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Jobst, Werner; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Die Hanghäuser des Embolos — Forschungen in Ephesos, Band 8,2: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.52050#0039
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I. ALYTARCHENSTOA

LITERATUR: Miltner, ÖJh 44, 1959, Bbl. 273; Ders., ÖJh 45, 1960, Bbl. 13; Ders., Ephesos 107; Keil, Führer 121; Alzinger, RE S. XII, 1641, s. v.
Ephesos; Strocka, Wandmalerei 39 ff.
An seiner Nordfront wird H 1 von einer Reihe 10 gewölbter Tabernen begrenzt, die sich vor H 2 ungefähr bis zur Insula-
mitte fortsetzen und in der Westhälfte der Insula von Bauwerken anderer Art5 abgelöst werden (Abb. 2-3, Plan). Im freigelegten 2-3. Plan
Zustand gehören alle diese Tabernenbauten dem 5.-6. Jh. n. Chr. an6. Ihre Baugeschichte läßt sich aber nach den Funden von
augusteischer Zeit bis zur Zerstörung in der ersten Hälfte des 7. Jh. n. Chr. verfolgen. Vor der Tabernenflucht liegt eine gedeckte
Säulenhalle, deren Tiefe zwischen 4,70 m und 5,50 m variiert. Mit einer Gesamtlänge von 56,50 m begleitete sie die Nord-
front der Hanghäuser von der Stiegengasse 2 bis zum Oktogonbau vor H 2. Einer im Ostende der Halle gefundenen Archi-
travinschrift zufolge wurde sie von einem unbekannten aÄtnapp)? erbaut bzw. restauriert7 und daher vom Ausgräber „Aly-
tarchenstoa“ genannt. Wegen des Ost-West-Gefälles der Kuretenstraße wurde sie durch den Einzug mehrstufiger Treppen vor
den Tabernen XII und VII unterbrochen, sodaß zwischen dem östlichen und dem westlichen Hallenteil eine Höhen-
differenz von 2,50 m entstand. Die Hallenarchitektur ist durchwegs aus Spolien errichtet und zeigt schon dadurch die spät-
antike Restaurierung bzw. den Wiederaufbau an.
Wandmalerei: Die Freskenreste an der Hallenrückwand zwischen den Tabernen VII und VIII gehören dem Anfang und dem
Ende des 5. Jh. n. Chr. an.

MOSAIK: (Abb. 38-50)
Den Hallenboden bedeckte in der Gesamtlänge ein polychromes Mosaik (Fläche ca. 285 m2), welches nach der Freilegung
mit Hilfe von Leinwand abgenommen wurde8 und sich seither umgedreht in einem Depot der Tetragonos-Agora befindet.
Aus diesem Grunde muß vorerst auf eine wie bei den übrigen Mosaiken ausführliche Darstellung verzichtet werden und die
Interpretation nach der Photo- und Plandokumentation erfolgen. Da die zeichnerische Gesamtaufnahme des Bodens aus-
blieb, wird die Behandlung erheblich erschwert und kann nur mit dem Vorbehalt auf entsprechende Ergänzungen bzw. Korrektu-
ren nach der 1977 begonnenen Wiederverlegung vorgenommen werden. Von den im folgenden stets berücksichtigten techni-
schen Angaben zu Beginn eines jeden Mosaikdenkmales lassen sich aus den photographischen Aufnahmen folgende Punkte
entnehmen:
Farben: Dunkelblau, Weiß, Ziegelrot, Gelb.
Material: Marmor, Ziegel.
Bettung: Rosaroter und grauer Kalkmörtel.
Erhaltung: Ausbrüche entlang der Tabernen und der Säulenstellung an der Kuretenstraße. Störung durch eine quer durch die Westhälfte der Stoa ver-
laufende Kanalreparatur (Abb. 45), an deren Stelle das Mosaik nicht mehr ersetzt wurde. 45
Das Mosaik ist infolge der vor Taberna VII eingezogenen dreistufigen Treppe in eine Westhälfte mit sieben und in eine Ost-
hälfte mit fünf Feldern zerlegt. Die Ornamentierung des Bodens besteht also aus insgesamt 12 Kompartimenten unterschied-
licher Größe (Abb. 38-39), deren äußerer Rahmen im Westteil großes Flechtband und Efeuranken trägt (Abb. 40, 45-46). Die 38-39.40.45-46
Efeublätter sind doppelt oder zu dritt angeordnet und tragen jeweils drei helle Flecken. Im Ostteil hingegen (Abb. 50) sehen 50
wir als Feldbegrenzung verschiedene Ornamente, darunter Schlüsselmäander und großes Flechtband. Die einzelnen Kom-
partimente selbst enthalten einen Großteil des während der Kaiserzeit verwendeten Repertoirs geometrischer Ornamente,
die nur einmal von einem Figurenbild unterbrochen sind.

Westhälfte: (Abb. 40)
Soweit die Dokumentarphotos erkennen lassen, liegt das erste Feld (Abb. 38, 41) vor Taberna la, das ist die Südostecke von 38. 41
H 2, und trug als Dekor Achtecksternrapport mit unterschiedlich großen Quadraten, von denen die größeren längs-,
die kleineren übereck gestellt sind. Die Achtecksterne sind innen rot und blau gefüllt, die zwischengeschalteten großen

5 Keil, Führer 110 ff.: Oktogon, sog. Nymphäum, Propylon.
6 Vetters, Stockwerkbau 70 ff.
7 Vgl. F. Miltner, XXIII. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen
in Ephesos, ÖJh 44, 1959, Bbl. 324 ff. Die Inschrift lautet: äXuTap/ou
t6 spyov sysvsTO.

8 Vgl. Miltner, ÖJh 44, 1959, Bbl. 325.
Mit der Restaurierung des Mosaikbodens ist im Sommer 1977 be-
gonnen worden. Die zeichnerische Aufnahme, gründliche Bearbeitung
und Publikation des Mosaikbodens werde ich nach Abschluß der
Arbeiten an gesonderter Stelle vorlegen.

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