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Miller, Alexandra von; Kerschner, Michael; Betina, Lisa
Archaische Siedlungsbefunde in Ephesos: Stratigrafie, Bauphasen, Keramik und Kleinfunde aus den Grabungen unter der Tetragonos Agora : archaische Keramikfunde aus dem Theater und von den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdağ (Band 13,3: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51985#0404
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403

3 DAS ARCHAISCHE EPHESOS IM SPIEGEL IONIENS
Im Folgenden sollen die in den Kapiteln 1 .B, 1 .E, 2. A und 2.B gewonnenen Erkenntnisse zu dem
ephesischen Gefäßrepertoire archaischer Zeit in einen weiter gefassten Kontext eingebunden wer-
den. Dabei werden unterschiedliche Schwerpunkte gelegt. Die Gegenüberstellung der anhand der
Agora-Befunde gewonnenen Chronotypologie mit parallel datierenden, geschlossenen Fundkon-
texten in Ionien zielt einerseits auf die chronologische Verankerung der ephesischen Ensembles
im ionischen Kontext ab; andererseits soll sie die bereits mehrfach angesprochene Diskussion
um die kulturelle Positionierung von Ephesos innerhalb Ioniens argumentativ untermauern. In
einem zweiten Schritt wird das vorgestellte Gefäßspektrum aller thematisierten Fundplätze in
seiner Gesamtheit mit dem erweiterten ionischen Kulturraum auch außerhalb der kleinasiatischen
Küstenregion in Beziehung gesetzt. Abschließend werden die in den material- und befundimma-
nenten Analysen diskutierten und im weiteren ionischen Kontext beleuchteten Phänomene im
Gefäßbestand des archaischen Ephesos zusammenfassend erörtert.
3.A DAS CHRONOLOGISCHE TYPENSPEKTRUM IM KONTEXTUELLEN VER-
GLEICH MIT IONISCHEN FUNDPLÄTZEN
Nachdem im Kapitel 1 .E die für jede archaische Siedlungsphase indikativen Keramikformen und
Waren herausgearbeitet wurden und deren grundsätzliche Laufzeiten mittels ihres prozentualen
Anteils in den einzelnen Phasen näher eingegrenzt werden konnten, soll in einem nächsten Schritt
der Versuch unternommen werden, die für Ephesos in der Agora-Siedlung sich abzeichnende
Typochronologie mit einer Auswahl kontextuell hinreichend publizierter und parallel datierender
Befunde anderer ionischer Fundplätze zu vergleichen. Dies ist als Annäherung an diese sehr kom-
plexe Fragestellung zu verstehen, welche dazu dient, eine der zentralen Fragen der vorliegenden
Arbeit, nämlich die der ephesischen Keramikchronologie und Keramiktypologie in archaischer
Zeit, abzurunden und in einen weiteren, gesamtionischen Kontext zu stellen1560. Dabei kann es
gelingen, nicht nur die Gemeinsamkeiten parallel datierender Keramikspektren festzustellen,
sondern auch ansatzweise jene Phänomene herauszuarbeiten, die Ephesos gerade gegenüber den
Fundplätzen im angrenzenden nördlichen und südlichen Ionien auszeichnen. Dies ist vor allem
in Hinblick auf die Frage nach der kulturellen Zugehörigkeit des archaischen Ephesos innerhalb
des ionischen Kerngebiets an der kleinasiatischen Küste von zentralem Interesse1561.
3.A.1 Milet
Aus Milet sind zwei Brandschichten spätgeometrischer1562 und subgeometrischer Zeit1563 aus der
archaischen Wohnstadt sowie zwei Aufschüttungen subgeometrischer und frühorientalisierender
Zeit vom Artemisheiligtum am Kalabaktepe1564 umfassend publiziert. Ihr Keramikspektrum bildet

1560 Ein Anspruch auf Vollständigkeit im Sinne einer umfassenden Studie wird keinesfalls erhoben. Die Ausführungen
beziehen sich auf die zu den einzelnen Vergleichsfundorten angefühlten Publikationen.
1561 Nach Hdt. 1, 142 bildet Ephesos gemeinsam mit den nordionischen Zentren Kolophon, Lebedos, Teos, Klazo-
menai und Phokaia eine linguistisch einheitliche Gruppe, wohingegen Ephesos konventionellerweise mit Samos
und Milet dem südlichen Ionien angegliedert wird. Die materiellen Hinterlassenschaften scheinen indessen keine
eindeutige Zuodnung zuzulassen. Dazu Coulie 2013, 142. 149. 169 f. mit Lit.
1562 Dazu von Graeve 1973/1974.
1563 Dazu von Graeve 1973/1974; von Graeve 1975.
1564 Dazu Kerschner 1999.
 
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