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Deutsche Kriegszeitung — 1918

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Jllrrftrrerte Woehen-AuSgabe

Heecr g eyeb e » r»c»rr»

SerlLner Koknt-An?eiyer

Nus grotzer Zeit

von einem alten^preußiscben Gfsiziec.

ocxxii.

Hier deutsches Schwect allein!

^em Zusammenbruch Bulgariens ist
unter fast noch katastrophaleren Um-
ständen der unseres k.u.k.Bundesgenossen
gefolgt. Wenige Tage zuvor noch siegreich
in heldenmütigem Abwehrkampf, ist das
ganze §)eer uns:res Verbündeten nach
der nach Wilsonschen Rszept oollzogenen
Teilung der Lande der Habsburgi-
schen Monarchie in einzelne Nationali-
täten zersplittert und zerronnen, und das
einst mächtige Qsterreich-Ungarn der En-
tente auf Gnade und Ungnade ausge-
liefert worden. Daß nicht Gnade,
sondern Ungnads dem Feinde die
Waffenstillstandsbedingungen in die Fe-
der diktierte, das war zu erwarten; aber
wir müssen es der Wehrlosigkeit unserer
deutschen Brüder in Osterreich zugut
halten, wenn sie gegen die Bedingungen,
die unseren Wassenbruder von gestern
zwingen wollen, an uns zum Verräter
zu werden, nur mit einem schwa-
chen Protesl entgegenzutreten vermoch-
ten. — Ungefähr zu gleicher Zeit wie der
einst so stolze Kaiserstaat, versagte auch
die Türkei, und so bleibt uns denn nichts
weiter übrig, als zum Schutze sür die
teure Heimat, sür Haus und Hof auf
das deutsche Schwert allein zu vertrauen.

Anerkannte helden

sind unsere tapseren Brüder im seld-^
>grauen Kleide, und deshalb können wir
erhobenen Hauptes den kommenden
schweren Stunden entgegensehen.

„Deutschland hofft auf seine Kinder, es
hofst, ja es fleht, datz sie so uralten
Ruhm, so heilige Namen, so ehrwürdige
Erinnerungen, als auf diesem geweihten

Leutnant Schafer ch

Dom Zäger zum Flieger

Tagebuchblatter und Änefe

Mit 15 Aufnahmen

Verlag Augusi Scherl G.m.b.H. Äerlin

Boden ruhen, nicht untergehen lassen."
So schrieb in ernster Stunde Ernst
Moritz Arndt, und wenn uns heute in
nicht minder ernsten Tagen ähnliche Ge-
fichle erfüllen, so schöpfen wir doch aus
dem prachtvollen Widerstande unserer

zu reden, zeigt uns, wie hoch der Gegner
die Tapferkeit unserer Brüder einschätzt,
wenn er sie nur durch zahlenmäßige
Uberlegenheit brechen zu können glaubt.

Aber auch diese zahlenmäßige Über-
legenheit wird keineswegs den Ausschlag

Generalleutnant wilh. Gröner,

Uer neue Lrste Generalquartiermeister.

Bruder im Westen, aus den sich häufen-
den Abwehrerfolgen ihrer Waffen das
feste Vertrauen, daß unser Hoffen kein
vergebliches ist. Allein die Tatsache, dckß
unsere Feinde der Welt- gegenüber die
Gewißheit ihres Sieges aus das Ein-
treffen von 2 Millionen Amerikanern
und aus die gewaltige numerische Über-
legenheit der Ententeheere stützen, statt
wie früher von der Erschlaffung unseres
Widerstandes und unserer Manneszucht

zu geben vermögen, wie uns der bis-
berige Verlaus des Abwehrkampses und
die stets wachsende Zähigkeit des deut-
schen Widerstandes zeigen. Die kritische
Zeit des Ringens war für unsere Heere
ohne Zweifel von Juli bis Sdptember
des Jahres. Von einer gewaltigen
Übermacht sollten damals unsere Trup-
pen in dem zur Verteidigung wenig ge-
eigneten Gelände unseres Frühjahrsge-
winnes stückweise zermalmt werden.

llberraschende Massenangriffe gaben dem
Gegner Anfangserfolge, die einem min-
der guten Heere wie dem deutschen gegen-
über den vollen Erfolg verbürgt haben
würden. Unsere Truppen aber führten,
unbeeinflußt durch die empfangenen
schweren Schläge, den Abwehrkampf in
die Ausgangsstellungen der Frühjahrs-
ofßensive, Schritt für Schritt zurück-
weichend, musterhast durch. Uberraschung
und Massenangriff war auch der Plan
für den zweiten Teil der seindlichen
Osfensive, dessen Ziel der Durchbruch
unserer 700-Kilometer-Front war. Ver-
kürzung unserer Front zur Stärkung und
Verdichtung derselben unter gleichzeitiger
Aussparung von Reservekräften zum
Einsatz an besonders bedrohten Stellen
war unser Gegenplan und, wie im unge-
fährlichen Manöoerselde, vollzog und
vollzieht er sich unter bestänigem Front-
machen gegen den anstürmenden Gegner
und unter schärfsten Gegenstößen. Mag
auch unter gewaltigstem Druck des Fein-
des der deutsche Stahlring sich biegen,
er bricht und reißt nicht. Er hält, bis
alle Bewegungen, die unter seinem
Schutz dem Plan entsprechend vollzogen
werden müssen, durchgeführt sind, und
verweigert dem ungestümen Gegner je--
den Erfolg, der die Sicherheit des Grenz-
schutzes und der dahinterliegenden Hei-
mat gefährden könnte.

Dabei hat Äieser herrliche Widerstand,!
den nur eine vom höchsten Mut beseelte
Armee zu leisten vermochte, unserer
Heeresleitung Zeit und Gelegenheit ge-
boten, unsere Reserven aufzusüllen und
den bei monatelangen Abwehrkämpfen
unvermeidlichen Verlust an Kriegsmate-
rial voll ouszugleichen und damit unsere
Widerstandskraft in demselben Maße
verstärkt, wie die Angrisfskraft des Fein-
des durch ununterbrochene vereitelte
Durchbruchsversuche naturgemäß ge-
schwächt werden mußte. — Nicht wir
allein erkennen diese aus der Tapferkeit
unserer Brüder in Wasfen geschaffene
Tatsache dankbar an, der F'eind empfin-
det sie zähneknirschend und hält es heute
für angebracht, in seiner Presse den Mut
und die Tapferkeit der deutschen Solda-
ten ebenso hervorzuheben, wie er sie in
dem Augenblick herabsetzen zu können
glaubte, als er sich etwas leichten Sieges
sicher wähnte. Wir können aber man-
ches aus diesen Äußerungen des Feindes
lernen, was uns zu denken gibt: „So-
lange ein Hohenzoller regiert, solange
der Generalstab die Politik bestimmt,
 
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