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Das Gebälk des Obergeschosses weist eine nicht häufig verkommende Bereicherung auf, einen in S-Kurve geschwungenen,
ornamental geschmückten Fries. Zu ihm hat A. v. Gerkan mir in einer vom Naiskos von Didyma ausgehenden Unter-
suchung172) vorgearbeitet, in welcher er sämtliche vorkommende Fälle eines solchen Frieses zusammengestellt hat. Leider
gibt uns nicht einmal dieses so eigenartige und seltene Motto die Möglichkeit einer präzisen zeitlichen Ansetzung von Belevi.
Die frühesten Fälle seines Vorkommens sind wohl Tholos von Epidauros173), Theatertor von Epidauros174) und Naiskos von
Didyma175), alle drei jedoch selbst zeitlich umstritten und von Gerkan möglichst tief herabgerückt. Zur Bauzeit der Tholos
habe ich selbst176) auf den engen Zusammenhang des Ornaments mit dem des Athenatempels von Tegea (Akroterien, Sima)
verwiesen und deshalb ihre Vollendung nicht lange Zeit nach dem für den Abschluß der ersten Bauperiode des Rundbaues
geltenden Termin von 330 angenommen. Daß nur eine frühe Vollendung mit der Lebens- und Wirkenszeit des Pausias
vereinbar ist, hat schon Schede177) geltend gemacht. Das Parodostor des Theaters schließt sich an und für eine späte Ent-
stehung des Naiskos konnte v. Gerkan keine entscheidenden Gründe ins Treffen führen. Es folgen dann das Zweisäulen-
monument der Aristaineta in Delphi178), der Erweiterungsbau der Philipphalle in Delos179), das Kranzgesimse des Opfer-
altars des großen Altars in Pergamon180) und die Nischenumrahmung aus dem Untergeschoß der pergamenischen Biblio-
thek181). Das Gewicht, welches dem Fries innerhalb des Gebälks zufällt, ist in allen diesen Fällen recht verschieden. Seine
Höhe verhält sich zu der Gesamthöhe des Gebälks in Belevi wie 1 : 4, ebenso am Theatertor von Epidauros und an der
Philipphalle. An der Tholos verhalten sich die beiden Maße wie 1:3%. Am gewichtigsten ist der Fries am Denkmal der
Aristaineta (1 : 3), am leichtesten am Naiskos (1 : 5%). Eine bestimmte Tendenz der Entwicklung und damit eine wenigstens
relative Reihung läßt sich danach nicht feststellen. Über das den Fries zierende Ornamentband wird noch in anderem
Zusammenhang gesprochen werden.
Eine weitere Eigentümlichkeit des Gebälks liegt in dem Leistchen, welches am Zahnschnitt in die Intersektionen
gesetzt ist. Dieses ist am römischen Gebälk eine durchaus häufige Erscheinung, die verschiedene Formen bis zur Zierform
des sogenannten Löckchens annehmen kann182). Um so seltener ist das Leistchen innerhalb der griechischen Architektur,
in der mir nur drei Fälle seines Vorkommens bekannt sind. Der eine ist der Athenetempel von Priene183), der zweite ein
Bau, dessen Teile in Ephesos in der Theaterstraße als Pflastersteine verwendet aufgefunden wurden. Sie werden heute in
Wien aufbewahrt und sind leider bis auf die bekannte Platte mit dem Amazonenrelief184) noch unveröffentlicht. Sie
gehörten augenscheinlich einem altarartigen Bau an, in welchem Schrader185) den Altar des Artemisions erkennen will.
Die feine Arbeit weist spätestens in frühhellenistische Zeit. Eine nach vorne zu leistenförmig abschließende Füllung zeigen
schließlich die Intersektionen am Deckgesimse des unteren Aufbaues des großen Altars von Pergamon186).
Die Löwenköpfe der Sima zeigen stark pathetischen Ausdruck, dicke Stirnwülste, geschwollene Augenbrauenbogen,
in dieser Charakterisierung denen des Mausoleums187), des Athenatempels von Priene188) und der Tholos von Epidauros189)
nahestehend, ein Typus, der nach Schede190) „in späterer Zeit kaum denkbar ist, wo eine viel glattere, leidenschaftslosere
Charakterisierung beliebt ist“.
172) Jdl 57, 1942 S. 183ff.
173) Antike Denkmäler 2 (1893) S. 2f. Taf. 3; Defrasse-
Lechat, Epidaure (1895) S. 95f. Taf. 7.
174) Ebda. Abb. S. 211.
175) Wiegand - Knackfuß, Didyma I (1941) S. 113f. Taf.
76; v. Gerkan a. a. O. S. 195ff.
17B) Zur Geschichte des Akroters S. 36 mit der Anm. 6 ge-
nannten Literatur; E. Pfuhl, Jdl 43, 1928 S. 30; H. Möbius, Die
Ornamente der griechischen Grabstelen S. 40 Anm. 10.
177) Antikes Traufleisten-Ornament S. 52.
178) M. F. Courby, Fouilles de Delphes II (1927) S. 257ff.;
F. Schober, RE Suppl. 5 (1931) „Delphoi“ Sp. 93f.
179) R. Vallois, Delos 7, 1 (1923) S. 102f.
18°) J. Schrammen, Altertümer von Pergamon 3, 1 (1906)
S. 67f. Taf. 16.
181) R. Bohn, ebda. 2 (1885) S. 45f. Taf. 27f.
182) Basilica Aemilia; F. Toebelmann, Römische Gebälke
(1923) S. 29f. Abb. 36; Trajansforum: ebda. S. 62ff. Taf. 10;
Castortempel: ebda. S. 51 Abb. 48; Agrippathermen: ebda. S. 67ff.
Taf. 11; Maxentiusbasilika: ebda. S. 123f. Abb. 95f. usw.
ras) Wiegand - Schrader, Priene S. 104; J. Durm, Die Bau-
kunst der Griechen3 (1910) S. 337 Abb. 320b.
184) R. Heberdey, ÖJh 5, 1902 Sp. 65 Abb. 17 ; R. v. Schneider,
Ausstellung von Fundstücken aus Ephesos im Unteren Belvedere
(1902) S. 20 Abb. 28; F. Noack, Jdl 30, 1915 S. 131 ff. Taf. 6.
185) Bei Noack a. a. O. S. 133.
186) J. Schrammen, Altertümer von Pergamon 3, 1 S. 20f.
Taf. 8.
187) M. Schede, Antikes Traufleisten-Ornament S. 35 Taf.
4, 25.
188) Ebda. S. 77ff. Taf. 7, 42.
189) Ebda. S. 66 Taf. 5, 31.
19°) Ebda. S. 68.
Das Gebälk des Obergeschosses weist eine nicht häufig verkommende Bereicherung auf, einen in S-Kurve geschwungenen,
ornamental geschmückten Fries. Zu ihm hat A. v. Gerkan mir in einer vom Naiskos von Didyma ausgehenden Unter-
suchung172) vorgearbeitet, in welcher er sämtliche vorkommende Fälle eines solchen Frieses zusammengestellt hat. Leider
gibt uns nicht einmal dieses so eigenartige und seltene Motto die Möglichkeit einer präzisen zeitlichen Ansetzung von Belevi.
Die frühesten Fälle seines Vorkommens sind wohl Tholos von Epidauros173), Theatertor von Epidauros174) und Naiskos von
Didyma175), alle drei jedoch selbst zeitlich umstritten und von Gerkan möglichst tief herabgerückt. Zur Bauzeit der Tholos
habe ich selbst176) auf den engen Zusammenhang des Ornaments mit dem des Athenatempels von Tegea (Akroterien, Sima)
verwiesen und deshalb ihre Vollendung nicht lange Zeit nach dem für den Abschluß der ersten Bauperiode des Rundbaues
geltenden Termin von 330 angenommen. Daß nur eine frühe Vollendung mit der Lebens- und Wirkenszeit des Pausias
vereinbar ist, hat schon Schede177) geltend gemacht. Das Parodostor des Theaters schließt sich an und für eine späte Ent-
stehung des Naiskos konnte v. Gerkan keine entscheidenden Gründe ins Treffen führen. Es folgen dann das Zweisäulen-
monument der Aristaineta in Delphi178), der Erweiterungsbau der Philipphalle in Delos179), das Kranzgesimse des Opfer-
altars des großen Altars in Pergamon180) und die Nischenumrahmung aus dem Untergeschoß der pergamenischen Biblio-
thek181). Das Gewicht, welches dem Fries innerhalb des Gebälks zufällt, ist in allen diesen Fällen recht verschieden. Seine
Höhe verhält sich zu der Gesamthöhe des Gebälks in Belevi wie 1 : 4, ebenso am Theatertor von Epidauros und an der
Philipphalle. An der Tholos verhalten sich die beiden Maße wie 1:3%. Am gewichtigsten ist der Fries am Denkmal der
Aristaineta (1 : 3), am leichtesten am Naiskos (1 : 5%). Eine bestimmte Tendenz der Entwicklung und damit eine wenigstens
relative Reihung läßt sich danach nicht feststellen. Über das den Fries zierende Ornamentband wird noch in anderem
Zusammenhang gesprochen werden.
Eine weitere Eigentümlichkeit des Gebälks liegt in dem Leistchen, welches am Zahnschnitt in die Intersektionen
gesetzt ist. Dieses ist am römischen Gebälk eine durchaus häufige Erscheinung, die verschiedene Formen bis zur Zierform
des sogenannten Löckchens annehmen kann182). Um so seltener ist das Leistchen innerhalb der griechischen Architektur,
in der mir nur drei Fälle seines Vorkommens bekannt sind. Der eine ist der Athenetempel von Priene183), der zweite ein
Bau, dessen Teile in Ephesos in der Theaterstraße als Pflastersteine verwendet aufgefunden wurden. Sie werden heute in
Wien aufbewahrt und sind leider bis auf die bekannte Platte mit dem Amazonenrelief184) noch unveröffentlicht. Sie
gehörten augenscheinlich einem altarartigen Bau an, in welchem Schrader185) den Altar des Artemisions erkennen will.
Die feine Arbeit weist spätestens in frühhellenistische Zeit. Eine nach vorne zu leistenförmig abschließende Füllung zeigen
schließlich die Intersektionen am Deckgesimse des unteren Aufbaues des großen Altars von Pergamon186).
Die Löwenköpfe der Sima zeigen stark pathetischen Ausdruck, dicke Stirnwülste, geschwollene Augenbrauenbogen,
in dieser Charakterisierung denen des Mausoleums187), des Athenatempels von Priene188) und der Tholos von Epidauros189)
nahestehend, ein Typus, der nach Schede190) „in späterer Zeit kaum denkbar ist, wo eine viel glattere, leidenschaftslosere
Charakterisierung beliebt ist“.
172) Jdl 57, 1942 S. 183ff.
173) Antike Denkmäler 2 (1893) S. 2f. Taf. 3; Defrasse-
Lechat, Epidaure (1895) S. 95f. Taf. 7.
174) Ebda. Abb. S. 211.
175) Wiegand - Knackfuß, Didyma I (1941) S. 113f. Taf.
76; v. Gerkan a. a. O. S. 195ff.
17B) Zur Geschichte des Akroters S. 36 mit der Anm. 6 ge-
nannten Literatur; E. Pfuhl, Jdl 43, 1928 S. 30; H. Möbius, Die
Ornamente der griechischen Grabstelen S. 40 Anm. 10.
177) Antikes Traufleisten-Ornament S. 52.
178) M. F. Courby, Fouilles de Delphes II (1927) S. 257ff.;
F. Schober, RE Suppl. 5 (1931) „Delphoi“ Sp. 93f.
179) R. Vallois, Delos 7, 1 (1923) S. 102f.
18°) J. Schrammen, Altertümer von Pergamon 3, 1 (1906)
S. 67f. Taf. 16.
181) R. Bohn, ebda. 2 (1885) S. 45f. Taf. 27f.
182) Basilica Aemilia; F. Toebelmann, Römische Gebälke
(1923) S. 29f. Abb. 36; Trajansforum: ebda. S. 62ff. Taf. 10;
Castortempel: ebda. S. 51 Abb. 48; Agrippathermen: ebda. S. 67ff.
Taf. 11; Maxentiusbasilika: ebda. S. 123f. Abb. 95f. usw.
ras) Wiegand - Schrader, Priene S. 104; J. Durm, Die Bau-
kunst der Griechen3 (1910) S. 337 Abb. 320b.
184) R. Heberdey, ÖJh 5, 1902 Sp. 65 Abb. 17 ; R. v. Schneider,
Ausstellung von Fundstücken aus Ephesos im Unteren Belvedere
(1902) S. 20 Abb. 28; F. Noack, Jdl 30, 1915 S. 131 ff. Taf. 6.
185) Bei Noack a. a. O. S. 133.
186) J. Schrammen, Altertümer von Pergamon 3, 1 S. 20f.
Taf. 8.
187) M. Schede, Antikes Traufleisten-Ornament S. 35 Taf.
4, 25.
188) Ebda. S. 77ff. Taf. 7, 42.
189) Ebda. S. 66 Taf. 5, 31.
19°) Ebda. S. 68.