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Baier, Christoph; Forstenpointner, Gerhard; Galik, Alfred; Prochaska, Walter; Schindel, Nikolaus; Vapur, Özlem; Weissengruber, Gerald E.; Österreichische Akademie der Wissenschaften / Verlag [Contr.]
Die Palastanlage oberhalb des Theaters von Ephesos (1): Textband — Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2023

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66553#0167
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II BAULICHER UND STRATIGRAFISCHER BEFUND

II.4 DIE HAUSKAPELLE IM NORDOSTTRAKT
Im Nordosten des Hauptgebäudes der Domus wurde im Zuge der Grabungskampagne des Jahres
1930 der apsidiale Raum PV-15 aufgrund seiner besonderen Architektur als einziger Teil dieses
Traktes bis auf das erhaltene Bodenniveau aufgedeckt (Taf. 10, 2). Insbesondere für die späteste
Nutzungsgeschichte des Gebäudes liefern die freigelegten Befunde Erkenntnisse von besonde-
rem Wert. PV-15 bildet den östlichen Abschluss einer Abfolge aus drei Räumen im Ostflügel
des kleinen Nebenhofes PV-12. Zu betreten war der Raum lediglich über zwei jeweils etwa
I, 00 m weite Durchgänge in seiner Westmauer, die der Apsis gegenüberlagen. Von den beiden
nach Westen hin anschließenden Räumen PV-14 und PV-13 sind nur die Umfassungsmauern
bekannt. Nach seiner erstmaligen Freilegung wurde Raum PV-15 mit umgelagertem Bauschutt
wiederverfüllt. In diesem Zustand wurde er im Jahr 2013 grob gereinigt und fotografisch sowie
mit einem 3D-Laserscan dokumentiert (Taf. 150-153).
II. 4.1 Die Baubefunde
Der etwa 3,05 x 7,70 m messende Hauptraum endet an seiner östlichen Seite in einer halb-
kreisförmigen Apsis, die mit einem Durchmesser von 2,64 m nahezu die gesamte Raumbreite
einnimmt. 3,30 m westlich der Westmauer markiert eine dreiteilige Marmorstufe im Boden eine
Trennung in einen westlichen und einen östlichen Raumteil. Vier Dübellöcher zeigen die Position
von ebenso vielen marmornen Schrankenständern (B33-B36) an, die im Zuge der Freilegung im
Raum gefunden wurden (Taf. 10, 2; 154-155). Die zugehörigen Schrankenplatten sind hinge-
gen nicht erhalten. Zwischen den beiden zentralen Schrankenständern beträgt der Achsabstand
0,84 m, zwischen den beiden äußeren Ständern jeweils etwa 1,00 m.
Während sich der Boden im westlichen Raumbereich nach den Angaben der Dokumentation
1930 auf einer Höhe von etwa 67,95 m ü. N. befindet, liegt er östlich der Marmorstufe auf knapp
68,15 m ü. N. und damit um mehr als 1,60 m höher als im dorischen Peristyl. Beide Abschnitte
waren mit einem Belag aus opus sectile ausgestattet, von dem sich kleinräumig Reste erhalten
haben. Der rechteckige Raumbereich östlich der Schrankenplatten misst ca. 3,05 x 2,55 m. Knapp
vor der Apsis ist eine rechteckige, 0,99 x 0,61 m messende Fundamentplatte mit einem zentralen
Dübelloch in den Boden eingelassen; im Vergleich zur Ost-West-Achse des Raumes ist sie leicht
nach Süden versetzt. In die Seitenwände des östlichen Raumbereichs ist unmittelbar östlich der
Schrankenplatten je eine knapp 0,50 m tiefe und etwa 0,80 m breite Nische eingelassen. Im
Süden liegt die erhaltene Unterkante auf 69,12 m ü. N. und somit knapp 1 m über dem Boden.
Laut der Dokumentation des Jahres 1930 war sie etwa 1,09 m hoch und verfügte wohl über einen
horizontalen Abschluss. Auf einer Höhe von knapp 0,50 m scheint zudem ein horizontales Brett
eingezogen gewesen zu sein.
Entlang der Rückwand der Apsis verläuft ein separat gemauerter Sockel aus zwei unter-
schiedlich hohen Stufen. Die vordere, tiefer liegende Stufe ist 0,22 m hoch und 0,27 m tief. Die
hintere Stufe misst in der Höhe mindestens 0,41 m und ist in der Mitte 0,53 m tief, während sie
sich zu den Rändern hin auf ein Maß von etwa 0,33 m verschmälert. Die Rückwand der Apsis
weist in ihrem Zentrum eine weite Fensteröffnung mit einer Bogenlänge von knapp 2,45 m
auf. Laut der Dokumentation des Jahres 1930 lag die erhaltene Unterkante der Öffnung 0,85 m
über dem Bodenniveau der Apsis. Ein möglicher Abdruck einer Basis, der sich bei der erstma-
ligen Freilegung im Mörtel der Brüstung abzeichnete, dürfte eine Säulenstellung als Gliederung
der Öffnung indizieren. Die mögliche Zugehörigkeit von zwei unterschiedlich dimensionierten
attisch-ionischen Säulenbasen (B29-B30), zwei Säulenschäften (B31-B32) und zwei Kämpfer-
blöcken (B38-B39), die im Zuge der Altgrabungen in Raum PV-15 gefunden wurden, müsste
mithilfe einer zeichnerischen Rekonstruktion auf Basis einer detaillierten Aufnahme aller Bau-
teile überprüft werden. In beide Kämpfer, von denen im Zuge der jüngsten Untersuchungen
lediglich das Stück B39 wieder aufgefunden werden konnte, ist jeweils ein lateinisches Kreuz
mit ausschwingenden Enden eingeschnitten (Taf. 156).
 
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