Metadaten

Praschniker, Camillo; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Das Cömeterium der Sieben Schläfer — Forschungen in Ephesos, Band 4,2:, 1937

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45626#0023
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Keine Bearbeitung
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
17

dem anläßlich der Grabung der Name „Krypta“ 5) gegeben wurde, auch das eben erwähnte Plateau am nörd-
lichen Schluchtrand verbaut wurde oder ob wir diese beiden Anlagen zeitlich zu trennen haben, läßt sich nicht
mit zwingender Sicherheit entscheiden. Doch darf die zweite Annahme, daß die Krypta und der Bau auf
der Nordterrasse nicht in unmittelbarer Abfolge angelegt sind, manche Wahrscheinlichkeit für sich in An-
spruch nehmen.
Trotz dieser Erweiterung erwies sich die Anlage bald als zu klein; die Folge war, daß man den östlich
an die Kirche anschließenden Platz verbaute. Es entstand hier eine ziemlich langgestreckte, nach Süden orien-
tierte Kapelle, an die im Osten wenigstens zwei, wahrscheinlich aber drei (vgl. u. S. 76ff.) anscheinend gleich-
artige Kapellen angeschlossen waren. Ohne eine volle Sicherheit für die Gleichzeitigkeit der Errichtung zu
besitzen, dürfen wir zu diesem Komplex noch die Anlagen der Ostschlucht und die Marmorkammer rechnen.
Im Hinblick auf einen zwischen die oberen Kapellen eingeschobenen Vorplatz wollen wir diesen, die dritte
Bauperiode bildenden Komplex als Terrassenkapelle bezeichnen.
Eine letzte Erweiterung erfuhr die Anlage durch die Errichtung eines Zentralkuppelbaues auf der südlich
der Kirche aufragenden Felskuppe, den wir auf Grund eines dort gefundenen Inschriftsteines (vgl. u. S. 84f.)
Abradasmausoleum zu nennen uns gewöhnt haben 6). Um diesen Bau, der anscheinend in seiner Innenaus-
stattung nie mehr ganz vollendet wurde, mit der übrigen Anlage in unmittelbare Verbindung zu setzen, ent-
schloß man sich, die südwestlichste Wandnische in der Terrassenkapelle als Grabstelle aufzulassen und hier
eine Türe nach dem Abradasmausoleum durchzubrechen.
Wenn so auch die einzelnen Anlageteile untereinander in Verbindung gesetzt waren, bleibt das Unein-
heitliche der ganzen Anlage auch weiterhin bestehen und kommt am deutlichsten vielleicht darin zum Aus-
druck, daß der Komplex keine zusammenschließende monumentale Toranlage erhielt, sondern die verschie-
denen ursprünglichen Zugangsmöglichkeiten auch nach Abschluß der Bautätigkeit im Wesentlichen unverän-
dert blieben. Daher kann auch die folgende Beschreibung der baulichen Teile nicht von außen her an die
Gesamtheit der Anlage herantreten, sondern muß, sich an die zeitliche Abfolge der einzelnen Komplexe eng
anschließend, den Werdegang der Anlage von innen heraus zu verfolgen trachten.

* *
*
Zur Bezeichnung der Grabformen und hinsichtlich der Planzeichnungen sei folgendes bemerkt: Grab-
stellen, die unter dem Raumboden angelegt sind, bezeichne ich als Kellergräber; in den Grundrissen sind sie
mit Strich-Punkt-Linien kenntlich gemacht. Auf dem jeweiligen Raumboden aufgemauerte Gräber gelten als
Kistengräber; ihre Ummauerung ist dort, wo sie wenigstens bis zu einer Höhe von zwei Ziegelscharen erhalten
ist, schraffiert gezeichnet, wenn sie aber nur aus Mörtelspuren erschlossen ist, wird sie durch punktierte Linien
angegeben. Die in den tonnenüberwölbten Nischen der Saalwände untergebrachten Grabstellen nenne ich im
Gegensatz zu den unmittelbar in eine Wand eingelassenen und an der Vorderseite verschließbaren Loculus-
gräbern Nischengräber; Schraffierung, bzw. Punktierung ihres Umrisses einerseits und Strich-Punkt-Linien
andererseits verdeutlichen ihre Niveaulage gegenüber dem jeweiligen allgemeinen Raumboden. Schließlich sei
noch darauf hingewiesen, daß in den Planzeichnungen die Umrisse des jeweils darunter liegenden Stockwerkes
durch eine Linie, welche sich aus Strichen und je vier Punkten dazwischen zusammensetzt, angegeben sind.

5) Über die einzelnen Teile des Kryptakomplexes vgl. u. S. 48.
6) J. Keil, Österr. Jahresh. XXIV 1929 Beibl. 17.

Forschungen in Ephesos IV/2

5
 
Annotationen