158
karnaß und muß nach seiner Anlage und Größe, dem reichen Skulpturenschmuck und den gewaltigen Geldmitteln, die für
seine Errichtung notwendig waren, gleichfalls ein Herrschergrab gewesen sein. Einem rhodischen General im Sold des Perser-
königs stand ein Grabbau wie dieser nicht zu. Zu den allgemeinen, historischen und stilistischen Argumenten, die gegen
Praschnikers Annahme sprechen, kommt ein weiteres: eine überwölbte Grabkammer makedonischer Art ist vor Alexander
in Kleinasien kaum denkbar.
Der dritte, besonders in letzter Zeit vertretene Vorschlag zielt auf den 281 v. Chr. in der Schlacht bei Kurupedion
gefallenen Lysimachos. Als erster äußerte W. Hoepfner444) diese Annahme, gefolgt von W. Bauer445) und A. Bammer446).
Abb. 127 : Totenmahlrelief auf Samos
Nach Hoepfner habe Lysimachos unweit von Ephesos sein Grab vorbereitet. Sein Leichnam sei jedoch wegen der feind-
seligen Haltung der Ephesier nicht hier, sondern in dem literarisch überlieferten Grab in Lysimacheia auf der thrakischen
Chersones447) bestattet worden. Auch nach Bauer wollte sich Lysimachos unweit von Ephesos, der von ihm neu gegründeten
Stadt, bestatten lassen wie einst Maussolos in Halikarnaß. Mit der Gewinnung von Ephesos durch die Seleukiden seien
die Bauarbeiten eingestellt und der Leichnam des Königs nach Lysimacheia überführt worden. Das Grab sei in der Folge
leergestanden, erst im 1. Jh. n. Chr. scheine ein Unbekannter den Sarkophag für seine Bestattung verwendet zu haben448).
Demgegenüber stellte Bammer als erster fest, das Grab habe später Antiochos II. Theos aufgenommen. Diese Annahme ist,
wie wir sehen werden, am besten mit den historischen Gegebenheiten und mit dem Befund am Grab selbst in Einklang zu
bringen.
Lysimachos war in Ephesos wie im übrigen Kleinasien wenig beliebt. Ganz im Gegensatz zur philhellenischen Politik
des Antigonos gliederte er die autonomen Städte rücksichtslos in sein Reich ein449). In Ephesos scheint zu dieser Zeit eine
444) AM 84, 1969 S. 180f. Vgl. schon oben S. 118.
445) Korinthische Kapitelle des 4. und 3. Jhs. v. Chr. AM
Beih. 3 (1973) S. 113ff., 119ff.
44e) In: A. Bammer - R. Fleischer - D. Knibbe, Führer durch
das archäologische Museum in Selijuk-Ephesos (1973) S. 132f.
Inv. 1611; ders., Architektur und Gesellschaft (1974) S. 64; ders.,
IstMitt 25, 1975 S. 324.
“’) Paus. I 10, 5.
448) Bauer bezieht sich hier auf die Lampenfragmente, siehe
oben S. 105f., unten S. 161.
449) D. Magie, Roman Rule in Asia Minor (1950) I 8. 93,
II S. 924; G. Saitta, Kokalos 1, 1955 S. 99.
karnaß und muß nach seiner Anlage und Größe, dem reichen Skulpturenschmuck und den gewaltigen Geldmitteln, die für
seine Errichtung notwendig waren, gleichfalls ein Herrschergrab gewesen sein. Einem rhodischen General im Sold des Perser-
königs stand ein Grabbau wie dieser nicht zu. Zu den allgemeinen, historischen und stilistischen Argumenten, die gegen
Praschnikers Annahme sprechen, kommt ein weiteres: eine überwölbte Grabkammer makedonischer Art ist vor Alexander
in Kleinasien kaum denkbar.
Der dritte, besonders in letzter Zeit vertretene Vorschlag zielt auf den 281 v. Chr. in der Schlacht bei Kurupedion
gefallenen Lysimachos. Als erster äußerte W. Hoepfner444) diese Annahme, gefolgt von W. Bauer445) und A. Bammer446).
Abb. 127 : Totenmahlrelief auf Samos
Nach Hoepfner habe Lysimachos unweit von Ephesos sein Grab vorbereitet. Sein Leichnam sei jedoch wegen der feind-
seligen Haltung der Ephesier nicht hier, sondern in dem literarisch überlieferten Grab in Lysimacheia auf der thrakischen
Chersones447) bestattet worden. Auch nach Bauer wollte sich Lysimachos unweit von Ephesos, der von ihm neu gegründeten
Stadt, bestatten lassen wie einst Maussolos in Halikarnaß. Mit der Gewinnung von Ephesos durch die Seleukiden seien
die Bauarbeiten eingestellt und der Leichnam des Königs nach Lysimacheia überführt worden. Das Grab sei in der Folge
leergestanden, erst im 1. Jh. n. Chr. scheine ein Unbekannter den Sarkophag für seine Bestattung verwendet zu haben448).
Demgegenüber stellte Bammer als erster fest, das Grab habe später Antiochos II. Theos aufgenommen. Diese Annahme ist,
wie wir sehen werden, am besten mit den historischen Gegebenheiten und mit dem Befund am Grab selbst in Einklang zu
bringen.
Lysimachos war in Ephesos wie im übrigen Kleinasien wenig beliebt. Ganz im Gegensatz zur philhellenischen Politik
des Antigonos gliederte er die autonomen Städte rücksichtslos in sein Reich ein449). In Ephesos scheint zu dieser Zeit eine
444) AM 84, 1969 S. 180f. Vgl. schon oben S. 118.
445) Korinthische Kapitelle des 4. und 3. Jhs. v. Chr. AM
Beih. 3 (1973) S. 113ff., 119ff.
44e) In: A. Bammer - R. Fleischer - D. Knibbe, Führer durch
das archäologische Museum in Selijuk-Ephesos (1973) S. 132f.
Inv. 1611; ders., Architektur und Gesellschaft (1974) S. 64; ders.,
IstMitt 25, 1975 S. 324.
“’) Paus. I 10, 5.
448) Bauer bezieht sich hier auf die Lampenfragmente, siehe
oben S. 105f., unten S. 161.
449) D. Magie, Roman Rule in Asia Minor (1950) I 8. 93,
II S. 924; G. Saitta, Kokalos 1, 1955 S. 99.