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ist dies beim Charmyleion von Pyli auf Kos durchgeführt, dessen Datierung jedoch nicht gesichert ist. Mir scheint ein
Ansatz im frühen dritten Jahrhundert v. Chr. möglich zu sein87).
Die Kymatien des Sockels in Belevi zeigen demgegenüber eine von dieser Reihe abzusetzende Form (Abb. 11 Theuer S. 15).
Vor allem die Mittelrippe scheint anders gebildet zu sein. Im Gegensatz zu den geknickten Enden des ersten Typus ist der

äußere Rand regelmäßiger gebogen. Die Entwick-
lung zu diesem etwas veränderten Typus kündigt
sich bereits vor der Mitte des vierten Jahrhunderts
v. Chr. am Andron des Maussollos in Labraunda
an (Abb. 150)88). Am Charmyleion von Pyli ist
sie in ausgeprägter Weise vorhanden.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang die
Bauten von Samothrake, wo sich ähnliche Ky-
matien am Hieron finden (Abb. 151)89). Sie sind
breit auseinander gezogen, wie in Belevi, vielleicht
ein wenig weicher modelliert, mit weniger scharfen
Graten. Auch die punktartige Füllung der Blatt-
öse ist weniger betont und abgesetzt90). Ein Frag-
ment zeigt noch flüssigere Linienführung (Abb.
152). Hinsichtlich der Schärfe des Steinschnitts
wäre allerdings besser das Arsinoeion zu verglei-
chen, das ebenfalls gut datiert ist91). Ähnlich

Abb. 150: Labraunda, Antenkapitell vom Andron des Maussollos
(Photo ÖAI 354/11)


sind schließlich auch noch die Kymatien des Ptolemaions, das auf Grund der Weihinschrift zwischen 285 und 280 v. Chr.
zu datieren ist (Abb. 153)92).
Auch ein Kymation aus Kos gehört hierher93). Es ist sehr breit und steht über einem Astragal mit stark gedehnten
Hauptperlen.
In diesen Rahmen paßt schließlich noch das Kymation des Tempels von Messa auf Lesbos94). Die Datierung des Baues
ist nach wie vor umstritten. Es hilft auch nicht die von H. Lattermann mit dem Tempel in Verbindung gebrachte Inschrift
IG XII 2, 11, nach der an der Nordseite nach 250 v. Chr. ein Fundament verstärkt wurde. Danach müßte der Bau vor der
Mitte des Jahrhunderts entstanden sein. Diese Einordnung läßt sich allerdings nicht nach oben abgrenzen95). Neugefundene
Simastücke zeigen stilistische Übereinstimmung mit der einzigen erhaltenen Simaplatte des Tempels von Ilion96). Vergleich-
bar sind vor allem die etwas unnatürlich aufgesetzten Adern und Randsäume der Deck- und Hüllblätter in Messa mit den
Rändern der fleischigen Lotosblüten von Ilion (Abb. 154 und 155). Ein Ansatz des Tempels von Messa zwischen den Jahren

290 und 280 v. Chr. erscheint dadurch sehr wahrscheinlich.

87) P. Schazmann, Jdl 49, 1934 S. 123 Abb. 11, mit der
Datierung am Ende des vierten Jahrhunderts v. Chr. Dagegen
tritt Hoepfner (a. Anm. 46 a. O. S. 41 Anm. 55) für einen Ansatz
am Beginn des zweiten Jahrhunderts ein. Zur Frage des Zusammen-
hanges von Kymation und Astragal vgl. auch S. M. Bobtschew,
Xapurnljpiov el<; ’OpXävSov 3, 1966 S. 410ff.
88) Voigtländer, a. Anm. 44 a. O. S. 36f. Taf. 2, 1.
89) Lehmann - Spittle, a. Anm. 54 a. O. (Text 1) S. 230
Abb. 181.
90) Zur Datierung vgl. oben S. 181 mit Anm. 55.
91) Conze - Hauser - Niemann, a. Anm. 52 a. O. Taf. 63 und
64; zur Datierung vgl. oben S. 180.
92) Lehmann, a. Anm. 54 a. O. S. 88f. Conze - Hauser - O.
Benndorf, Samothrake 2, 1880 Taf. 37: Vergleich mit Kymatien

vom Hieron und vom Arsinoeion.

93) L. Shoe, Hesperia 19, 1950 S. 356 Nr. 10 Taf. 109, 3
und Hoepfner, a. Anm. 46 a. O. S. 41.
94) R. Koldewey, a. Anm. 30 a. O. Taf. 26, 9.
95) H. Lattermann, Griechische Bauinschriften, S. 105; L.
Robert, REA 62, 1960 S. 300ff.; R. Picard, RA 1962 II S. 61;
M. Paraskevaidis, RE 24, 1963 Sp. 1411 und 1418. Neufunde, jedoch
keine Kymatien: B. Petrakos, Praktika 1967 S. 96ff.; ders., Ergon
1968 S. 80ff.

9e) Hoepfner, a. Anm. 66 a. O. S. 180 Taf. 78, 2. Der hier
angestellte Vergleich von Ilion mit Belevi überzeugt allerdings
nicht. Die Beziehung läßt sich aber über den Umweg von Messa
herstellen: Anthemien Ilion — Anthemien Messa. Kymatien
Messa — Kymatien Belevi.

24 Forschungen in Ephesos VI
 
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