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Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Forschungen in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 1:, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.43825#0083
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Schon dieser Umstand und die enge cultliche Verbindung, in der die Geburtsstätte der
Landesgöttin mit dem Artemision stehen mußte, erwecken nicht die Vorstellung von weiter
Entlegenheit. Für das Gegenteil spricht vielmehr die wohlverbürgte, wenn auch an sich
vage Notiz,1) daß Ephesos selbst, dichterisch wohl, Ortygia genannt werden konnte. Nun
ist der ganze Osten der Lysimachischen Stadt — Wood'2) riet auf das Tal von Kirkindsche,
Arundell3) auf das Marnastal — durch die Endgrenze des Periplus ausgeschlossen, wie denn
seine Anfangsgrenze auch die ohnehin anhaltlosen Ausführungen von Texier4) zugunsten
des Tales Deirmen-dere südöstlich von Scalanova unmöglich macht. Ortygia kann nicht
in fünfstündigem Abstande gegen Süden, sondern allein im Westen gesucht werden, und
hier sichert es der Kenchrios, den die Münzen durch die ständige Legende Έφεσίων dem
Stadtgebiete, durch die einmalige Paarung mit dem Hauptfluß (Fig. 13 S. 49) dem Mündungs-
bereiche des Kaystros zuweisen. Zwischen Ephesos aber und dem Meere gibt es nur einen
Wasserlauf, der in Übertreibung ,FlußK genannt werden konnte, den Bach des Arvaliatales,
der im Winter siebenthalb Kilometer bis zum Kaystros zurücklegt, bis zum Golfe einst
sogar noch kürzer war. Mit richtigem Takt ist daher Ortygia schon öfters, wenn auch ohne
Kenntnis der entscheidenden Gründe und ohne Bezeichnung einer bestimmten Stelle, im
Arvaliatale vermutet worden.5)
Den Ausschlag am Laufe des Kenchrios gibt nun der Ortygia überragende Solmissos.
Literarisch figuriert er nirgends unter den Stadtbergen, er ist lediglich bekannt aus dieser
einen Stelle des Strabon, die keinerlei Bezug zu Ephesos verrät. Es muß also ein gegen
Süden zurückliegender Berg sein, der in der Ortsgeschichte keine Rolle spielte und doch
notwendig in der Nähe lag. Diesen Bedingungen entspricht das Massiv des Aladagh, das
sich hinter dem Koressos bis zu einer Spitze von 664111 Seehöhe aufbaut. Von Ajasoluk
in Luftlinie sechs Kilometer entfernt und in drei Wegstunden erreichbar, ist die Spitze für
die Lysimachische Stadt, von vereinzelten Hochstellen abgesehen, durch den Koressos, für
das weitere linke Flußufer durch Vor- oder Zwischenhöhen gedeckt und aus den Niederungen
westlich von Ephesos überhaupt bloß an einer Stelle kenntlich. Wie ein Blick auf die Karte
lehrt, ist dies das Südende des Arvaliatales, das, nach Südost umbiegend, ein natürliches
Versteck bildet und sich dann in eine steil zu ihr emporsteigende Bergspalte verliert. Steht
man an dieser Stelle, so wird unmittelbar lebendig, wie sie als Zufluchtsstätte der Leto sich
eignete und wie der aus nächster Höhe herrlich hereinblickende Scheitel des Solmissos,

die Chiliastys Πεΐος (S. 52, 8), wie man vermuten sollte, ver-
ständlich, die schon aus Augusteischer Zeit bezeugt ist.
1) Steph. Byz. s. v. Έφεσος, vgl. oben S. 26, 4. Plinius
n. h. V 115.
2) J. T. Wood a. a. O. general plan to face p. 1; vgl.
oben S. 38 Fig. 9; By-Paths of Bible knowledge XIV 1890 S.13.
3) Arundell, Discoveries in Asia minor II 245.
4) Texier, Description de l’Asie mineure II 289 ff.; Asie

mineure 325 ff.
5) R. Chandler, Travels in Asia minor 143; J. Dallaway-
Morellet, Constantinople II 3 ,Arvassi, village agreablement
environne de verdure; l’ancienne Ortygia, fameuse encore
aujour d’hui . . . par son bois de cypres;‘ Guhl, Ephesiaca
tab. II (H. Kiepert setzte Ortygia später bei Pygela an). G.
Weber, Guide 49 ff. unter treffender Abweisung früherer
Hypothesen.

Forschungen in Ephesos I.

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