deren Leistungen, die man
später erst ganz wird würdigen können, sind eines der größten
Lastautomobile bcfordern Flugzeuge.
Phot. Hohlwein » Gircke
Ruhmesblätter des Automobilismus in diesem Kriege. Damit
sind wir beim Automobil als Transportmittel im Kriege an-
gelangt. Es dient heute in Gestalt der großen Lastzüge mit
Anhängern, auf denen eine Kolonne oft 10000 Kg befördern
kann, zum schnellen Nachschub von Fourage, von Fleisch, Brot,
Munition und als Spezial-Tankwagen zur Heranschaffung der
so wichtigen Betriebsstoffe Benzin, Benzol und Ll und des Trink-
waffers. Dadurch aber, daß stch auf den Landstraßen weniger
pferdebespann-
te Proviantko-
lonnen bewe-
gen, erhalten
die Truppen-
transporte eine
vielarößereBe-
weguchkeit;und
weiter erspart
das Automobil
auch sehr viele,
im Kriege so
wertvolle Pfer-
de, ganz abge-
sehen von der
weit schnelleren
Beförderung.
Das kann vor
allem bei einem
Rückzugwichtig
sein, weil stch
infolge der gro-
ßen Bewe-
gungsfreiheit
der Heereskör-
per die Zurück-
nahme der
Truppen ohne
Unordnung
vollziehen kann. Eine Etappen - Krastwagenkolonne befördert
auf neun Armeelastzügen an Verpflegungsmitteln ebensoviel
wie ein Fuhrpark oder zrveiProviantkolonnen; an Munition für
Jnfanterie, Feldkanonen und Feldhaubitzen ebensoviel wie
durchschnittlich zweieinhalb Jnfanterie- und Artillerie-Muni-
tionskolonnen; für schwere Feldhaubitzen (18 cm) ebensoviel wie
zwei Fußartillerie-Munitionskolonnen; für21 cm-Belagerungs-
mörser ebensoviel wie anderthalb Fußartillerie-Munitions-
kolonnen. Dieser Vergleich zeigt den großen Wert des Auto-
mobils im Felde.
Aber auch zum Truppentransport - wird das Automobil
im Kriege gegenwärtig viel benutzt, wenn es gilt, an die weiten
Fronten dahin oder dorthin, wo es gerade notwendig ist,
schnell Verstärkungen zu werfen., Ebenso hat man unsere
Lastautos in Polen jetzt vielfach auch zum Abtransport der
zahlreichen russischen Gefangenen von der Front bis zur Bahn-
station benutzt. Daß das Automobil als Telegraphen-Trans-
portautomobil sehr wichtige Verbindungen der Truppenführer
untereinander, mit den Stäben und der Oberleitung herzustellen
verfteht, ist leicht begreiflich. Auch die Automobile für draht-
lose Telegraphie, die Signal- und Scheinwerfer-Wagen sind in
diesem Zusammenhange hervorzuheben.
Ein sehr wichtiges Transport-Sonderfahrzeug ist für alle
Kraftwagen im Felde das Werkftätten - Automobil, auf dem
sich u. a. auch oft eine vom Motor angetriebene Drehbank zur
Ausführung von allerlei Ausbefferungen befindet. Daß beim
81. 2-dra. Nr. »1.
Ein Sonderzug mit Srankentranrport-Automobilen (Mathis-Wagen).
ss
1S
Das Autoinobil im gegenwärtigen Kriege. Von Ernst Garleb.
Niemals zuvor hat das Automobil seine Bedeutung und
Leistungsfähigkeit im Kriege zeigen können; denn die Erfin-
dung des Automobils wurde ja erst in den achtziger Jahren
des verflossenen Jahrhunderts gemacht und es waren eben
auch in technischer Hinsicht erst viele Kinderkrankheiten zu Lber-
überwinden durch grotze Tourenfahrten und Rennen, viele
Proben zu bestehen, bis dies viel angefeindete Fahrzeug auf
die hohe Stufe der völligen Betriebssicherheit gebracht wur-
de, auf der es
heute steht.
Wer die er-
sten Augusttage
namentlich m
unseren deut-
schen Großstäd-
ten und in der
Reichshaupt-
stadt miterlebt
hat, weiß, wie
sehr das Auto-
niobil der gan-
zen Mobil-
machung den
Stempel aufge-
drückt hat. Die
großen grau-
grünen Sport-
wagen desKai-
serlichen Frei-
willigen-Auto-
mobilkorps,
zahlreiche, von
der Militär-
behörde ausge-
hobcne Privat-
automobile mit
Offizieren als
Jnsassen und mächtige Lastzüge mit Anhängern durchsausten
unter Fanfarensignal unsere Straßen.
Der vor Jahren schon gegründeten Versuchsabteilung der
Verkehrstruppen, aus der dann das Krastfahr-Bataillon ent-
stand, gebührt ein großes Verdienst an der Entwicklung und
Ausgestaltung unseres Militär-Automobilismus. Sie hat sich
in ständiger, wechselseitiger Fühlung mit der Automobil-Jndu-
strie durch die großen, alljährlichen Lastwagen-Prüfungsfahrten,
die zum Teil im verschneiten Gebirge stattfanden, durch den
Benzolvergaser - Wettbewerb im letzten Winter und durch die
sür die Verbreitung des Lastautomobilwesens so wichtige Ein-
führung des Subventionsverfahrens (der staatlichen Geldunter-
stützung zwecks Ankaufs und Unterhaltung privater Lastkraft-
wagen) außerordentlich bewährt.
Das Automobil wurde in diesem Weltkriege, in dem
Riesenheere auf Riesenfronten kämpfen, gleich zu Anfang vor
sehr schwere Aufgaben gestellt. Es hat sie über alles Erwarten
glänzend gelöst. Es galt, gleich im Beginn des Krieges, den
geschlagenen Feind, der im Westen alle Eisenbahnen, Brücken
und Tunnel hinter sich gesprengt hatte, sofort kräftig zu ver-
folgen, wenn wir unsern Sieg ganz ausnützen wollten. Wir
konnten dies nur, wenn wir unsern großen Verpflegungs- und
Munitionsnachschub ebenso schnell wie unsere Truppen vorwärts-
zubringen vermochten. Aus Mangel an Eisenbahnen war dies
nur durch Automobile möglich, und deren Leistungen, die man
später erst ganz wird würdigen können, sind eines der größten
Lastautomobile bcfordern Flugzeuge.
Phot. Hohlwein » Gircke
Ruhmesblätter des Automobilismus in diesem Kriege. Damit
sind wir beim Automobil als Transportmittel im Kriege an-
gelangt. Es dient heute in Gestalt der großen Lastzüge mit
Anhängern, auf denen eine Kolonne oft 10000 Kg befördern
kann, zum schnellen Nachschub von Fourage, von Fleisch, Brot,
Munition und als Spezial-Tankwagen zur Heranschaffung der
so wichtigen Betriebsstoffe Benzin, Benzol und Ll und des Trink-
waffers. Dadurch aber, daß stch auf den Landstraßen weniger
pferdebespann-
te Proviantko-
lonnen bewe-
gen, erhalten
die Truppen-
transporte eine
vielarößereBe-
weguchkeit;und
weiter erspart
das Automobil
auch sehr viele,
im Kriege so
wertvolle Pfer-
de, ganz abge-
sehen von der
weit schnelleren
Beförderung.
Das kann vor
allem bei einem
Rückzugwichtig
sein, weil stch
infolge der gro-
ßen Bewe-
gungsfreiheit
der Heereskör-
per die Zurück-
nahme der
Truppen ohne
Unordnung
vollziehen kann. Eine Etappen - Krastwagenkolonne befördert
auf neun Armeelastzügen an Verpflegungsmitteln ebensoviel
wie ein Fuhrpark oder zrveiProviantkolonnen; an Munition für
Jnfanterie, Feldkanonen und Feldhaubitzen ebensoviel wie
durchschnittlich zweieinhalb Jnfanterie- und Artillerie-Muni-
tionskolonnen; für schwere Feldhaubitzen (18 cm) ebensoviel wie
zwei Fußartillerie-Munitionskolonnen; für21 cm-Belagerungs-
mörser ebensoviel wie anderthalb Fußartillerie-Munitions-
kolonnen. Dieser Vergleich zeigt den großen Wert des Auto-
mobils im Felde.
Aber auch zum Truppentransport - wird das Automobil
im Kriege gegenwärtig viel benutzt, wenn es gilt, an die weiten
Fronten dahin oder dorthin, wo es gerade notwendig ist,
schnell Verstärkungen zu werfen., Ebenso hat man unsere
Lastautos in Polen jetzt vielfach auch zum Abtransport der
zahlreichen russischen Gefangenen von der Front bis zur Bahn-
station benutzt. Daß das Automobil als Telegraphen-Trans-
portautomobil sehr wichtige Verbindungen der Truppenführer
untereinander, mit den Stäben und der Oberleitung herzustellen
verfteht, ist leicht begreiflich. Auch die Automobile für draht-
lose Telegraphie, die Signal- und Scheinwerfer-Wagen sind in
diesem Zusammenhange hervorzuheben.
Ein sehr wichtiges Transport-Sonderfahrzeug ist für alle
Kraftwagen im Felde das Werkftätten - Automobil, auf dem
sich u. a. auch oft eine vom Motor angetriebene Drehbank zur
Ausführung von allerlei Ausbefferungen befindet. Daß beim
81. 2-dra. Nr. »1.
Ein Sonderzug mit Srankentranrport-Automobilen (Mathis-Wagen).
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