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Daheim — 52.1915-1916

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Hefte 6-9, November 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.2803#0263
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Scitc 2 SLlKtKtKiK-^tKtKtKiÄtKIKiStK^iKrKiKjKSkiktKAtKrKMtKrKiKi«^ Nr. 6

Das Eingreifen Bulgariens in den Krieg an
der Seite der Zentralmächte und der Türkei
hat bei dem Vierverband eine Beunruhigung,
Kopflosigkeit und Zerfahrenheit hervorgerufen,
wie wir sie bisher bel ihm noch nicht erlebten.
Jmmer mehr schwindet auf der Seite unlerer
Gegner die Planmätzigkeit der militärischen
Maßnahmen; damit scheint der Krieg für sie in
steigendem Maße zu einem Abenteuer zu werden,
dessenAusgang kaum noch ungewiß ist. War schon
das anscheinend jetzt aufgegebene Unternehmen
gegen dieDardanellen leichtfertigster militärischer
Dilettantismus, nichts als ein nervöser Versuch,

hier die Erfolge zu er-
zwingen, die auf den an-
dern Kriegsschauplätzen
versagt blieben, um damit
den Balkan zu locken und
zu ködern, so kann man
in noch höherem Maß die
Landung der Truppen in
Saloniki, die den Serben
Hülfe bringen sollen, als
den Plan von Dilettanten
ersten Ranges bezeichnen.
Alle ernsten Politiker und
Strategen, auch auf gegne-
rischer Seite, sagen das
völlige Scheitern dieser
verfehlten Maßnahmen
voraus. Die treibende
Kraft aber ist auch hier,
wie schon dei der Dar-
danellenaktion, England.
Denn England ahnt nicht
nur, sondern weiß, weiß
es mit erschreckender Klar-
heit, daß es sich jetzt um
nichts mehr und weniger
handelt, als um seine Stel-
lung im nahen und fernen
Orient, daß auf Serbiens
Boden auch die Entschei-
dung über Ägypten nnd
Jndien fallen kann. Und
mag es nach außen hinnoch
so voll und breit ausposau-
nen, daß es noch lange nicht
am Ende seiner Kräfte
sei, daß es nicht eher die
Waffen niederlegen will,
als bis Deutschland und
seine Bundesgenossen end-
gültig niedergerungen sind,
mag es auch noch so sehr
auf die amerikanische
Waffenhilfe pochen — im
Jnnern ist es sich der
Lächerlichkeit seines Bra-
marbasierens doch bewußt,
und die Knie schlottern
ihm in Angst vor den
Gespenstern, die aus dem
Herenkessel, in dem es seine
Suppe braute, emporstei-
gen. Es ist doch erheb-
lich anders gekommen als
Sir Edward Grey bei

General Iekow,

Oberbefehlshaber der bulgarischen Armce.

Kriegsbeginn dem englischen Volke — wir
dürfen wohl sagen: vorlog, daß England nicht
mehr leiden würde, wenn es an dem Krieg
teilnehme, als wenn es ihm fernbliebe. Wenn
der schlaue Brite nach bewährtem Rezept
auch diesmal nach Möglichkeit andere ins
Feuer geschickt hat, ihm die Kastanien heraus-
zuholen, wenn auch Franzosen, Russen, Jta-
liener, Serben und die unterjochten Völker
seiner Kolonien bluten mußten, damit England
lebe und Vorteil habe, so mußte das Volk doch
schließlich selbst vors Brett, und die Wunden,
die der Krieg ihm schlug, sind tief genug, daß

Tle beiden crsten von deutschen Truppen eroberten serbischen Meschütze. Tie Kanonen stainmen aus der französischen Waffen- und Mu»itto»sfabrik

Treuzot. Phot. Lerliner JllustrationL-EeseUschast.
 
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