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KATALOG

I GÖTTER UND MISCHWESEN
ZEUS
1 Zeuslcopf Selguk, Efes Müzesi 1055
Fundnr. 58/263
Taf. 1 a—c
Vor Westwand des Pollionymphaeums; 1958
Grobkörniger weißer Marmor, etwas Wurzelfasern
H 0,422 m. Gesichtsh. (bis Bartansatz am Kinn) 0,269 m. Kopfb. 0,326 m. Köpft. 0,35 m
Teil der Kalotte schräg angesetzt, an diesem Teil größere Partien verbrochen. Sonst ein-
zelne Haar- und Bartlocken verbrochen. Insgesamt sehr gut erh.
Oberfläche mäßig geglättet. Hinter den Ohren und am Oberkopf Locken nur mehr grob
angelegt, Hinterkopf nur bossiert. Lockenaugen am Barthaar und z. T. am Haupthaar
punktförmig gebohrt. Innere Augenwinkel und Mundspalte gebohrt.
Flavisch
F. Miltner, AnzWien 98, 1959, 38. - Ders., ÖJh 45, 1960, Beibl. 36 f. Abb. 20. -
R. Fleischer in 2. Beih. zu ÖJh 49,1968—71,137. — Ders., Führer 42. — V. M. Strocka
in FS J. Inan (im Druck).
Dieser etwa doppelt lebensgroße Zeuskopf läßt in dem klaren, großflächigen
Gesicht mit den großen Augen und dem vollippigen Mund noch hochklassische Vorbil-
der durchscheinen, wie schon Fleischer angemerkt hat, während die locker fallende
Haartracht mit den über der Stirn (in zweiter Reihe) hochstrebenden Locken jüngere
Züge aufweist1. Das Haar umrahmt in dicken, sich einrollenden Lockenbüscheln das
Gesicht, reicht bis über die Ohren, ist über dem rechten Auge aus der hohen Stirn gestri-
chen und fällt dagegen über dem linken Auge etwas tiefer in diese hinein2. Hinter den
Ohren und am Oberkopf ist das Haar nur mehr grob angelegt (die Rückseite ist über-
haupt nur bossiert). Die langen Schnurrbartenden fallen seitlich des geöffneten Mundes
leicht gewellt herab. Der Bart umrundet ziemlich knapp in langen, gedrehten Büscheln
das vorspringende Kinn, das er zum Großteil freiläßt. Schon Miltner und Fleischer dach-
ten an eine Entstehung des Kopfes in flavischer Zeit3. Tatsächlich weisen die Haarge-
staltung mit den dicken, mehrfach gekanteten Lockenbüscheln und den zahlreichen
punktförmig gebohrten Lockenaugen sowie die Augenbildung mit der Bohrung in den
inneren Winkeln und der Angabe der Karunkel in diese Zeit4. Dazu würde die zweite
Phase des Polliobaues, die Erweiterung zu einem Nymphaeum im Jahre 93, passen5.
Vom gleichen Fundort stammen der kolossale gelagerte Krieger Nr. 117 und die Poly-
phemgruppe, hier die Nr. 147 (vgl. dazu V. M. Strocka in FS J. Inan, im Druck).
 
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