bereits die
Turmtreppe
hinan. Undals
fich die jungen
Leute dann im
obersten Aus-
fichtsstockwerk
mit ihnen zu-
sammenfanden,
da legte fich jc-
der die Spuren
ihrer Erregung
als Anstren-
gung vom
schnellen Trep-
pensteigen aus.
Sie hatten
auch nicht nö-
tig, fich beson-
ders zurückzu-
halten: die
lSenferin be-
herrscht« alle
Aufmerksam-
keit mit ihrer
lauten Freude
über die unge-
ahnte Wucht
dieses heimat-
lichen Bebirgs-
bildes.
Sie fand, es
sei wohl mög-
lich, daß die
Tafel an der
.Feige' drun-
ten nicht flun-
kere. Humboldt
könne tatsäch-
lich diesen Aus-
spruch getan
haben. 2>^r
seien freilich
Ausblicke be-
kannt, die die-
fen hier un-
zweifelhast in
Schatten stell-
ten, und wenn
fie nur an die
Schweizer Na-
men.Mürren",
.Scheidegg"
und .Gorner Grat" erinnere. Aber dieser Blick hier ins Bober-
tal hinunter mit seinem Spielzeugschachtel-Städtchen Kupfer-
berg und mit den beiden Falkenbergen, diesen .Mythen-
geschwistern", und dann auf die trutzig - wuchtige Mauer des
Riesengebirges dahinter mit ihrer klaren, großzügigen Kamm-
linie über den wundervollen Wälderflanken, nein, das sei doch
etwas von so eigenem Reiz, daß rs sich im Gemüte nicht nur
des Schlesiers siegreich neben Erinnerungen an die Alpen»
»nd Pyrenäen-Wunder und an die der nordischen Fjord-Weü
behaupten könne.
Frau Luise wurde es warm »ms Herz bei diesem Lob-
preis heimischer Erde durch die weltbefahrene Schwester, und
der Pastor war gefeffelt, ja fast «in wenig geblendet durch die
gewandte Art, mit der die Halbfranzösin ihren Eindrücken
Worte lieh. Schwärmerische Begeisterung für alles Neuartig«
lag dem Guten eben gefährlich im Blute.
Heut aber wurde diese Anlage für ihn zur Wohltat: fie
machte ihn blind für das, was ihm sonst wohl an Ruth und
Hermann bittere Unruhe geweckt HStte. Und ehe er stch sachte
aus dem Banne der stemdartigen Persönlichkeit löste, hatten
die beiden jungen Leute wieder notdürstig Herrschast über fich
gewonnen.-
Auf der Heimfahrt saß Hermann mit so glückdurchglühtem
Gestcht der Genferin und der Pastor der bleichen Ruth so
stumm gegenüber, daß jene dachte: .Wenn's nicht Wahnstnn
wäre, bei der Iugend des Iunaen. könnt« «an meinen, «r
«m Fenfter. »emLlde ,»» »e»rs Poppe.
habe, während
wir diese Ge-
legenheits-
macherfahrt
unternahmen,
dem ungeschick-
ten Popen das
reizende Mäd-
chen wegge-
schnappt. Ge-
schehen ist da
irgendwas,
sonst wäre die
Kleine nicht so
geisterbleich?
RuthsBläffe
hatte aller-
dings ihren gu-
ten Grund.
Das Mäd-
chen saß wie
im Taumel aus
dem Wagensitz,
in gewisser
Weise Lber stch
selbst erstaunt.
Als .ver-
sollte ste
fich betrachten,
mit dem Her-
rensohne ver-
lobt, der ihr
besterKamerad
gewesen war,
solange fie zu-
rückdenken
konnte!
Hattestenicht
Vrund, außer
sich zu sein vor
Freude Lber
diese Wendung
ihres Geschik-
kes?
So stagte ste
fich immer wie-
der und konnte
doch zu keinetn
Freudeempfin-
den kommen.
Wenn sie ein
Ruck des Wa-
gens zwang,
das Gesicht des ihr gegenübersttzenden Pastors zu streifen,
dann quoll's ihr heiß zum Herzen und zum Kopfe, und ste
verging vor Angst, ihr Gestcht könnte plötzlich wie mit Blut
übergoffen erscheinen. ,Als wenn ich ihm gegenüber ein
schlechtes Eewiffen hätte!' dachte ste und wunderte sich doch
gleich, daß fie so was dachte. Die «ifrige Unterhaltung mit
der Genferin, in die stch der Pastor etwas Hals über Kopf ge-
stürzt hatte, drang nur wie fernes Gipfelrauschen in ihr Ohr.
Das Gespräch wurde aber so eistig, weil stch'r zum Polittschen
gewendet hatte.
Der letzte Brief bl. Gontards, von dem Frau Amölie er-
zählte, gab die Veranlaffung dazu; denn er sprach recht be-
sorgt von der nächsten Zukunft. Allerhand Beobachtungen,
die bl. Gontard in seiner internattonalen Umgebung gemacht
hatte, Nachrichten aus Lyon und Pari«, Anstagen von tzandels-
fteunden aus Petersburg, London und Brüffel, alles das ließ
ihn darauf schließen, daß fich wieder einmal ein schweres Un-
wetter über dem europäischen Frieden zusammenziehe.
.Nur in Deutschland," schtteb er, .scheint man nichts zu
ahnen. Nur Deine Landsleute, ma ebLrc, scheinen unempfind-
lich gegen die Siedehitze, zu der der Haß gegen st« rundum
gesttegen ift. Diese Deutschen mit ihrer verwünschten Art,
alles, was ste anfangen, so verboten sorgsam und gkündlich
zu treiben, fie sind uns allen überall im Wege auf der Bahn
zum Erfolge. So sagte mir gestern ein Londoner Geschästs-
freund: .Dieser «kelbafte dentkLe Fleik und diel« »erwünschtr
Turmtreppe
hinan. Undals
fich die jungen
Leute dann im
obersten Aus-
fichtsstockwerk
mit ihnen zu-
sammenfanden,
da legte fich jc-
der die Spuren
ihrer Erregung
als Anstren-
gung vom
schnellen Trep-
pensteigen aus.
Sie hatten
auch nicht nö-
tig, fich beson-
ders zurückzu-
halten: die
lSenferin be-
herrscht« alle
Aufmerksam-
keit mit ihrer
lauten Freude
über die unge-
ahnte Wucht
dieses heimat-
lichen Bebirgs-
bildes.
Sie fand, es
sei wohl mög-
lich, daß die
Tafel an der
.Feige' drun-
ten nicht flun-
kere. Humboldt
könne tatsäch-
lich diesen Aus-
spruch getan
haben. 2>^r
seien freilich
Ausblicke be-
kannt, die die-
fen hier un-
zweifelhast in
Schatten stell-
ten, und wenn
fie nur an die
Schweizer Na-
men.Mürren",
.Scheidegg"
und .Gorner Grat" erinnere. Aber dieser Blick hier ins Bober-
tal hinunter mit seinem Spielzeugschachtel-Städtchen Kupfer-
berg und mit den beiden Falkenbergen, diesen .Mythen-
geschwistern", und dann auf die trutzig - wuchtige Mauer des
Riesengebirges dahinter mit ihrer klaren, großzügigen Kamm-
linie über den wundervollen Wälderflanken, nein, das sei doch
etwas von so eigenem Reiz, daß rs sich im Gemüte nicht nur
des Schlesiers siegreich neben Erinnerungen an die Alpen»
»nd Pyrenäen-Wunder und an die der nordischen Fjord-Weü
behaupten könne.
Frau Luise wurde es warm »ms Herz bei diesem Lob-
preis heimischer Erde durch die weltbefahrene Schwester, und
der Pastor war gefeffelt, ja fast «in wenig geblendet durch die
gewandte Art, mit der die Halbfranzösin ihren Eindrücken
Worte lieh. Schwärmerische Begeisterung für alles Neuartig«
lag dem Guten eben gefährlich im Blute.
Heut aber wurde diese Anlage für ihn zur Wohltat: fie
machte ihn blind für das, was ihm sonst wohl an Ruth und
Hermann bittere Unruhe geweckt HStte. Und ehe er stch sachte
aus dem Banne der stemdartigen Persönlichkeit löste, hatten
die beiden jungen Leute wieder notdürstig Herrschast über fich
gewonnen.-
Auf der Heimfahrt saß Hermann mit so glückdurchglühtem
Gestcht der Genferin und der Pastor der bleichen Ruth so
stumm gegenüber, daß jene dachte: .Wenn's nicht Wahnstnn
wäre, bei der Iugend des Iunaen. könnt« «an meinen, «r
«m Fenfter. »emLlde ,»» »e»rs Poppe.
habe, während
wir diese Ge-
legenheits-
macherfahrt
unternahmen,
dem ungeschick-
ten Popen das
reizende Mäd-
chen wegge-
schnappt. Ge-
schehen ist da
irgendwas,
sonst wäre die
Kleine nicht so
geisterbleich?
RuthsBläffe
hatte aller-
dings ihren gu-
ten Grund.
Das Mäd-
chen saß wie
im Taumel aus
dem Wagensitz,
in gewisser
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selbst erstaunt.
Als .ver-
sollte ste
fich betrachten,
mit dem Her-
rensohne ver-
lobt, der ihr
besterKamerad
gewesen war,
solange fie zu-
rückdenken
konnte!
Hattestenicht
Vrund, außer
sich zu sein vor
Freude Lber
diese Wendung
ihres Geschik-
kes?
So stagte ste
fich immer wie-
der und konnte
doch zu keinetn
Freudeempfin-
den kommen.
Wenn sie ein
Ruck des Wa-
gens zwang,
das Gesicht des ihr gegenübersttzenden Pastors zu streifen,
dann quoll's ihr heiß zum Herzen und zum Kopfe, und ste
verging vor Angst, ihr Gestcht könnte plötzlich wie mit Blut
übergoffen erscheinen. ,Als wenn ich ihm gegenüber ein
schlechtes Eewiffen hätte!' dachte ste und wunderte sich doch
gleich, daß fie so was dachte. Die «ifrige Unterhaltung mit
der Genferin, in die stch der Pastor etwas Hals über Kopf ge-
stürzt hatte, drang nur wie fernes Gipfelrauschen in ihr Ohr.
Das Gespräch wurde aber so eistig, weil stch'r zum Polittschen
gewendet hatte.
Der letzte Brief bl. Gontards, von dem Frau Amölie er-
zählte, gab die Veranlaffung dazu; denn er sprach recht be-
sorgt von der nächsten Zukunft. Allerhand Beobachtungen,
die bl. Gontard in seiner internattonalen Umgebung gemacht
hatte, Nachrichten aus Lyon und Pari«, Anstagen von tzandels-
fteunden aus Petersburg, London und Brüffel, alles das ließ
ihn darauf schließen, daß fich wieder einmal ein schweres Un-
wetter über dem europäischen Frieden zusammenziehe.
.Nur in Deutschland," schtteb er, .scheint man nichts zu
ahnen. Nur Deine Landsleute, ma ebLrc, scheinen unempfind-
lich gegen die Siedehitze, zu der der Haß gegen st« rundum
gesttegen ift. Diese Deutschen mit ihrer verwünschten Art,
alles, was ste anfangen, so verboten sorgsam und gkündlich
zu treiben, fie sind uns allen überall im Wege auf der Bahn
zum Erfolge. So sagte mir gestern ein Londoner Geschästs-
freund: .Dieser «kelbafte dentkLe Fleik und diel« »erwünschtr