erinnert in der Stimmung an den gemütvollen Ton der Legenden
eines Altdorfer, Wolf Huber.
Über die spätgotischen Skulpturen Österreichs und über die
Nachfolge Pachers in Tirol haben wir noch keine Übersicht. Der
Hinweis auf die Tafeln und die Notizen am Schlüsse muß hier ge-
nügen. Wie die Fäden hin- und hergehen, wo der Schwerpunkt der
Entwicklung liegt, wissen wir noch nicht. Kaum in Wien, wo als
Nachklang der liebenswürdigen Anmut der gotischen Zeit der
Töpferaltar in Baden entstanden ist, wo man immer gern Aus-
länder beschäftigt hat, von Niklas Lerch von Straßburg bis Loy
Hering. Auch der markante Kopf des Anton Pilgram taucht in
Abb. 21 der Gruppe von Künstlern auf, die vorübergehend von auswärts
Abb. 34 berufen waren. Er stammt von Brünn in Mähren, aus deutsch-
sprachigem Grenzgebiet, wo auch der Meister des gewaltigen Zwett-
ler Altars lebte, Christian Morgenstern, der in Budweis ansässig
Abb. 57 war. Daß ein Mann von dieser rüden Schöpferkraft fast als Unbe-
kannter in die Literatur eingeführt werden kann, gibt doch zu
denken. Es ist zu erwarten, daß in diesen Gegenden noch mehr
Werke auftauchen werden, die das Bild der deutschen Skulptur der
Spätgotik umändern werden. Nur zwei Werke können Morgenstern
bisher mit Wahrscheinlichkeit zugewiesen werden; aber diese ge-
nügen, ihm einen ersten Platz zu sichern. Als Parallele zu Meister
H. L. haben wir ihn geschildert. Das Gegenstück von ganz spezieller
Eigenart. Sie liegt im stärkeren Naturalismus. Schon der eine Zug,
daß die Apostel auf einem Boden von verflochtenen Wurzeln stehen,
daß die heilige Szene der Himmelfahrt von zwei ungeheuren, knorri-
gen Eichenstämmen eingefaßt wird — die allerdings in der Legende
von Zwettl eine Rolle spielen—, ist etwas Singuläres. In den Köpfen
Abb. 59 der Apostel ist wieder eine solche Summe realistischer Einzelheiten
* 38 *
eines Altdorfer, Wolf Huber.
Über die spätgotischen Skulpturen Österreichs und über die
Nachfolge Pachers in Tirol haben wir noch keine Übersicht. Der
Hinweis auf die Tafeln und die Notizen am Schlüsse muß hier ge-
nügen. Wie die Fäden hin- und hergehen, wo der Schwerpunkt der
Entwicklung liegt, wissen wir noch nicht. Kaum in Wien, wo als
Nachklang der liebenswürdigen Anmut der gotischen Zeit der
Töpferaltar in Baden entstanden ist, wo man immer gern Aus-
länder beschäftigt hat, von Niklas Lerch von Straßburg bis Loy
Hering. Auch der markante Kopf des Anton Pilgram taucht in
Abb. 21 der Gruppe von Künstlern auf, die vorübergehend von auswärts
Abb. 34 berufen waren. Er stammt von Brünn in Mähren, aus deutsch-
sprachigem Grenzgebiet, wo auch der Meister des gewaltigen Zwett-
ler Altars lebte, Christian Morgenstern, der in Budweis ansässig
Abb. 57 war. Daß ein Mann von dieser rüden Schöpferkraft fast als Unbe-
kannter in die Literatur eingeführt werden kann, gibt doch zu
denken. Es ist zu erwarten, daß in diesen Gegenden noch mehr
Werke auftauchen werden, die das Bild der deutschen Skulptur der
Spätgotik umändern werden. Nur zwei Werke können Morgenstern
bisher mit Wahrscheinlichkeit zugewiesen werden; aber diese ge-
nügen, ihm einen ersten Platz zu sichern. Als Parallele zu Meister
H. L. haben wir ihn geschildert. Das Gegenstück von ganz spezieller
Eigenart. Sie liegt im stärkeren Naturalismus. Schon der eine Zug,
daß die Apostel auf einem Boden von verflochtenen Wurzeln stehen,
daß die heilige Szene der Himmelfahrt von zwei ungeheuren, knorri-
gen Eichenstämmen eingefaßt wird — die allerdings in der Legende
von Zwettl eine Rolle spielen—, ist etwas Singuläres. In den Köpfen
Abb. 59 der Apostel ist wieder eine solche Summe realistischer Einzelheiten
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