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Daheim — 53.1916-1917

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Hefte 22-26, März 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2792#1236
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Seite S Nr.L5.

danken wir ebenfalls dem Vorhandensein einer leistungsfä-
higen deutschen Hochseeflotte; denn Unterseeboote allein hätten
ein solches Borgehen unserer Feinde nicht zu hindern vermocht.

Und diese Bindung der britischen Hauptkraft zur See hat
wahrscheinlich auch bewirkt, daß man drüben nicht gewagt
hat, Großkampfschiffe ins Mittelmeer abzuzweigen. HStten
diese dort zur Berfügung gestanden, so dürfte der Angrrff der
Flotten der Westmächte gegen die Dardanellen nicht ein so
klägliches Fiasko gehabt haben.

Die Grundsätze, die früher als militärisch unbestreitbar
galten, haben noch heute Giltigkeit. Eine leistungsfähige Flotte
muß aus den verschiedenartigsten Schiffstypen zusammengesetzt
sein. Wollte eine größere Seemacht, verführt durch die Lei-
stungen und die Bedeutung der Tauchboote, den Ausbau der
Hochseeflotte vernachlSsstgen, so wäre das ein Borgehen, das
dem einer Heeresverwaltung vergleichbar sein würde, die stch
in Zukunft mit Flugzeugen begnügen und die Reiterei ab-
schaffen wollte Solche Fehler stnd in der Geschichte tatsächlich
gemacht worden, und deshalb erscheint es nötig, vor ihnen
zu warnen. Es hat eine Zeit gegeben, zu der in Frank-

reich der Bau von Linienschiffen gänzlich eingestellt wurde
und lediglich Kreuzer vom Stapel liesen. Sie ist unter der
Bezeichnung „jeuue Lcole" jedem Fachmanne bekannt Ihr
folgte eine Spanne, die genau entgegengesetzte Zisle verfolgte.
Man beschränkte sich aus den Bau großer Schlachtschiffe und
schuf nur einige wenige große und gar keine kleinen Kreuzer.
Jnfolgedeffen fand der Ausbruch des Weitkrieges die fran-
zöstsche Flotte unfähig zu selbständigem Handeln. Sie um-
faßte im Juli 1914: 29 Linienschiffe — darunter 18 Groß-
kampfschiffe — nicht einen einzigen Schlachtkreuzer, 3 neue
und 18 ganz wertlose Panzerkreuzer; nicht ein einziger mo-
derner kleiner Kreuzer war vorhanden, der neueste der neun ver-
wendungsbereiten war 1899 vom Stapel gelaufen. Bei einer
derartigen Zusammensetzung wäre die Flotte gar nicht imstande
gewesen, selbftändig Krieg zu führen.

Solche Fehler werden bei uns vermieden werden. Wer sich sür
die Bedeutung des Unterseeboot-Krieges und der Hochseeflotte
interesstert, dem kann als beste und zuverlässtgfte Quelle das An-
fang Februar erschienene billige Büchlein des Kontreadmiral
Hollweg: „Unser Recht auf den ll-Krieg" empsohlen werden.


Die kriegsanleihe ist üie Waffe üer Saheimgebliebenen.

V Ein Tag bei einer Feldfliegerabteilung im Osten. Von einem Fliegeroffizier. k-I

Das erste Licht brach durch die dunklen Wolken der Nacht,
der neue Tag begann, und mit ihm kam Leben in die ganze
Feldfliegerabteilung.

Als Quartier diente das über 200 Jahre alte Herren-
haus eines polnischen Großgrundbesitzers. Sämtliche Räume
waren von der Abteilung bewohnt. Ein selten schönes,
glänzend eingerichtetes Quartier, in dem es sich schon gut
leben ließ.

Kurz nach 3 Uhr erscheinen die Burschen, um die Osfiziere,
die zum Flug Lber den Feind angesetzt stnd, zu wecken. Zu-
erst muß die Flugzeugbesatzung, die den Ausklärungsflug zu
erledigen hat, aus den Federn. Frühes Aufstehen sind unsere
Flieger gewöhnt; nach kurzer Zeit begrüßten stch bereits „Franz"
und „Emil", so nennt man Beobachter und Flugzeugführer in
der Fliegersprache, beim Frühstückstisch im Kasino. Schnell
wurden Kakao und Brötchen und einige Eier herunterge-
schlungen, dann sprangen beide in das bereits vor dem Tor
haltende Auto, das sre zum Flugplatz brachte. Dieser lag
etwa 10 Minuten vom Quarlier entfernt. Ein großer ebener
Platz, hervorragend geeignet zum Abfliegen und Landen. Eine
aroße, an den Wald angebaute, geschickt gegen Sicht seindlicher
Flieger gedeckte Halle beherbergt sämtliche Flugzeuge.

Bis auf zwei Maschinen waren bereits alle aus den
Hallen herausgezogen. Lebhaftes Leben und Treiben herrschte
dort schon seit einer halben Stunde. Der tüchtige Werk-
meister mit seinen Monteuren ließ die Maschinen „auf Stand

laufen"; sorgsam prüfte er alles, nichts Berdächtiges entging
seinem Blick und seinem Ohr.

„Maschine flugbereit" meldete der erste Monteur den bei-
den Angekornmenen. Schnell wurden die Ledersachen ange-
zogen, und, gegen dieKälte geschützt, stiegen „Franz" und „Emil"
in die „Kiste". Der Photograph schleppte einen großen Kasten
herbei, aus dem er die Flugzeugkamera und die dazugehörigen
Platten dem Beobachter reichte. Alles verschwand in dem
Beobachtersitz. Sprengbomben wurden ebenfalls mitgenommen,
einige hingen bereits in den Abwurslöchern, die anderen
lagen zu Füßen des Beobachters. Beinahe zärtlich war der
Blick, mit dem ste betrachtet wurden; ist doch die größte
Freude sür den Beobachter, wenn er die Einschläge der ab-
geworsenen Bomben selber beobachten kann. Schnell wurde
noch das Maschinengewehr geprüft: Vorratsstreisen für be-
vorstehende Luftkämpfe, Leuchtpistole mit Patronen, alles lag
an seinem Platz. nichts fehlte.

Der Führer wandte sich um; sein Hintermann nickte Ein-
verständnis. Die Reise konnte losgehen.

. Mit Hilfe der Monteure rollte die Maschine zum Abflug-
platz. Ein großes weißes Leinwandkreuz zeigte die Stelle.
Leicht und sicher hob der Führer die Maschine vom Boden
ab, schnell stieg sie höher und höher, flog in einer großen
Schleife noch einmal um den Flugplatz, dann ging's nach
Osten dem Feinde entgegen; bald war sie unseren Augen
entschwunden.
 
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