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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 63-91, Februar 1916)
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Die Wacht im Osten.

lricht, daß maucher, so fie liest, daraus heilsame Lehre
zieht und lieber daheim bleibt iu uuserem kalteu Ror-
de«, als iu dem souuige» Laud« fich deu Keim zum
Tode holt, wie mriu armer, lieber, junger Herr von
Sturmberg. Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe und
eiu frohes Auferstehe»!

Jch war zu derselbigen Zeit noch junger Studio
«u der hohen Echule zu Prag, wo ich mich neben der
Theologie auch gar eifrig mit dem Lateiuischeu be-
schüftigte. Und weil ich so, um mich in der Sprache
zu üben, immer wieder die Werke der römischen
Redner »nd Dichter laS, wuchs i» mir allmählich eiue
schier unbezwingliche Sehusucht nach dem Lande Jtalia
und vornehmlich nach der Stadt Rom empor. Das
mag meinen Profefioren, die mir gar wohl gesinnt
waren, nicht verborgen geblieben sein, so daß sie fich
für mich verwandte», und so erhielt ich die Stelle
eines HofmeisterS bei dem jungen Herrn Georg von
Stnrmberg, der »ach Jtalien reifen sollte, um dort
höfische Sitte zu lernen und so »ebeobei auf der hohe»
Schule zu Bologna etliches von den gelehrten Lehreru
des Rechtes zu profitieren, denn er war auS vor-
nehmem Hause uud dazu bestimmt, dereinst alS ge-
lehrter Richter i» die Dienste unserer römisch-deutschen
Majestüt zu treten.

Als Hofmeister konnte ich mich nua freilich nicht
aufspielcn, denn der Unterschied der Jahre war nur
gering, aber ich kanu wohl sagen, daß ich ihm ein
guter Freund wurde und er mir desgleicheu, und ist

es nicht meine Schuld, wenu jene Reife ei» so trau-
rigeS Ende hatte, fondern es lag solcheS wohl im
Buche des SchicksalS geschriebe».

Junker Georg war ci» stattlicher Jüngling, wohl
einen Kopf größer als ich, breit in den Echultern, von
lieblichen GesichtSzügen, uud war eS ein Bergnügen,
ihm nachzusehen, wenn er im schmuckeu Gewande
durch die Straßen schritt, das Federnbarett keck auf
den blonden Locke», welche bis auf die Schultern her-
abwallteu. DaS Schönste an ihm aber waren wohl
seine Augcn, große, blaue, strahleude, lachende Augen,
wie man sie dort zu Lande nicht kcnnt, wo selbst die
Schönsteu der Schönen aus schwarzen, unergründlichen
Augen in die Welt blicken, daß man nicht weiß, wie
man mit ihuen daian ist, denn jeuer Poet hat mei-
neS DafürhaltenS recht, welcher behauptet, daß des
Menschen Seele sich auS dcn Augen lesen laffe. Für
meinen Junker Georg traf das wohl zu, denn er hatte
die schönsten Augen und die reinste Seele, so ich je
kennen gelernt. Bei den Welschen aber mit ihren
dunklen Guckern find jene uoch die Besten, deren
Augeu schwarz und unergründlich scheinen. Viele von
ihneu aber habeu einen so tückischen Blick, daß die
Weiber auf den Straßen erschreckcn, wenn sie ihnen
begegnen, und das heilige KreuzcSzeichen über fich und
ihre Kinder machen, um den bösen Zauber abzuweh-
ren, dcr in dem Blicke liegt. ES ist dies dort zu
Lande etwaS sehr HLufiges, und nennen sie es das
böse Auge. ^

Der Herr Alexandro Castelletti, au den mein Juuker
empfohlen war, und der uns mit überschwSnglicher
Freundlichkeit empfangen hatte, befaß dies böse Auge,
so daß ich ia seiner Gegenwart niemals eine gewisse
Beklemmung loSwerden kounte, so, alS sLße ich ber
Tische mit einer bösen Katzc, welche nur darauf lauert,
über uns herzufallen und uus zu zersleischen. Jch
sprach auch darüber mit meinem jungen Herr», aber
uur cin einziges Mal, denn er wurde fehr böse und
verwies mir meine Rede als Undankbarkeit, weil doch
der Herr Castelletti uns sein Haus so gastfrenndlich
geöffnct habe. Uud ich konute ihm tatsSchlich nicht
Uurecht geben, denn dazumal hatte ich nur daS Ge-
fühl Md noch keinen Beweis. Und in meiner Einfalt
ahnte ich auch nicht, daß eS weniger des Herrn Castel-
lettiS Gastsreundschaft war, die Junker Georg anzog,
alS die schlanke Gestalt und die so unergründlichen
Augen Donna GinevraS, dcr Ehegemahlin unseres
Gastfreundes. Si« war wohl mehr alS 20 Jahre
jünger denn ihr Gemahl uud schöu wie Lilith, AdamS
ersteS Weib, die nur eine verkappte Teuflin war. Jch
habe mir oft Vorwürfe gemacht, daß ich die Augen
nicht offcn hielt. Aber als Theologus verstaud ich
nur wenig von diesen wcltlichen Dingen. Auch ging
Georg immer öfter ohne meine Begleitung ia Herr»
Castellettis Haus, währcnd ich in der reichen Biblio-
thek der Universität meiner Leidenschast fröhnea und
ür altc» Bücher» und kostbaren Pergamenten lesen
kounte. (Echluß folgt.)

Crust uud Scherz.

FreuudeSwahl.

Riemand sei von dir erkiest,

Der dir selber Freund nicht ist;

Der fich selber Freund uur ist,

Sei niemalS von dir erkiest.

—_Friedrich v. Logau.

Wi« „Jah" de» Johu «nll verprügelt«.

Ein dcutscher Arzt war nach dcr Uebergabe TfingtauS
nach Kioto in Japaa gekomme», war durch den japa-
uischen Admiral in Freiheit gesetzt worden und hatt«,
mit dem kaiserlich-japanischen Reisepaß versehen, auf
einem japauischen Paffagierdampfer die Reise uach den
Bereinigten Staaren gemacht. Ueber seine Erlebnrffe
berichtet der 8rzt folgeudeS:

„Jn Hongkong wurde ich die unfteiwillige Ursache
eineS ZusammenstoßeS zwischen Japanern uud Eng-
H lLndern. Unser Dampfer, die »Ehiba Maru», war
durch einen euglischen Zerstörer gegenüber Hongkong
augehalten wordeu. Trotz der „Alliaace" wurde der
Dampfer durchsucht.

Bei der Durchsicht der Passagierliste entdeckte ma»
meinen Rameu, ich wurde in die Kajüte des KapitLns
gerufen, wo mich eia bartloser englischer Held als
kriegsgefangen erklLrte. Der Protest deS KapitänS
augcfichtS deS i» meiucii» Besitz befindlichen japani-
schen PaffeS wurde mit eiuer verSchUicheu Bewegung
beantwortet.

Lber dadurch wurde der japanische Zorn entfacht.
Einen Kaiserlich japauischen Paß von den EnglLndern
mit Berachtung behandeln laffen.-Niemals!-

Rach eiuer Auseinandersetzung, die durchauS nicht
mit leiser Stimme geschah, erklärte der Engländer
auch unsern Kapitäa für verhaftet.

Aber da hätte man die Japaner eiumal sehen
solle»! BerLchtlich wanhte sich der soust schr höfliche
japanische KapitLu um und rief seinen 1. Osfizier zu
sich, den er iu kurzen Worten das Vorgesallene mit-
trilte, wvrauf fich dieser zurückzog. Der EnglLnder
ließ nuu S seiner Leute an Bord des Dampfers
kommen um mich und dea Kapitän auf de» Zerstörer
zu briugen. Als wir au Deck kameu, bot stch unS'
ein köstlicher Aablick dar.

Die Japaner hatteu die Engländer festgebunden
und diese wurden nun nach allen Regeln des Kiel-
verfahrcnS behandelt und auS der NLHe des Zer-
störcrs iu die NLHe ves bereits heimlich verständigten
japanifchcn Kreuzers „Aseki" gebracht, begleitet vo»
dem triumphierenden Geschrei der SchiffSdesatzuug.

RiemalS in meinem Leben habe ich so gelacht!
Wir wurden aach Hongkong gebracht, wo Protest ein-
gelegt wurde mit dem Ergebnis, daß der zukünftige
Relsoa zu vier Wochen GcfängniS verurteilt wurde.

Querschläger.

Jndem der Z-r auf daS GlatteiS der Drrma geht,
tauzt er auf einem Vulkaae.

Marinrmifall.

Einer unserer blaueu Jungen berichtet: „Neulich ist
mir draußen mal etwas passiert, daS ich ger» den
Leuteu erzählen möchte, die mit dem Effen »icht zu-
ftieden find. Wir lagen draußen bei z-emlich hoher
See, unscr Kahn rollte und stampfte zum Gotterbarmen.
Jch rührte gerads in der Bohnensuppe herum, alS das
Boot mit einem Male überholle und die ganzen
Sachen vom Regal fiele«, darunter eine volle Schachtel
Putzpomade, die direkt in die Suppe ficl. Rach län-
gerem Fischen schaffte ich die Echachtel wieder anS

TageSlicht. Natürlich leer! ES war alles heraus-
geschmolzen. Was tun? Hunger hatten wir ganz ge-
HLrig. Da meiue Kameraden an Deck von dem Unfall
nichts bemerkt hatten, beschloß ich auch nichts z« sagen.
Wir haben die Bohnensuppe bis auf den letzten Löffel
verdrückt und sie hat tadellos geschmeckt. AlS ich nach-
her aa Deck stand, hörte ich uoch wie Friedrich zu
Hinnerk, der ia der Koje lag, sagte: „ES ist doch gleich
rauSzuschmecke», wena Hein von seine Bouillonwürfel
zwischen hat." Die Schachtel Putzpomade sucht er
heute noch. Jch laffe ihn ruhig sucheu."

Flirgerverse.

Wirfst du die Schraube an, so bleibe
Weit ab mit deineS KnieS Scheibe.

Gieb alle Hilfe möglichst grob,

Sofort steht die Maschiue Kopp.

Hat der Motor deS OeleS Schnupfen,

D-nn wirst du, st-tt zu fliegen, hupfe».

I« Felde.

Eine euglische Aerztin, di« auch alS grimmige Suffra-
gette bekannt ist, bemerkt zu eiuem Soldaten, deu fie
im Feldlazarett verbindet:

„Wiffen Sie, daß Jhr Geficht mir merkwürdig be-
kannt vorkommt? Jch muß Jhnen scho» irgendeiuinal
begegnet sein!"

„Schon möglich," erwiderte der Londoner Krieger,
„in ZivU bin ich Schutzmann."

Tr««eS Grmüt.

Bei tiner englischen Hochzeit hatte der Geistliche den
Bräutigam, einen Witwer, auch schon mit seiner ersten
Frau zusammengegcben. Er erinnerte ihn im Laufe
der Festlichkeü daran uud sprach seine Genugtuung
aus über daS Band, daS fie aus diese Weise verkuüpste.

„Ja," sagte der neue Ehemanu rrnt Rührung, „Sie
haben mich immer getraut, und" — — setzte er mit
Hcstigkeit hinzu — — „Sie sollen mich auch immer
trauen!" _

«»» deu gemeiusteu Hausuachbar»,

die es wohl je gegeben hat, wuhte der Kongreßmann
Samuel M. Taplor von ArkansaS zu erzählen. Wenig-
stenS hält Herr Smith jene Rachbarn für ausgesucht
gemeine Meuschen und fagte eines Tages zu Taplor:

„Es ist geradezu entsetzlich, daß solche Leute uebe»
uns wohnen; sie machen meine Frau noch verrückt."

„Wieso denn," fragte Taplor. „Sind fie so un-
angeuehm oder zanken sie sich vielleicht?"

,Za, eS vergeht bei ihnen kein T-g ohne eine hef-
tige AuSeinandersetzung. Sie sagen fich gsgenseitig
allerlei Grobheiteu und daS ist cs, was meine Frau
fafi verrückt macht. Sie zanken sich »ämlich in eiuer
ftemdeu Sprache, und meine Frau versteht von dem,
was fie sagen, nicht eia Wort!"

DaS «e»e M»ster.

Er war Einkäufer für ein groheS ExporthauS, und
war arg verliebt. Eines Abends raubte er ihr einen Kuß.

„Ah!" rief er. „DicseS Muster gefällt mir so a»S-
gezeichnet, daß ich mit Jhnen für Jhren ganzen Vorrat
abschließen möchte."

Er wurde auf der Stelle erhört.

H1a»erk.

Hinuerk ist im Begriff, scinen letzten Roggen ein-
zufahr-«. Am Hiunnel zieht eia Gewitter auf, und

alles beeilt sich, daS lctzte Fuder unter Dach zu
bringen. AlS der letzte Wagen gerade zum Hostor
hineinsährt, fallen die ersten Tropfe», und HinNerk
blickte triumphietend nach dem Himmel auf mit den
Worten:

„Do bin ick di doch tau flink west!" Jn demsclbeu
Augenblick schlägt das Fuder vor dem Scheunentor
üm. Erschrocken und bctrübt schaut Hinnerk wiedcr
zum lieben Gott auf und meiut ganz verdutzt:

„Du kannst ok gor keenen Spaß verdragen!"

U«g«die»ter La»dst»rm.

„Neumann, was sind Sie in Zivil?"

„Profeffor der Philosophie, Herr Unteroffizier."

„Philosophie? Ra, da wiffen Sie vielleicht auch,
wat 'ne Jdee is?"

„Zu Befehl, Herr Unteroffizier. Die Jdee ist ber
Plato daS Objekt deS reinen BegriffS, bei Kaut ei»
Bernunstsbegriff, bei . . ."

„Echön, schön! Dann rücken Se mal Jhr Jewehr
'ae Jdee nach linkr!"_

Bom Hrrbstmauöver.

Ede: „Bier Tage „Mittel' hab' ick weg, weil ick
mir erwifchen ließ."

Lude: „Vom Feinde?"

Ede: „Ree, vom Serjanten, alS ick jrade eenem
Huhn den HalS umdrehte."

Die «aschhaste» Lehrlstrg«.

Kunden: „DaS RaUengist mag ja ganz vorzüglich
sei» — aber die Ratten nehmen eS nicht; Sie müß-
ten eS schmackhaster machen!"

Drogist: „Das habe ich auch schon versucht, aber
dann freffeu'S mir die Lehrlinge immer wieder auf."

_ Fl. Bl.

«Sts-U

(Auflösungeu in der nLchstea Rnmmer.)

DaS Erste naht in Pracht
Mit blumigen Gefilde»,

Und waS die andere sagt,

Hilst unsern Erdball bilden.

Vereinige die beiden
Nuu rasch zu einem Wort,

- Jn eincm schönen Zweite»

Liegt stolz das gauze Wort.

Scherzfragen.

WaS ist ein Zylinderhut ohae Futter?

*

WaS ist der Rann, der sei» verregneteS Kamisol
da trocknet? (Anuoort ia der Frage.)

*

Nimm mitteu im Sommer zwei Ermer Waffer und
kehre sie um. WaS wird darauS?

A»flös««g der RStfel st» Nr. S0:

Hagen, Dortmund, Effen, Remagen, Siege«. —

Fli-

der

Ha

gen
 
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