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Adenstedt, Ingrid; Krinzinger, Friedrich [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheiten 1 und 2: Baubefund, Ausstattung, Funde (Textband 1): Textband Wohneinheit 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.47151#0374
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A.XIII Funde aus Metall und Bein

Unter den Funden aus der WE 1 sind insgesamt 51 Metall- und Beinobjekte vertreten. Diese stammen zur Hälfte aus den Ausgrabungen
zur Freilegung des Hauses in den Jahren 1967 bis 1969 und können der letzten Ausstattungsphase zugewiesen werden. Die höchste
Fundkonzentration konnte in SR 11 festgestellt werden. Die übrigen Funde kamen bei Grabungen unter den jüngsten Fußböden des
Hauses in den Jahren 1967, 1978 und 1996 zu Tage1 (s. Kap. 10).
Die Beinobjekte nehmen mit 47 % an der Gesamtmenge den größten Anteil ein. Die Bronzegegenstände sind mit 27 %, jene aus Eisen
mit 18 % vertreten. Die große Anzahl der Beinobjekte ist sicherlich dadurch zu erklären, daß der überwiegende Teil dieser Stücke aus
den Grabungen unter den jüngsten Fußböden der WE stammt, deren Füllmaterial sich allgemein aus weniger wertvollen Gegenständen
bzw. Materialien zusammensetzt.
Das Hausinventar aus dem Zerstörungsschutt der WE 1 unterscheidet sich im Fundspektrum nicht von den benachbarten Wohneinheiten
2 (s. Kap. B.XIII) und 42. Von großer Bedeutung sind jedoch die Einzelfunde eines Absperrhahnes A-B 32 und eines Messinstrumentes
A-B 35.

1 Möbelteile und Einrichtungsgegenstände
In dem nach der Zerstörung abgemauerten SR 11 wurde der bronzene Schloßbeschlag mit Holzresten A-B 33 (Taf. 146) gefunden, der
aufgrund seiner Größe von einem Kästchen oder einer Truhe stammen könnte3. In demselben Raum fand sich darüber hinaus die Bron-
zelampe A-B 27 (Taf. 145; 149)4.
Das aus einer Sondage in SR 5c stammende Bronzeobjekt A-B 11 (Taf. 145) ist wahrscheinlich als figürlicher Aufsatz eines Möbels -
einer Truhe oder eines Kästchens - zu interpretieren. Es ist in severische Zeit zu datieren und einer früheren Wohnphase zuzuweisen.
Elisabeth Rathmayr

2 Appliken
Aus dem Zerstörungsschutt stammen zwei kleinformatige Bronzeappliken: A-B 22 (Taf. 148) wurde in SR 1 gefunden und stellt einen
auf einem felsigen Untergrund sitzenden Barbaren mit langem Haar dar. Er hat die Arme am Rücken gefesselt und ist bis auf eine lan-
ge Hose unbekleidet5. Zur Befestigung diente ein kleines Loch auf der Rückseite. A-B 25 (Taf. 148), eine Applik mit der personifizier-
ten Provinz Africa, wurde im Schutt von SR 7 gefunden6.
Die Anbringungsmöglichkeiten figürlicher Appliken sind vielfältig, unter anderem konnten sie an Möbeln oder Gefäßen angebracht
gewesen sein7.
Elisabeth Rathmayr

3 Textilverarbeitende Gegenstände
Um Geräte der Textilverarbeitung handelt es sich bei der Netznadel A-Te 68, den beinernen Nähnadeln A-Te 2-5 und A-Te 8-9 (Taf. 146)
sowie dem tönernen Webgewicht A-Te 7 (Taf. 146)9. Die Nähnadeln A-Te 1 und A-Te 4 gehören dem Typus mit zwei Öhren an, A-Te 5
und A-Te 8 dem Typus mit konischem Kopf und ovalem Öhr10. Außer der Netznadel A-Te 6 und dem Webgewicht A-Te 7 sowie den
Nähnadeln A-Te 8 und A-Te 9, die aus dem Zerstörungsschutt des 3. Viertels des 3. Jhs. n. Chr. stammen, wurden alle anderen Geräte
bei Grabungen unter den jüngsten Fußböden gefunden. Diese können in severische Zeit datiert werden.
Elisabeth Rathmayr

1 Zu diesen Grabungen s. Ladstätter Kap. A.IX.
2 Jilek, WE 4.
3 Zu Schloßblechen s. Riha, Möbelteile, 54-59.
4 Zu römischen Beleuchtungsgeräten s. M. Conticello De Spagnolis - E. De Caro-
lis, Le lucerne di bronzo di Ercolano e Pompei (1988); Pirzio Biroli Stefanelli,
Arredo, 82-95.
5 F. Eichler, AnzWien 105, 1968, 92; Fleischer, Skulpturen, 448 f.; zur Restaurie-
rung des Stücks s. Dawid - Dawid, Restaurierungsarbeiten, 533; vgl. ähnliche
Darstellungen von gefesselten Barbarenfiguren aus Bronze, die als Gerätezier
dienten bei U. Kreilinger, Römische Bronzeappliken. Historische Reliefs in
Kleinformat, in: U. Hölscher (Hrsg.), Archäologie und Geschichte 6 (1996) 66 f.
Taf. 37; R. Fleischer, Die römischen Bronzen aus Österreich (1967) Kat. 200-203a
Taf. 107-109; F. Humer (Hrsg.), Marc Aurel und Carnuntum (2004) Kat. 16-23
mit Abb.

6 F. Eichler, AnzWien 105, 1968, 92, Taf. 3, 2; Fleischer, Skulpturen, 449; zur
Restaurierung des Stücks s. Dawid - Dawid, Restaurierungsarbeiten, 533.
7 Riha, Möbelteile, 17; zu Attaschen s. auch Kaufmann - Hefnimann, Götter, 37-
42.
8 Diese Nadel wurde nicht aufgefunden, in der Dokumentation wird weder ihr
Material noch ihre Größe angegeben. Die Funktion der Netznadeln ist nicht ein-
deutig geklärt, dazu s. Gaitzsch, Pergamon, 41 mit Anm. 378, der annimmt, daß
damit „Netz- und Filetarbeiten, z. B. für ornamental durchbrochene Applikationen,
Bordüren und ähnliches ausgeführt“ wurden.
9 Zu Textilverarbeitungsgeräten s. Deschler-Erb, Beinartefakte, 136 f.
10 Zu den Untertypen von Nähnadeln s. Deschler-Erb, Beinartefakte, 140.

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