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Waldner, Alice; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Die Chronologie der Kuretenstraße: Archäologische Evidenzen zur Baugeschichte des unteren Embolos von Ephesos von der lysimachischen Neugründung bis in die byzantinische Zeit — Forschungen in Ephesos, Band 11,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.52321#0010
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VORWORT DER GRABUNGSLEITUNG
Vom Heraklestor hat man vielleicht den schönsten Blick auf die Kuretenstraße, jenen Pracht-
boulevard, der das Hafenviertel mit der Oberstadt von Ephesos verbindet. Sie orientiert sich
nicht am orthogonalen Stadtraster, sondern folgt dem Terrainverlauf, eingeschnitten zwischen
den Bergen Bülbüldag im Süden und Panayirdag im Norden. Das heutige Erscheinungsbild geht
weitgehend auf die römische Kaiserzeit sowie die Spätantike zurück, als die Kuretenstraße von
Ehrenmonumenten und Hallen gesäumt und mit Statuenensembles geschmückt worden war. Die
Wurzeln der Säulenstraße reichen allerdings bis in Zeiten vor der eigentlichen Stadtgründung
um 300 v. Chr. zurück.
Ausgegraben in den ersten Grabungskampagnen nach dem 2. Weltkrieg erwiesen sich Kure-
tenstraße und unmittelbare Umgebung als wahre Fundgrube für die Archäologie. Auf die großräu-
migen Freilegungsaktivitäten folgten konservatorische Maßnahmen, die vom simplen Aufrichten
von Säulen bis zur Wiedererrichtung von Monumenten reichten. Bald erstrahlte die Kuretenstraße
in neuem Glanz und bot im wahrsten Sinne des Wortes eine solide Grundlage für den einset-
zenden Besucherstrom ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. In der Wissenschaft war man
ob der raschen und tiefgreifenden Eingriffe in den Originalbestand weniger glücklich, gingen
doch vielfach wichtige Informationen verloren. Notwendige Erkenntnisse zu Chronologie, Funk-
tion und Transformation der Gebäude mussten letztendlich mühsam über Nachgrabungen sowie
bauhistorische Analysen erschlossen werden. Hinderlich für eine kontextuelle Betrachtung der
Kuretenstraße erwies sich zudem das Publikationsformat der Reihe »Forschungen in Ephesos«,
das als Vorlage von Einzelmonumenten konzipiert war. Dieser Logik folgend erschienen von
Hilke Thür und Ursula Quatember verfasste bauhistorische Arbeiten zum Hadrianstor, dem Nym-
phäum Trajani und dem Hadrianstempel, eine archäologische Auswertung fehlte jedoch bislang.
Genau dieses Desiderat griff in ihrer Dissertation Alice Waldner auf, die durch ihre ausge-
wiesene Expertise auf dem Gebiet der Keramikforschung neue Akzente setzen konnte. Durch
eine minutiöse Auswertung archäologischer Grabungsbefunde gelang es ihr, das Phänomen
Kuretenstraße von den Anfängen als befestigter Weg in vorhellenistischer Zeit bis zur Aufgabe
der Straße im Mittelalter diachron zu beleuchten. Die daraus gewonnenen Ergebnisse sind so
zahlreich, dass sie im Einzelnen nicht aufgelistet werden können. Hinzuweisen ist in jedem Fall
auf überraschende Neudatierungen einzelner Monumente, aber auch auf eine nun sehr genau
vorliegende Phasengliederung der Straße selbst. Die Herangehensweise von Alice Waldner zeigt
einmal mehr das große Potenzial kontextueller Analysen in der Archäologie, auch wenn es sich
um sehr heterogenes Material handelt.
Eine Aufarbeitung von Grabungsdokumentation, die über Jahrzehnte hinweg entstand, ist ein
mühsames Unterfangen. Dies gilt auch für die Aufnahme des umfangreichen Keramikmaterials,
das im Depot des österreichischen Grabungshaus in Ephesos gelagert wird. Der Autorin ist für
ihre Hartnäckigkeit und Geduld zu danken, mit der sie die Aufnahme und Auswertung durch-
führte. In der Phase der Buchproduktion konnte sie auf ein hervorragend arbeitendes Team am
ÖAI zurückgreifen: Nicola Math überarbeitete die Zeichnungen und fertigte die Tafeln an, Niki
Gail perfektionierte die Abbildungen, Andrea Sulzgruber gestaltete das Layout und Barbara Beck-
Brandt führte mit Unterstützung von Judith Kreuzer nicht nur ein sorgfältiges Lektorat durch,
sondern organisierte auch die Drucklegung. Der Publikationskommission und dem Verlag der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften danke ich für die Aufnahme des Manuskripts in
die Reihe »Forschungen in Ephesos«, dem FWF für einen substanziellen Druckkostenzuschuss.
Es ist immer schön zu beobachten, wenn die eigenen Bemühungen Früchte tragen. In diesem
Sinne freut es mich ganz besonders, dass der Keramikforschung in Ephesos mit der vorliegen-
den Arbeit von Alice Waldner ein nächster Meilenstein gelungen ist. Mögen noch viele weitere
folgen!
Sabine Ladstätter
Wien, 1. Februar 2020
 
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