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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 245-275, August 1916)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2910#1237
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Die Wacht im Vpen

Berlin, 3V. 8. Die Erneimung Hinden-
burgs zum Chef des Erotzen Eeneralstabes,
«nd seines treuen, geistvollen Eehilfen Luden-
dorff zum Eeneral-Quartiermeister wird von
den Zeitungen mit Freuden und mit dem Ver-
trauen begrüfft, das mit Hindenburgs Namen
unlösbar verbunden ist.

Kristiania, 29.8. WTB. DieAdmiralität
benachrichtigte die norwegische Eesandtschaft in
London, der Dampfer „Jsdalen" sei im Mit-
telmeer durch U-Boot versenkt, die Besatzung
nach Toulon gebracht.

Rotterdam, 29. 8. Das Abkommen der
britischen und niederländischen Regierung über
Heringsfischerei gilt bis Ende März 1917.
Die Reeder können fir Menschenverluste und
andere Schäden Vergütung fordern. England
wird die Stoffe fir Ausbesserung der Fahr-
zeuge und Netze unter den Bedingungen der
Meistbegünstigung nach Holland ausfihren.

Kopenhagen, 29. 8. WTB. aus Stock-
holm. Der Britendampser „Mandschuria"
(6000 To.), der mit schwedischer Besatzung
nach England überfihrt werden sollte, ist im
Hafen infolge einer Explofion gesunken, welche
durch Höllenmaschine verursacht sein soll. Jn
Jacobstadt wurde fast gleichzeitig auf gleiche
Art ein belgischer Dampfer mit schwedischer
Besatzung versenkt.

Berlin, 29.8. V. Z. aus Eenf. Die be-
absichtigte nochmalige Untersuchung der fran-
zöfischen Dienstuntauglichen regt die Lffentliche
Meinung Frankreichs um so mehr auf, als die
Untersuchung gewiffer Kategorien, während
das Kriegsministerium noch dariiber berät,
bereits vorgenommen wird (Augen- und
Ohrenkranke). Hiergegen wendet fich der Ab-
geordnete Rognon im Petit Journal : Wenn
abermalige militärische Untersuchungen not-
wendig sein sollten, müßte das Parlament
entscheiden.

Vern, 29. 8. Der gestrige italienische Mi-
nisterrat behandelte die neue Lage der deut-
en Staatsangehörigen in Jtalien. Corriere.
e Deutschen werden die gleiche Behandlung
erfahren wie die Österreicher, denen in Sardinien
und SLditalien Wohnorte unter Bewachung
angewiesen sind.

Berlin, 29. 8. L.-A. Basl. Nachr.: Das
italienische Salonikikorps umfatzt 4 Regimenter,
darunter ein Bersaglieriregiment. Die sehr
fingen Offiziere fallen allgemein auf. Die
Ausrüstung mit Eebirgsartillerie wird als
vorzüglich bezeichnet. Beim Eintreffen der
Jtaliener in SalonR ließ fich kein griechisches
Militär sehen.

London, 29. 8. Reuter aus Athen: Der
König leidet neuerdings an den Folgen der
letzten Operation, da sich die Wunde entzündet
hat. Es wird eine nochmalige kleine Opera-
tion nötig sein. Der Köfig ist deshalb autzer-
stande, die Wordnung der Liberalen Partei
zu empfangen.

Bern. T. U. Die bulgarischen Truppen
wurden, wie aus Kastoria berichtet wird, bei
der Verfolgung mit Elockengeläute empfangen.
Zur Bestreitung der Kosten fir Verlegung
und Verpflegung der griechischen Truppen,
erbat der griechische Kriegsminister einen Kredit
von 3 Millionen, der sofort bewilligt wurde.
Die telegraphische Verbindung von Athen nach
Kawalla wurde durch drahtlose Telegraphie
ersetzt.

Berlin, 30. 8. B. T. Jn Athen fand
eine Massenkundgebung von 1500 Veniselisten
statt, die infolge der Regierungsmaßnahmen
ohne Zwischenfall verlief.

Berlin, 30.8. B. T. aus Athen. Die Ver-
bandsvertreter verdoppeln ihre Anstrengungen,
da die Heeresleitung deutschfreundlich ist, diese
Offiziere durch andere zu ersetzen.

Berlin, 29. 8. B. T. aus Wien: Hier
ist b^aimt, dah sowohl das Auswärtige Amt
in London wie das Pariser Auhenministerium
schon vor 12 Tagen dariiber unterrichtet waren,
dah Rumämen gegen die Mittelmächte am
Kriege teilnehmen werde.

Berlin, 29. 8. Kr.-Z. aus Bukarest:
„Dimineata" zufolge Lberreichte der deutsche

Eesandte von dem Bussche gelegentlich der
Audienz am Mittwoch dem Künig Ferdinand
ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers
Wilhelm.

Berlin, 29. 8. B. Z. König Ferdinand
erklärte kurz vor dem Kronrate dem deutschen
Eesandten auf das Besttmmteste, er werde
niemals seine Zusttmmung zur Kriegserklärung
an die Mittelmächte geben; er deutete sogar
an, er würde eher auf die Krone verzichten.
Militärische Mahnahmen, die auf den Befehl
des Königs zurückgefihrt werden, erweckten in
den letzten Tagen sogar den Anschein, als sei
die Lage etwas erleichtert.

Die telegraphischen Verbindungen mit Ru-
mänien find seit Sonntag abend unterbrochen.

Verlin, 29. 8. V. Z. Die Begründung
der Kriegserklärung Rumäniens lautet dahin,
dah 1. der Bündnisvertrag mit dem Dreibund
durch ALfall Jtaliens gegenstandslos, 2. ebenso
der Zweck des BLndniffes, das auf Erhaltung
des Friedens abzielte, hinfällig geworden,
3. die Lage auf dem Balkan durch Osterreich-
llngarn geftört worden sei.

Budapest, 28. 8. WTB. Die mit der
Unterschrist des rumänischen Auhemninisters
versehene Note, die 8.45 überreicht wurde,
kündigte an, dah Rumänien stch um 9 Uhr im
Kriegszustand mit der Monarchie befinden
werde und offenbart dadurch die Wficht der
llberrumpelung mit den plumpesten Mitteln.

Rumänien ist, wie jetzt mitgeteilt werden
kann, seit 3 Jahrzehnten durch ein Bundnis
an uns gekniipst, das immer wieder, zuletzt
im Jahre 1912 während der Balkanwirren,
erneuert wurde. Der Bündnisvertrag fiht
nicht auf dem Dreibunde, sondern auf dem
Zweibunde, sodah Jtaliens Austritt an Ru-
mäniens Verpflichtungen formell und sachlich
nichts ändert.

Wien, 29. 8. WTB. Jn diplomattschen
Kreisen verlautet, die Note mit der Kriegs-
erklärung sei vom Militärattaschee der ru-
mänischen Gesandtschast in Wien aus Bukarest
hierhergebracht und dieser, obwohl von dem
bevorstehenden Kriege genau unterrichtet, habe
seinen Wiener Bekannten wiederholt versichert,
es sei noch keine Entscheidung gefallen, sogar
das Eintreten in den Krieg an der Seite der
Mittelmächte sei nicht völlig ausgeschlossen.

Berlin, 29. 8. V. Z. aus Wien. Die Buka-
rester Zeitung Dimineata meldet: Nach Vra-
ttanus Militärabkommen mit Rutzland muhte
Rumänien spätestens am 28. 8. den Krieg er-
klären; von diesem Tage ist auch der Mobili-
sattonsbefehl dattert. Die Truppen müffen stch
unverzüglich mit der rusfischen Armee ver-
einigen; bereits Sonntag stcmden russische Trup-
pen in der rumänischen Dobrudscha.

Der Vertrag des Verbandes mit Rumänien
sichert diesem ganz SiebenbLrgen, das von
Rumänen bewohnte Südungarn und die Buko-
wina mit Tschernowitz zu. Wenn Rumänien
gegen Bulgarien kämpfen muh, kann es mit
dem Eebiete zwischen Ruschtschuk und Warna
seine Erenzen verbeffern. Diese Eebiete soll
Rumänien auch ohne Eroberung mit den Waf-
fen erhalten.

Berlin, 30. 8. B. T. aus Eenf. Peüt
Journal: Der rumänische Gesandte Lahooary
erklärte, der Übersall auf die ungarischen
Erenzpäffe gehörte zum Plane des Bukarester
Eeneralstabes, deshalb wurde die Über-
reichung der Kriegserklärung bis zum letzten
Augenblick geheim gehalten.

Mattn: Schon seit Iahresfrist war die ru-
mänische Militärmisfion in Paris fir die Ver-
sorgung der rumänischen Armee mit Kriegs-
bedarf, namentlich Flugzeugen, tättg, das von
Frankreich und England über Archangelsk
nach Petersburg und weiter befördert wurde.

Berlin, 30. 8. V. Z. Nach Meldungen
Bukarester Berichterstatter hat Brattanu die
Mobilisierung ohne königlichen Befehl durch-
gefihrt und ohne des Königs Wiffen den
Militärkommandos und Eisenbahnstationen die
Kriegsmahregeln mitgeteilt. Marghiloman
und Larp erklären, des Königs Entschloffen-
heit sei nicht mehr so stark wie früher. Jn
>

allen Provinzen wurde der Landsturm schon
Freitag einberufen, die Offiziere erhielten Be-
fehl, den Verkehr mit Zioilpersonen zu ver-
meiden, die militärpflichttgen Juden muhten
sofort zum Truppendienst antreten, angeblich
um Verrat zu vermeiden. Die rumämschen
Truppen stehen nur in geringer Entfernung
von den Bulgaren.

Bern, 29. 8. WTB. Eiornale d'Jtalia.
Jm Kronrate sttmmten Larp, Majorescu und
Marghiloman gegen den Krieg.

Berlin, 29.8. L.-A. Der bisherige rumä-
nische Eesandte am deutschen Kaiserhofe,
Beldiman, traf vormittags in Berlin aus Sig-
maringen ein, wo er einige Tage bei dem
Bruder seines Königs zum Besuch weilte. Es
verlautet, dah die Nachricht von der Kriegs-
erklärung Rumäniens im Schloffe zu Sigma-
ringen wie ein Blitz aus heiterem Himmel
kam und die Fürstlichkeiten wie den East völlig
überraschte.

B ern, 29.8. Die gestrigen Ereigniffe kamen
dem Vatikan ganz unerwartet; der Papst war
durch Rumäniens Kriegserklärung an Öster-
reich ganz erschüttert.

Berlin, 29. 8. Der Reichskanzler erklärte
die Zahlungsverbote und die Vorschristeu Lber
Vermögenssperre fir die feindlichen Staaten
auch auf Rumänien fir anwendbar.

Bern, 29. 8. Anlählich des Eintrittes
Jtaliens und Rumäniens in den Krieg be-
stättgte der Schweizer Bundesrat seine früheren
Erklärungen über strengste Neutralität gegen-
über den kriegfihrenden Staaten.

Basel, 29. 8. WTB. Basler Volksblatt.
„Wir stehen gewih nicht im Eeruch der Deutsch-
freundlichkeit. Datz Jtalien als Staat ent-
stehen konnte, verdankt es Preuhen; dah es
sich so rasch entwickeln konnte, ist Deutschland
zuzuschreiben, das es immer schiitzte und för-
derte. Schwere Undankbarkeit und heimttickische
Falschheit ist der italienischen Politik, wie sie
sich in diesem Kriege enthüllt, nicht abzu-
sprechen.

Haag, 29. 8. WTB. In diplomatischen
Kreisen Londons erwartet man, wie holländi-
sche Blätter melden, in der nächsten Zeit die
Kriegserklärung Rumäniens an Bulgarien.

Berlin,30.8. N. Z. Der „Armeeboote"
teilt mit, General Dimitrijeff, bisher an der
Nordfront tättg, wurde in die Kriegsresidenz.
berufen. Dieser ehemalige Bulgare soll iir
den nächsten Tagen ein wichttges Kommando
an der SLdfront übernehmen. Man verstchert,
er sei als Heerführer bei einem Feldzuge gegen
Bulgarien besttmmt.

Wien. Neues Wiener Journal aus Peters-
burg. Der russische Heilige Synod befaht fich
mit der Einfihrung der orthodoxen Kirche in
den von den Ruffen besetzten Eebieten Eali-
ziens und der Vukowina.

Kopenhagen, 29. 8. WTV. Der Zar
ermächttgte Finanzminister Bark zur Aufiahme
einer Kriegsanleihe von 2 Milliarden Rubel
unter denselben Bedingungen wie früher.

Zürich. Züricher Tagesanzeiger aus London.
Das russtsche Kriegsministerium bestellte in
den Tuchfabriken von Porkshire 2 Mill. m
Militärtuch, die fir das Frühjahr 1917 liefer-
bar sind.

Berlin. 29. 8. V.Z. Kuropatkin erklärte
vor seiner Wreise nach Turkestan, er sei zur
Beruhigung der mittelastatischen Gärung mit
den auherordentlichsten Vollmachten ausge-
stattet; er könne iibrigens auf die Hilfe der
englisch-indischen Truppen rechnen.

Kopenhagen, 29. 8. WTB. Der schwe-
disch-rusfische Vertrag vom 15. 7. Lber die
Verbindung beider Eisenbahnnetze durch eine
Brücke über den Tornea wurde ratifiziert.

Berlin, 30. 8. V. Z. Der Herzog von
Mtenburg erkrankte im Felde; obwohl auher
Eefahr, kann er noch nicht in die Heimat Lber-
führt werden.

Erohes Hauptquartier, 29. 8. Amt-
lich. Der Kaiser empfing heute den Gründer
der deutschen Ozeanreederei Dr. Lohmann und
den Kapitän König und sprach chnen seine
grohe Freude und Anerkertnung aus. Die
Herre» wurden zur Tafel gezogen.
 
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