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— 278 —

schöne, doch zugleich sehr beschränkte Ka-
raktere, die der id^alischen Ausbildung fabig
waren, dargeboten; aber sie war unver-
mögend, sie auf die Stufe des Ideals zu erhe-
ben, weil so viele Bedingungen in ihr einer
solchen Volkommenheit der Kunst wider-
streiten.

Je mehr sich die Volksreligion almälich
von Götzendienst und Bilderanbetung ent-
fernt, und sich durch die moralischl'romine
Gesinnung eines reinen Herzens zur wah-
ren Gottesvereh-:ung erbebt, um so weni-
ger wird sie sittlich und ästhetisch, um so
unfruchtbarer wird sie für die bildende
Kunst , aber um so vernunftmässiger, hei-
liger, göttlicher wird sie werden. Und
wenn der Mensch erst algemeiner dahin
stiebt, das Göttliche in sich selbst zu
suchen, und praktiscli zur Erscheinung
zu bringen, dann wird auch der Künstler
keiner ästhetisch-religiösen, abergläubig-
frommen Begeisterung mehr bedürfen um
idealische Darstellungen zu bilden. Er wird
die silliehe Güte, die erhabene Kraft und
die Schönheit, weiche fähig sind seinen
Künstleienthusiasmus zu entflammen, und
musterhafte Kunstwerke zu erzeugen, im
Kreise der Menschheit finden.
 
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