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Fick, Richard; Nemicandra [Hrsg.]
Eine jainistische Bearbeitung der Sagara-Sage — 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.9542#0040
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fen und fragte ihn, was ihm begegnet und von wem
er bestohlen wäre. Jener erwiderte: „0 König, dies hier
ist mein einziger Sohn. Er ist von einer Schlange ge-
bissen und jetzt leblos. Habe Mitleid und bringe ihn
wieder zum Leben". In diesem Augenblick kamen die
Vasallen und der Minister und setzten sich, nachdem
sie sich verneigt hatten, im Audienzsaal nieder. Der
Fürst befahl einem Arzte das Gift aus dem Körper des
Knaben zu entfernen. Der Arzt, welcher um den Tod
der Söhne des Königs wusste, sagte: „0 König, wenn
aus einem Geschlechte oder Hause, in dem noch nie-
mand gestorben ist, Asche herbeigeschafft wird, so will
ich ihn mit derselben wieder beleben." Als nun der
Brahmane die Asche suchte, stellte es sich heraus, dass
in dem Hause tausendfach der Tod von Verwandten
vorgekommen war. Er berichtete dem König, dass es
nicht möglich wäre, die vom Arzte vorgeschriebene
Asche zu erlangen. Der König sagte: „Wenn es so ist,
warum beklagst du deinen Sohn? Allen in der Drei-
welt ist dieser Tod gemeinsam. Und es heisst: „Giebt
es wohl jemand in der Welt, dem nicht aus den Folgen
seiner eignen Thaten die Uebel der Geburt und des
Todes entstellen V" Darum, o Brahmane, weine nicht, lass
deinen Kummer fahren, überlege die Sache und thue
das, was dir selbst heilsam ist, damit nicht auch du
von dem Löwen Tod verschlungen wirst." Der Brah-
mane antwortete: „Wohl weiss ich dies, aber ohne mei-
nen Sohn wird mein Geschlecht jetzt zu Grunde gehen.
0 König, du bist freundlich gegen die unglücklichen
und hilflosen, von unbegrenzter Tapferkeit und darauf
bedacht alle deine Unterthanen zu beschützen, deshalb
spende mir ein menschliches Almosen, indem du meinen
Sohn wieder belebst." Der König entgegnete: „Guter,
gegen das Spiel des Schicksals ist Abhülfe unmöglich.
 
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