2 Erstes Buch. Erstes Kapitel.
mmg zu schreiben gewohnt ist, aus ganz natürli-
chen Ursachen erklären könnten, und ob man sich
nicht bisweilen im menschlichen Leben, mir eben
dem Unrecht über das Glück, wie ein ungeschick-
ter Schachspieler über Unglück im Spiele beklagt.
Wenn indessen die Menschen auch bisweilen
dieses eingebildete Wesen mit Unrecht tadeln, so
gleichen sie es dadurch wieder ans, daß sie ihm
auch manche unverdiente Ehre erzeigen. ES ist
eine der erhabensten Wirkungen der Weisheit und
Tugend, die traurigen Folgen begangener Unbe-
sonnenheiten wieder gut zu machen, und sie durch
männliche Bekämpfung aller Widerwärtigkei-
ten zu überwinden. Wer nun so einen Men-
schen glücklich nennt, drücke sich eben so unei-
gentlich aus, als wenn er den Bildhauer oder
den Dichter, der eine Venus bilden oder eine Jlia-
de schreiben konnte, glücklich nennen wollte.
Das Leben kann in eben so eigentlichem
Verstände eine Kunst gruennet werden, als ir-
gend eine andere; und die verschiedenen Ereig-
nisse in demselben, sind so wenig bloß zufällig,
als die einzelnen Theile einer schönen Sratüe,
oder eines erhabenen Gedichts. Dem Kunst-
lichter ist bey allem diesem nicht genug, nur Zn
wissen, daß eine Sache so und fv groß scy; er
will auch wissen, wie und warum sie so groß
geworden ist. Durch eine sorgfältige Untersu-
chung der verschiedenen Stufen, welche dazu bei-
trugen, einem Muster die Vollkommenheit zu
mmg zu schreiben gewohnt ist, aus ganz natürli-
chen Ursachen erklären könnten, und ob man sich
nicht bisweilen im menschlichen Leben, mir eben
dem Unrecht über das Glück, wie ein ungeschick-
ter Schachspieler über Unglück im Spiele beklagt.
Wenn indessen die Menschen auch bisweilen
dieses eingebildete Wesen mit Unrecht tadeln, so
gleichen sie es dadurch wieder ans, daß sie ihm
auch manche unverdiente Ehre erzeigen. ES ist
eine der erhabensten Wirkungen der Weisheit und
Tugend, die traurigen Folgen begangener Unbe-
sonnenheiten wieder gut zu machen, und sie durch
männliche Bekämpfung aller Widerwärtigkei-
ten zu überwinden. Wer nun so einen Men-
schen glücklich nennt, drücke sich eben so unei-
gentlich aus, als wenn er den Bildhauer oder
den Dichter, der eine Venus bilden oder eine Jlia-
de schreiben konnte, glücklich nennen wollte.
Das Leben kann in eben so eigentlichem
Verstände eine Kunst gruennet werden, als ir-
gend eine andere; und die verschiedenen Ereig-
nisse in demselben, sind so wenig bloß zufällig,
als die einzelnen Theile einer schönen Sratüe,
oder eines erhabenen Gedichts. Dem Kunst-
lichter ist bey allem diesem nicht genug, nur Zn
wissen, daß eine Sache so und fv groß scy; er
will auch wissen, wie und warum sie so groß
geworden ist. Durch eine sorgfältige Untersu-
chung der verschiedenen Stufen, welche dazu bei-
trugen, einem Muster die Vollkommenheit zu