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Friedländer, Max J. [Hrsg.]; Falke, Otto von [Hrsg.]; Verlag Paul Cassirer <Berlin> [Hrsg.]; Artaria und Compagnie <Wien> [Hrsg.]; Auktionshaus für Altertümer Glückselig <Wien> [Hrsg.]
Die Sammlung Dr. Albert Figdor, Wien (Band 1,1): Bildteppiche, Samt- und Seidenstoffe, Stickereien, Spitzen, Knüpfteppiche, Blei und Zinn, Goldschmiedearbeiten, kirchliches und weltliches Silbergerät — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.3281#0013
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Gefühl und Geschmack folgend wählen und erwerben. Diese Unab-
hängigkeit des Urteils war bei Figdor keineswegs mit ablehnender Haltung
gegen fremde Kritik verbunden. Ich habe kaum einen anderen Sammler
kennengelernt, der so frei von Empfindlichkeit abweichende und auch
ablehnende Meinungen über Kunstwerke seines Besitzes aufnahm und
in sachlicher Diskussion zu erörtern bereit war. Ohne den inneren Wert
seiner Schöpfung und ihre Bedeutung für die Wissenschaft zu verkennen,
pflegte er doch, einer österreichischen Neigung zur Ironie folgend, mit
sehr bescheidener, halb humoristischer Einsch ätzung seiner Sammlerpassion
auf Äußerungen der Bewunderung seiner Schätze zu reagieren. Es war
eine Freude, in seiner Sammlung zu studieren, zu suchen und zu finden,
weil jede Entdeckung, jedes Resultat für die Kunstgeschichte auch von
ihm mit gleicher Freude und warmem Interesse begrüßt wurde.
Die selbständige Initiative und der persönliche Geschmack Dr. Figdors
haben sich natürlich in der weiten Begrenzung seines Sammelgebiets
und in den leitenden Gedanken bei der Auswahl seiner Erwerbungen
entscheidend geltend gemacht. Man hat oft, um die Eigenart dieser bis
in die Volkskunde hineinreichenden Sammlung in Kürze zu kennzeichnen,
auf den starken kulturhistorischen Einschlag hingewiesen. Genauer ge-
sagt, war es die Verbindung kulturgeschichtlich interessanter Dinge mit
der künstlerischen Gestaltung, die den Sammler gelockt hat.
Von den beiden großen Abteilungen, Möbel und Textilien, die den
Hauptbestand der I. Auktion bilden, sind es namentlich die ersteren,
die die speziellen Ziele und Neigungen des Sammlers zum Ausdruck
bringen. Die an Zahl überwiegenden Sitzmöbel lassen deutlich eine Vor-
liebe für mittelalterliche, zum Teil aus der Antike herstammende Stuhl-
formen erkennen, deren weitere Entwicklung durch die Renaissance
und das Barock zu verfolgen ist. Diese Aufgabe erfüllt die lange Reihe
 
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