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Deutsche Kriegszeitung — 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.3215#0273
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Nr.35 - I.September 1918

Deutsche

Preis lA Pfennig

FUuftrrer'te Woehen^AuKgotbe

LIsrcruSgegeberB vorrr

Serltnrr Lokut-Anzeiyer

klus grotzer Zeit

von einem crUen l-reufziscken Dfsizier.
EEXII.

Einheitliche Leiiung — einseitige Aus-
sührung.

ambrai und Maubeuge waren das
Ziel der großen seindlichenOsfensioe,
Bapaume sollte dabei am ersten Tage
erreicht werden. Ein schöner Plan, aber
noch am sechsten Tage wurde bei Ba-
paume blutig gerungen und in nebel-
haster Ferne lagen die gesteckten Ziele.

Nicht als ob wir aus den Trümmer-
hausen Bapaume, der tief gelegen
keine Weitere Bedeutung hat, als daß
er den Namen einer Stadt trägt, die
einst dort stand, besonderen Wert legten.
Das letzte, was der Ort oder die Stelle
uns liefern konnte, das hat er uns bei
unserem Vorstoß in Gestalt wohlgefüllter
englischer Magazine geliefert. Seitdem
ist die Schale hohl, die Frucht verzehrt.
Aber die Kämpfe bei Bapaume zeigen
uns, wie einseitige Ausführung eines ge-
faßten Planes alle Ziele einer einheit-
lichen Leistung zu nichte machen kann.
Wie anders wären die Aussichten für
Foch gewesen, wenn an dem Tage unserer
Schlappe durch die Franzosen gleichzeitig
eine Schlappe zwischen Puisieux und Be-
aumont-Hamel durch die Engländer uns
getroffen hätte. Dann wäre in der Tat
Bapaume mm e r st e n Tage gefährdet,
und der Plan Fochs seiner Vollendung
bedenklich näher gebracht worden. Aber
wer jemals in englischen Lagern war,
wer Englands Koalitionskriege studiert
hat, der weiß, daß dem dünkelhaften
Insulaner nichts unerträglicher ist als
Unterordnung.unter fremdländischem Be-
sehl, und daß der engUscheKsne5al,helbft ;
wenn er den Plan des ihm übergeordne-
ten Feldherrn als richtig erkennt, seine
velbständigkeit deutlich zu machen oer-
juchen wird, sei es auch nur durch ver-
spätete Ausführung seines Anteiles an
Aufgabe, um dem Oberkommandieren-

wordenen Auftrag zu erfüllen bereit ist,

- „onl^ I)LLL086 I Vvlll".

Jedesmal, wenn die Entente den Be-
schluß einer Osfensive faßte und der WZt
bekanntgab, wies sie darauf hin, daß
nunmehr der Erfolg nicht mehr ausblei-

bringen. Selbst wenn die Engländer
durch unsere Frühjahrsschläge so übel
mitgenommen waren, daß ihre Beteili-
gung an Fochs Durchbruchsversuchen
keine vollständige sein konnte, so hätten
sie doch in dieser Beziehung mehr leisten

kapitänleutnant Hunclius^ kommanclcint eines U-Vootes, urbab».

erhielt den Orden „?onr ls ^lerits" als Anerkennung für eisernc Ausdauer und befondere Tatkrast,
durch die dem Feinde -durch Der,entung von 76 Schiffen ein erheblicher Schaden zugefügt wurde.

den zu zeigen, daß er zwar den ihm ge-

^Wöchentlichen Kriegs-
I H schauplahkarte" vomDerlage
"7V* der Kriegshilse München

Nordwest in funf vierfarbigen Teilkarten mit
den Frontereignlffen vom 19. bis zum
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heriger Absah über 16 Millionen Kriegskarten.


ganze bunte Entente - Armee behorrscl
Nach der Ernennüng des Generals Fc
zum Generalissimus schien dieses idec
Stadium der einheitlichen Leitung de^
auch tatsächlich erreicht worden zu se
aber die Ereignisse haben uns gerade
der letzten Zeit darüber belehrt, daß Fc
mit großen Schwierigkeiten zu kämpf
hat, um das Uhrwerk der gemeinscha
lichen Offenswe in geregelten Kang

können, als sie in M'cklichkeit leisteten,
und sich nicht nur auf das immer wieder-
holte Hineinhetzen ihres kolonialen Ka-
nonenfutters in den Kampf beschränken
dürfen. Was sonst ihrerseits vor der
Front der Heeresgruppe Rupprecht ge-
schah, war tatsächlich nicht als eine ernste
Unterstützung der ihr Blut in Strömen
vergießenden französischen Armee anzu-
sehen, um so weniger, als gerade die Er-
bitterung der franzöfifchen Bemübungen

dsutlich genug zeigte, daß Foch diesmA
vie Notwendigkeit erkannte, alles auf
eine Tarte zu setzen, um die Entscheidung
des Krieges herbeizuführen. Mit echt
englischem Phlegma aber leckte der briti-
sche Löwe seins Wunden, nur von Zeit zu
Zeit in Gestalt schwacher Bewegungen
zu erkennen gsbend, daß ihm der Schlach-
tendonner oon drüben nicht entging.

Endlich, nachdem zwei Durchbruchsver-
suche Fochs gescheitert waren und der
dritte bereits aufgehalten wurde, hatte er
sich ebensalls zum Sprung aufgerafft —
und dank der weisen Fürsorge unserer
Heeresleitung sich dabei blutig geschlagen.
Wie anders wären vielleicht die Aus-
sichten des Engländers gewesen, wenn er,
während die HeeresgruppeBöhn in schwe-
rem, alle ihre Krüfte m Anspruch neh-
mendem Ringen gegen den zweiten
Durchbruchsversuch Fochs stand, einen
Schlag gegen den zwischen Pujsieux und
Beaumont-Hamel weit in die feindliche
Stellung hineinragenden deutschcn
Stellungsbogen getan hätte! Aber er
unterließ dies und verlor damit nicht nur
die Gelegenheit zu einem Erfolg, sondern
erlaubte unserer Heeresleitung unge-
ftört, diesen Bogen aufzugeben. Erst nach
dem dies geschehen war, entsann sich der
Engländer, daß er hier etwss hätte tun
müssen, wie seine Vorstöße bei Ayette be-
wiesen. Aber erst nach dem für Foch so
furchtbar blutigen 20. August wurde er
sich feiner Pflicht vollkommen bewußt,
erkannte er, daß er den Franzosen nicht
allein die Ausführung des gesaßten
Planes überlassen durfte, und zerschlug
sich nun, zu spät für Foch, an der Linie,
die er uns ungehindert vorbereiten ließ.
Mangelhaft unterstützt, hatten Frank-
reichs cheere Strv.ne von Blut vergossen,
ohne einen Erfolg erzwingen zu können.
Mit tiefstem Unwillen wird man in
Paris erkennen, daß bei derartiger ein-
seitiger Ausführung gemeinsamer Bs-
schlüsse die Söhne Frankreichs zum Ver-
bluten verurteilt sind, und es dürfte den
Franzosen nur wenig Trost gewähren,
daß schließlich auch noch englisches Blut
in Strömen geflossen ist und heute noch
fließt.

Wir betrachten nunmehr die Ereignisse
der außerordentlich blutigen Woche.

Ein Großkampftag zwischen Oise und
Aisne.

Daß Generalifsimus Foch nach seinen
gescheiterten Angrisfen beiderseits der
Avre einen neuen Durchbruchsversuck>
 
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