echtes Werk des Meister der Freiburger Kreuzigung, also wohl
wie diese in den 1480er Jahren entstanden.
Mit einem gewissen Vorbehalt folgen wir der Zuschreibung
der bislang namenlosen Bilder Nr. 108 u. 109 (Schwäbische
Schule) an einen bestimmten Meister. Ernst Büchner hat das
erstgenannte Bild einer Dame in rotem Kleide Hans von
Kulmbach zugewiesen, und gewisse Stilmerkmale lassen in
der Tat an diesen Meister denken. Auch der Umstand, daß das
Bild mit den aus dem Cranachkreis und von Pencz stammen-
den Bildern (Nr. 123, 124 u. 125) aus dem Besitze des der Re-
formation zugeneigten Grafen Wilhelm zu Fürstenberg im frü-
hesten Verzeichnis von 1832 zusammengenannt wird, läßt an
eine Dame aus dem Lutherkreis und an eine fränkische Schöp-
fung denken. Nach Büchner befindet sich das männliche Gegen-
stück (bisher Mühlich zugeschrieben) in der Sammlung John-
son in Philadelphia. — Walter Hugelshofer glaubt in dem
Brustbild einer jungen Frau in rotem Kleide und schwarzer
Verbrämung (Nr. 109) die Hand Bernhard Strigels zu se-
hen. Allerletzte Zweifel lassen sich in beiden Fällen im Hin-
blick auf die Gesamthaltung der beiden Bilder nicht unter-
drücken.
Eine hervorragende Zierde der Galerie sind die zwölf Pas-
sionsbilder Hans Holbein d. Aelteren, Flügelbilder eines
Kreuzaltars, vermutlich aus Augsburg stammend, mit dem
rührenden Motiv der Ruhe Christi auf dem Kreuzesbalken
(Bild Nr. 51), das von dem bekannten Gnadenbild im nahen
Friedberg sichtlich beeinflußt ist. Es ist die älteste der drei
bekannten Passionsfolgen Holbeins und grau in grau gehalten,
läßt aber gerade durch diesen Verzicht auf die Naturfarbe die
ganze Geschlossenheit und Größe des zeichnerischen Frühstils
des hier deutlich von Gabriel Mäleskirchner abhängigen Mei-
sters erkennen. Dem alten Holbein eignet ferner die kleine Ge-
burt Christi (Nr. 121), die lange Zeit, weil durch das gefälschte
Monogramm des jungen Holbein als scheinbar unecht gebrand-
markt, ein beschauliches Dasein auf dem Dachboden der Samm-
lung gefristet hatte.
Fast unbegreiflich erscheint es, wie ein Bild von der Bedeu-
tung der Nummer 353 bis tief in die Zeit der Hochflut der
Grünewaldbegeisterung hinein in der Fürstl. Schloßkapelle zu
Wolfach schlummern konnte, ohne beachtet zu werden. Zwar
hatte schon Wingenroth das Bild als Nachahmung Grünewalds
erkannt und bezeichnet, aber erst im Mai 1920, nacli der Ver-
bringung in die Galerie, wurden sich weitere Kreise bewußt,
daß man hier eine alte Leinwandkopie eines längst verlorenen
Altarflügels von Mathias Grünewald vor sich hatte, der
mit großer Wahrscheinlichkeit dem Magdalenenaltar zu Isen-
lieim angehörte. Dargestellt ist Maria Magdalena, mit weitge-
öffnetem Munde und allen Zeichen eines unsagbaren Schmer-
XIII
wie diese in den 1480er Jahren entstanden.
Mit einem gewissen Vorbehalt folgen wir der Zuschreibung
der bislang namenlosen Bilder Nr. 108 u. 109 (Schwäbische
Schule) an einen bestimmten Meister. Ernst Büchner hat das
erstgenannte Bild einer Dame in rotem Kleide Hans von
Kulmbach zugewiesen, und gewisse Stilmerkmale lassen in
der Tat an diesen Meister denken. Auch der Umstand, daß das
Bild mit den aus dem Cranachkreis und von Pencz stammen-
den Bildern (Nr. 123, 124 u. 125) aus dem Besitze des der Re-
formation zugeneigten Grafen Wilhelm zu Fürstenberg im frü-
hesten Verzeichnis von 1832 zusammengenannt wird, läßt an
eine Dame aus dem Lutherkreis und an eine fränkische Schöp-
fung denken. Nach Büchner befindet sich das männliche Gegen-
stück (bisher Mühlich zugeschrieben) in der Sammlung John-
son in Philadelphia. — Walter Hugelshofer glaubt in dem
Brustbild einer jungen Frau in rotem Kleide und schwarzer
Verbrämung (Nr. 109) die Hand Bernhard Strigels zu se-
hen. Allerletzte Zweifel lassen sich in beiden Fällen im Hin-
blick auf die Gesamthaltung der beiden Bilder nicht unter-
drücken.
Eine hervorragende Zierde der Galerie sind die zwölf Pas-
sionsbilder Hans Holbein d. Aelteren, Flügelbilder eines
Kreuzaltars, vermutlich aus Augsburg stammend, mit dem
rührenden Motiv der Ruhe Christi auf dem Kreuzesbalken
(Bild Nr. 51), das von dem bekannten Gnadenbild im nahen
Friedberg sichtlich beeinflußt ist. Es ist die älteste der drei
bekannten Passionsfolgen Holbeins und grau in grau gehalten,
läßt aber gerade durch diesen Verzicht auf die Naturfarbe die
ganze Geschlossenheit und Größe des zeichnerischen Frühstils
des hier deutlich von Gabriel Mäleskirchner abhängigen Mei-
sters erkennen. Dem alten Holbein eignet ferner die kleine Ge-
burt Christi (Nr. 121), die lange Zeit, weil durch das gefälschte
Monogramm des jungen Holbein als scheinbar unecht gebrand-
markt, ein beschauliches Dasein auf dem Dachboden der Samm-
lung gefristet hatte.
Fast unbegreiflich erscheint es, wie ein Bild von der Bedeu-
tung der Nummer 353 bis tief in die Zeit der Hochflut der
Grünewaldbegeisterung hinein in der Fürstl. Schloßkapelle zu
Wolfach schlummern konnte, ohne beachtet zu werden. Zwar
hatte schon Wingenroth das Bild als Nachahmung Grünewalds
erkannt und bezeichnet, aber erst im Mai 1920, nacli der Ver-
bringung in die Galerie, wurden sich weitere Kreise bewußt,
daß man hier eine alte Leinwandkopie eines längst verlorenen
Altarflügels von Mathias Grünewald vor sich hatte, der
mit großer Wahrscheinlichkeit dem Magdalenenaltar zu Isen-
lieim angehörte. Dargestellt ist Maria Magdalena, mit weitge-
öffnetem Munde und allen Zeichen eines unsagbaren Schmer-
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