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Ruggendorfer, Peter; Forstenpointner, Gerhard; Österreichisches Archäologisches Institut [Contr.]
Das Mausoleum von Belevi: archäologische Untersuchungen zu Chronologie, Ausstattung und Stiftung — Forschungen in Ephesos, Band 6,2: Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.46293#0087
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4. Archäologische Untersuchungen der Jahre 1998-2005

zerklüftete Oberfläche des Felsens, welche durch stark nach Süden
geneigte Flächen mit hoch aufragenden nördlichen Enden und
schroffen Rändern charakterisiert war. Insgesamt entstand so der
Eindruck eines verfestigten, zum Teil annähernd horizontalen Lauf-
niveaus (in Ost-West-Richtung, SE 73, Obk 33,85-34,13 m; SE 74,
Obk 33,80-34,05 m), aus dem einige Teile des felsigen Unter-
grundes erhaben (Obk 35,18 m) herausragten, wofür auch die stark
gerundeten Kanten gerade an den höheren Felspartien sprechen. Die
eigentümlich schräge Schichtung des felsigen Untergrundes war
durch die Abbaurichtung im Zuge der Steingewinnung bei der Vor-
bereitung des Geländes fiir die Errichtung des Mausoleums bedingt.
Mit der SE 73 und SE 74 füllte man die spaltenartigen Zwischen-
räume zwischen den zackenartig aufragenden Felspartien. Dieser
Vorgang ist bauzeitlich anzusetzen, da man davon ausgehen kann,
dass über die Felsterrasse, deren Obk im Vergleich zu den anderen
Gebäudeseiten nur wenig tiefer gelegen hat als die Obk des Sockels,
während der Bauarbeiten ein Zugang zum Obergeschoss bestanden
hat und auch die Verbringung von Baugliedem erfolgt ist. Der
Felsen zeigte Spuren der Steingewinnung, etwa in Form von im
gesamten Areal anzutreffenden Meißelspuren oder des Schrotgra-
bens am südöstlichsten Punkt der SO 6.
Aufgrund der Funktion als Arbeitsterrasse hätte man in diesem
Areal große Horizonte mit Marmorabschlag erwartet. Das Fehlen
dieser Pakete lässt den Schluss zu, dass die Zurichtung von Blö-
cken auf dieser Fläche nicht in großem Maßstab unternommen
wurde. Möglicherweise diente der Bereich daher aufgrund seiner
eng begrenzten Dimensionen nur der Verbringung. Eine Reinigung
der Terrasse nach dem Abschluss der Bauarbeiten oder der kon-
sequente Abtransport des Materials könnte zwar allemal in Er-
wägung gezogen werden, ein Abrutschen oder das Abschwemmen
des Abschlagmaterials bis auf die angetroffenen, rudimentären
Reste ist ebenfalls nicht auszuschließen. Theoretisch bliebe auch
noch die Möglichkeit, dass jenes V/2 m bis über 2 m hohe Stratum
aus Steinabschlag, das während der Altgrabungen am 4.9.1933 vor
dem „Südende der Ostseite“ freigelegt wurde und das die Nord-
seite der Wasserleitung verdeckte, von der Terrasse stammte und
für die schützende Einschüttung der Aristion-Leitung abtranspor-
tiert und verwendet wurde.
4.2.3 Sondagen an der Nordseite
Zu den archäologischen Aktivitäten im Norden des Gebäudes
zählten in der Kampagne 2002 die Sondage 5 (SO 5) und die Rei-
nigung des Schnittes von Alzinger an der Nordseite aus dem Jahr
1977 sowie während der Saison 2005 das Rückversetzen des Pro-
fils vor der Nordostecke des Mausoleums. Mit den Untersuchun-
gen sollten Fragestellungen nach der Gestalt des Geländes und des
hellenistischen Bodenniveaus im Norden bzw. Nordosten geklärt
sowie weitere Aufschlüsse hinsichtlich der chronologischen Ein-
ordnung der Zerstörungsgeschichte ermittelt werden.
4.2.3.1 Sondage 5 (SO 5)
Nach den bearbeiteten Felsformationen in der SO 5 zu urteilen, war
das Terrain nördlich und nordöstlich der Nordwestecke zunächst bis
auf die Utk der untersten Stufe abgearbeitet und der Stufenunterbau

vollständig ansichtig278. Nach ca. 4 m Richtung Osten änderte sich
dieses Erscheinungsbild jedoch grundsätzlich. Nun betrug die Tiefe
des vor dem Stufenunterbau freiliegenden Areals (SE 1, Obk 28,24—
29,91 m) nur noch rund 1,50 m. Dahinter stieg der Felsen imNorden
wallartig bis zu einer Obk von ca. 29,82 m an (Taf. 47; 1; 50, 1;
Plan 9)279. Der felsige Untergrund war heterogen, so folgen auf Par-
tien aus hartem, grau gebändertem Kalzitmarmor (SE 1) in den
unteren Bereichen weiche schiefrige Einlagerungen aus Silikatmi-
neralen (SE 32), wie v. a. entlang des Nord- und Ostprofils der SO 5
beobachtet werden konnte (Matrix 5; Tab. 6). Im Bereich der Son-
dage gliederte sich der Felsen in drei kleinere Zonen, die durch
Niveauunterschiede voneinander getrennt waren und so kontinuier-
lich nach Norden angestiegen sind (Taf. 48, 1; 49). Die Oberfläche
des mittleren Abschnitts (Obk 28,46-28,65 m) zeigte an ihrem öst-
lichen Rand die flachen Reste von Schrotgräben.
Die nur 8 cm dünne, direkt auf der obersten nördlichsten Felsfläche
aufliegende Schicht aus feinem Marmorabschlag und Steinmehl
(SE 59, Obk 29,01-29,26 m) war zum Stufenunterbau hin geneigt
und stellte die Überreste von Bauschutt bzw. -material dar (Taf. 49).
Das Stratum trat nur in der westlichen Hälfte über der Felsfläche
(SE 1, Obk vor dem Westprofil 28,30-28,86 m) auf und wurde ge-
gen Osten durch die hoch anstehenden Partien der schiefrigen Ein-
lagerung (SE 32, Obk 28,96-29,84 m) begrenzt. Zum Teil lagerten
auf der Obk der SE 59 auch Ansammlungen von Asche und kleins-
te Stücke von Holzkohle als Relikte von offenen Feuerstellen. Die-
se bilden den Übergang zur Brandschicht SE 195 (Obk 29,31 m)
mit schwarz verfärbter Erde, Asche und kleinen Stückchen Holz-
kohle, die in der Nordwestecke der SO 5 angeschnitten wurde und
welche die SE 59 bis zu 60 cm Länge und mit etwa 7 cm Höhe über-
deckte. In ihr fand sich zudem noch ein stark korrodierter Eisen-
nagel sowie einige hellenistische Keramikfragmente280. Sowohl die
SE 59 als auch die SE 195 sind aufgrund ihrer Position und Kon-
sistenz den bauzeitlichen Werkschichten zuzurechnen (Matrix 5).

Der Bauhorizont war mit hellbrauner, sandi-
ger, kompakter Erde - durchsetzt mit Stein-
splitt - (SE 58, Obk 28,90-29,41 m) einge-
schüttet, wobei diese Packung an den beinahe
horizontalen Felsen (SE 1, Obk 28,24-
29,91 m) vor der Silikateinlagerung im Osten
anlief. Gemeinsam markieren der Felsen und
die Obk der SE 58 das Oberflächenniveau
nach dem Abschluss der Bauarbeiten am Mau-
soleum, aus der die schiefrige Einlagerung in
der Nordostecke der SO 5 als höchster Punkt
(Obk 29,58 m) etwas herausragte (Taf. 49).
Der Zeitraum der Aufbringung der SE 58
konnte nicht bestimmt werden, allerdings fan-
den sich immer wieder Reste von Baumaterial
in Form von etwas Kalkmörtel und kleine
Ziegelfragmente sowie an der Schicht-Obk
spärliches spätantikes Keramikmaterial281. Die
Aufbringung wurde aber vermutlich bereits,
so wie auch auf der Terrasse im Osten, beim
Abschluss der Bauarbeiten vorgenommen.


Matrix 5: SO 5

278 Die Länge der 3,50 m östlich der Nordwestecke geöffneten Sondage betrug ca.
3,30 m (Nord-Süd), die Breite rund 3 m (West-Ost).
279 Die Tatsache, dass der anstehende Felsen das Monument an der Süd-, West- und
Nordseite eng umschließt, veranlasste die Erstausgräber von einer Wanne zu spre-
chen, in die das Mausoleum eingebettet ist, Praschniker - Theuer 1979, 11.

280 Zur Keramik vgl. Trapichler Kap. 9.4.
281 Zur Keramik vgl. Trapichler Kap. 9.4.

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