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VII DER STÄDTEBAULICHE KONTEXT
Über die Studie der diachronen Entwicklung und architektonischen Gestaltung der Domus
oberhalb des Theaters hinaus müssen auch ihre städtebauliche Einbindung sowie etwaige
inhaltliche und symbolische Bezüge zu den Gebäuden im nahen Umfeld in die Gesamtbe-
trachtungen miteinfließen. Um sich den zentralen Fragen nach der kulturellen Bedeutung des
Stadthauses und seinen Funktionen nähern zu können1035, ist eine derartige Analyse des stadt-
räumlichen Kontextes unerlässlich. Informationen zur räumlichen Organisation des Quartiers
am oberen Westabhang des Panayirdag und der Art seiner Bebauung liefern zunächst die
Ergebnisse der Altgrabungen am sog. Banketthaus (Lesche) südlich der Domus sowie an einem
Sockelmonument knapp oberhalb des Theaters. Sie werfen nicht nur Licht auf die urbanisti-
sche Entwicklung des Stadtareals, sondern auch auf funktionale, räumliche und symbolische
Zusammenhänge, in die das Stadthaus oberhalb des Theaters gebettet war. Zusätzlich konnte
das Bild zur Bebauungsstruktur in der Nachbarschaft der Domus sowie zur städtebaulichen
Einbindung des Areals durch die im Zuge der neuen Forschungen durchgeführte Kartierung
oberflächig sichtbarer Mauerzüge in der unmittelbaren Umgebung verdichtet werden. Diese
Untersuchungen lieferten in erster Linie Aufschlüsse zur infrastrukturellen Anbindung des
Stadtareals. Die Ergebnisse des vorliegenden Kapitels stellen somit die Grundlage für die kon-
textualisierte Interpretation des Stadthauses innerhalb seines stadträumlichen Gesamtgefüges
im abschließenden Teil des vorliegenden Bandes dar.
VIL1 DAS VERSAMMLUNGSGEBÄUDE SÜDLICH DER DOMUS
Im Zuge der Grabungskampagne des Jahres 1930 wurde unter der Leitung von Josef Keil und
Franz Miltner im Areal südlich der Domus ein saalartiges Gebäude partiell ergraben (Plan 2;
Taf. 11, 2)1036. Der langrechteckige Bau sitzt auf einer mächtigen und weitläufigen Plattform,
deren Orientierung um etwa 28,35° von der geodätischen Nordrichtung und um etwa 14,30° vom
Stadthaus und damit vom hellenistischen Planungsraster der Stadt abweicht. Die Substruktionen,
deren Eckpfeiler im Westen bis heute hoch im Gelände aufragen (Taf. 308. 309), überragen die
Hauptterrasse des Stadthauses um etwa 8,50 m1037. Neben der nördlichsten Kammer des in fünf
gleichförmige Abteilungen untergliederten Saals wurden im Zuge der erstmaligen Freilegung die
Westbegrenzung sowie die Oberkante der Ostmauer aufgedeckt (Taf. 311. 312,1). Mit Ausnahme
der Bauteile einer Säulengliederung fanden sich im Inneren des Gebäudes keinerlei Reste seiner
Ausstattung. Auch der Bodenbelag war bereits vor der Aufgabe des Saals entfernt worden, sodass
davon auszugehen ist, dass der Bau in geordneter Weise verlassen wurde und zuvor vollständig
ausgeräumt worden war.
VII.1.1 Die Baubefunde
Die hoch aufragende Plattform des Versammlungsgebäudes ruht im Westen auf einer Aneinander-
reihung tonnenüberwölbter Substruktionskammern aus Gussmörtelmauerwerk, deren Gewölbe
mit Ziegelmauerwerk verschalt waren (Taf. 309, 3; 310, 1). In gleicher Technik war den erhal-
1035 Zu diesen Fragen s. bes. die Kap. VIII. 1.3; 2.3; 3.3 und VIII.4.
1036 Zum Gebäude vgl. Keil 1932, 12-15 Abb. 7-8; Miltner 1958, 83 f. Abb. 74; RE Suppl. XII (1970) 1644 s. v.
Nachträge: Ephesos B. (W. Alzinger); Baier 2013, 51 f. Vgl. auch die Einträge vom 18. September bis zum 1.
Oktober 1930 im Feldbuch des Jahres 1930 im Dokumentationsarchiv des ÖAI, Wien.
1037 Die erhaltene Oberkante der Pfeiler der Plattform im Westen liegen auf einer Höhe von ca. 75,10 m ü. N.
VII DER STÄDTEBAULICHE KONTEXT
Über die Studie der diachronen Entwicklung und architektonischen Gestaltung der Domus
oberhalb des Theaters hinaus müssen auch ihre städtebauliche Einbindung sowie etwaige
inhaltliche und symbolische Bezüge zu den Gebäuden im nahen Umfeld in die Gesamtbe-
trachtungen miteinfließen. Um sich den zentralen Fragen nach der kulturellen Bedeutung des
Stadthauses und seinen Funktionen nähern zu können1035, ist eine derartige Analyse des stadt-
räumlichen Kontextes unerlässlich. Informationen zur räumlichen Organisation des Quartiers
am oberen Westabhang des Panayirdag und der Art seiner Bebauung liefern zunächst die
Ergebnisse der Altgrabungen am sog. Banketthaus (Lesche) südlich der Domus sowie an einem
Sockelmonument knapp oberhalb des Theaters. Sie werfen nicht nur Licht auf die urbanisti-
sche Entwicklung des Stadtareals, sondern auch auf funktionale, räumliche und symbolische
Zusammenhänge, in die das Stadthaus oberhalb des Theaters gebettet war. Zusätzlich konnte
das Bild zur Bebauungsstruktur in der Nachbarschaft der Domus sowie zur städtebaulichen
Einbindung des Areals durch die im Zuge der neuen Forschungen durchgeführte Kartierung
oberflächig sichtbarer Mauerzüge in der unmittelbaren Umgebung verdichtet werden. Diese
Untersuchungen lieferten in erster Linie Aufschlüsse zur infrastrukturellen Anbindung des
Stadtareals. Die Ergebnisse des vorliegenden Kapitels stellen somit die Grundlage für die kon-
textualisierte Interpretation des Stadthauses innerhalb seines stadträumlichen Gesamtgefüges
im abschließenden Teil des vorliegenden Bandes dar.
VIL1 DAS VERSAMMLUNGSGEBÄUDE SÜDLICH DER DOMUS
Im Zuge der Grabungskampagne des Jahres 1930 wurde unter der Leitung von Josef Keil und
Franz Miltner im Areal südlich der Domus ein saalartiges Gebäude partiell ergraben (Plan 2;
Taf. 11, 2)1036. Der langrechteckige Bau sitzt auf einer mächtigen und weitläufigen Plattform,
deren Orientierung um etwa 28,35° von der geodätischen Nordrichtung und um etwa 14,30° vom
Stadthaus und damit vom hellenistischen Planungsraster der Stadt abweicht. Die Substruktionen,
deren Eckpfeiler im Westen bis heute hoch im Gelände aufragen (Taf. 308. 309), überragen die
Hauptterrasse des Stadthauses um etwa 8,50 m1037. Neben der nördlichsten Kammer des in fünf
gleichförmige Abteilungen untergliederten Saals wurden im Zuge der erstmaligen Freilegung die
Westbegrenzung sowie die Oberkante der Ostmauer aufgedeckt (Taf. 311. 312,1). Mit Ausnahme
der Bauteile einer Säulengliederung fanden sich im Inneren des Gebäudes keinerlei Reste seiner
Ausstattung. Auch der Bodenbelag war bereits vor der Aufgabe des Saals entfernt worden, sodass
davon auszugehen ist, dass der Bau in geordneter Weise verlassen wurde und zuvor vollständig
ausgeräumt worden war.
VII.1.1 Die Baubefunde
Die hoch aufragende Plattform des Versammlungsgebäudes ruht im Westen auf einer Aneinander-
reihung tonnenüberwölbter Substruktionskammern aus Gussmörtelmauerwerk, deren Gewölbe
mit Ziegelmauerwerk verschalt waren (Taf. 309, 3; 310, 1). In gleicher Technik war den erhal-
1035 Zu diesen Fragen s. bes. die Kap. VIII. 1.3; 2.3; 3.3 und VIII.4.
1036 Zum Gebäude vgl. Keil 1932, 12-15 Abb. 7-8; Miltner 1958, 83 f. Abb. 74; RE Suppl. XII (1970) 1644 s. v.
Nachträge: Ephesos B. (W. Alzinger); Baier 2013, 51 f. Vgl. auch die Einträge vom 18. September bis zum 1.
Oktober 1930 im Feldbuch des Jahres 1930 im Dokumentationsarchiv des ÖAI, Wien.
1037 Die erhaltene Oberkante der Pfeiler der Plattform im Westen liegen auf einer Höhe von ca. 75,10 m ü. N.