Metadaten

Muss, Ulrike; Bammer, Anton
Der Altar des Artemisions von Ephesos (Textband): Der Altar des Artemisions von Ephesos — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2001

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52040#0042
License: Creative Commons - Attribution - NoDerivatives
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE FUNDAMENTE
Ulrike Muss

93,95 Das nur um 32 cm aus der Achse des Kroisostempels nach Süden vesetzte96, u- oder fl-förmige Fundament des Altares umschließt einen im
Westen offenen, 31,90 x 16,67 m großen Hof. Es weist zwei je etwa 36 cm hohe, sich aus teils trapezoid, teils polygonal geschnittenen, un-
66-69 verklammerten Blöcken zusammensetzende Steinschichten auf, von denen die untere fast durchgehend (im Plan Nr. 2), die obere (im Plan
Nr. 1) dagegen nur noch an wenigen Stellen erhalten ist (Nr. A-D). Diese Steinschichten weisen eine zur Tempelfront parallele Ostkante auf.
Die Aufschnürungen in Form von Ritzlinien auf der untersten Fundamentlage (Nr. 2) sind folgendermaßen benannt: im Süden: Altarsüdkante
(= ASK), im Osten: Altarostkante (= AOK), im Norden: Altamordkante (= ANK). Als Koordinaten werden gewöhnlich die Abstände von
ASK und AOK verwendet97.
44,52 Die Aufschnürungslinie ist im Süden auf der untersten Fundamentlage in Ost- Westrichtung bis zum ersten Fundamentstein der oberen Stein-
lage für die aufgehende Architektur erhalten, sie verschwindet unter diesem Stein und kann dann in westlicher Richtung nicht mehr weiter
verfolgt werden.
Ein Schnittpunkt zwischen ASK und AOK ist nicht erhalten; in den Gesamtplan ist dieser fiktiv eingetragen.
67,68,48 Die Aufschnürungslinie im Osten in Süd-Nordrichtung beginnt auf dem ersten Stein, der wie der zweite heute nach Osten abgerutscht ist.
33,34 Diese Ritzlinie läßt sich mit Unterbrechungen bis zum kreuzförmigen Schnittpunkt beider Linien an der Nord-Ostecke verfolgen. Von die-
41 sem Schnittpunkt - der einen nicht ganz exakten rechten Winkel bildet - ausgehend, läßt sich diese Linie bis zu den oberen vier erhaltenen
69 Fundamentsteinen für die aufgehende Architektur (Nr. D) in Ost-Westrichtung verfolgen und ist dann noch auf fünf weiteren Steinen zu er-
33,34 kennen. Eine zweite Linie verläuft hier innen parallel im Abstand von 5-5,5 cm, beginnend bei der AOK-Linie. Diese Markierung bricht auf
der Höhe der Fundamentsteine für die aufgehende Altararchitektur ab.
93 Die seitlichen Flügel im Süden und Norden des Kalksteinfundamentes sind etwa 3,90 m breit98 99. Die östliche Front ist durch die über die Al-
tarlänge laufende Baufuge in der oberen Schicht zweigeteilt. Direkt unter dieser Fuge liegt - wie gerade oben erwähnt - an der unteren Stein-
48.67,68 schicht die AOK genannte Ritzlinie, welche die Ostbegrenzung des Altares markiert. Daraus ergibt sich für den dem Hof zugekehrten Strei-
fen eine Breite von 4,10 m".
93 Der Hof war aber nicht nur von den drei je etwa 3,90 m breiten Flügeln des U, sondern auch von dem nur 1,80-1,90 m breiten Zungenfun-
dament in Höhe der unteren Kalksteinlage im Westen eingeschlossen (im Plan Nr. 14).
27,30 im nördlichen Bereich des Zungenfundamentes ist ein noch größerer zusammenhängender Teil erhalten, im südlichen Bereich ist nur mehr
sein Ansatz vorhanden. Ein Zugang in das Innere des Hofes ist daher nur von der Westseite möglich.
Die Breite des Altares kann durch die im Süden und Norden erhaltenen Aufschnürungslinien auf 39,75 m bestimmt werden100. Für die Re-
konstruktion seiner Tiefe wird die entlang der Baufuge an der Ostfront durchlaufende Aufschnürung in Form einer Ritzlinie (= Altarostkan-
te; AOK) als Ostbegrenzung angenommen, und damit ergibt sich eine für Nord- und Südflügel gleiche Ausdehnung.
27,28, 36 Die Fundamente umschließen einen Hof, der teilweise noch von Marmorplatten belegt ist. Die Reste dieses marmornen Plattenbelages rei-
chen bis an die Innenkante des Fundamentes an der Ostseite, bilden aber keine eigentliche Kante, sondern brechen unregelmäßig ab. Damit
ergibt sich, daß die Hofpflasterung der archaischen Zeit über den Rand der unteren Kalksteinlage hinausging (zur Interpretation dieses Be-
77,78 fundes vgl. u. S. 37). Die Altartiefe setzt sich somit aus der Tiefe des Hofes von 16,67 m (inklusive Zungenfundament) und der Breite der
seitlichen Flügel von 3,90 m zusammen. Damit war der Altar 20,57 m tief, was sich auch aus der erhaltenen Länge der Seitenflügel, ausge-
hend von der Altarostkante errechnen läßt.
io,28 Die obere Fundamentlage besteht ebenfalls aus polygonal-trapezoid geschnittenen Kalksteinblöcken und ist im Osten noch an zwei Stellen
67,68 erhalten (Nr. B und C). Insgesamt sind drei Steine mit Aufstandsflächen ohne Bettung vorhanden. Einer liegt im nördlichen Bereich der Ost-
seite in situ (Nr. C). Dieser weist in einer Tiefe von 66 cm eine Aufschnürung in Form einer Ritzlinie sowie auf dieser Höhe eine ebenfalls ge-
ritzte, kreuzförmige Markierung auf.
67 Im südlicheren Bereich dieser Seite liegen noch zwei Fundamentsteine für die aufgehende Architektur in situ (Nr. B). Hier ist weder eine
Ritzlinie noch eine kreuzförmige Markierung als Aufschnürung angegeben. Beide Steine weisen aber einen ca 40 cm breiten glatten Rand-
44,45,46 schlag - westlich der Altarostkante gemessen - auf. Dort, wo die obere Fundamentplattenlage des Altarhofes im Süden erhalten ist, weist sie
57 an ihrem äußeren Rand eine Abarbeitung mit einer tiefer gelegenen, nicht sorgfältig behauenen Kante auf (Schnitt E-E'). Der Zweck dieser
Abarbeitung bestand darin, die Marmorplatten des Platzfundamentes (= Rinnenfundamentes) aufzunehmen. Mit diesen waren die dort vor-
handenen Rinnen überdeckt. Sie waren wohl nur durch Ausnehmungen in gewissen Abständen geöffnet, damit sie das auf dem Pflaster ab-
laufende Wasser aufnehmen konnten. An der Aufsicht der Steine der oberen Fundamentlage liegt eine vertiefte Bettung. Der Abstand von der
46 Innenkante dieser Bettung bis zur äußeren oberen Kante der Abarbeitung beträgt zwischen 70 und 80 cm.
41- 67 Auf dem nördlichen Kalksteinfundament haben sich vier Steine, die die aufgehende Architektur getragen haben, erhalten (D). Der östlichste
69 Stein weist Stemmloch und Dübel auf. Etwa 57-58 cm von der bei allen vier Steinen erhaltenen Aufschnürungslinie in Form einer Ritzlinie

97 Die Ritzlinie des südlichen Stereobates des Kroisostempels liegt 20,23 m südlich ASK
(ÖJh 57,1986/87,13 ff.)
58 Dieses Maß ist auch auf dem Plan mit den Grabungsstadien angegeben. Da das Funda-
ment aber zur Hofseite keine Kante bildet, ist die Kotierung der seitlichen Flügel auf
3,90 m nicht wirklich exakt.
99 Der dem Hof abgewandte Streifen gehört dem polygonalen Pflaster an, welches dem
Marmorpflaster zwischen Altar und Tempel als Unterlage dient; dieses wird auch Plat-
tenbelag genannt.

100 Dieses Maß wurde sowohl mit dem Maßband als auch dem Distomaten gemessen. Im
alten Grabungsplan findet sich 39,70 m eingetragen, was dadurch zustande kam, daß die
etwa 0,05 m weiter innen liegende Ritzlinie als ANK-Linie weitergeführt wird.

34
 
Annotationen