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Fischart, Johann; Goedeke, Karl [Hrsg.]
Dichtungen — Leipzig: Brockhaus, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.57391#0267
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Kehrab.

227

"Notwendigem KeH^erb
Auf aines ungehobelten Nei-
digen Schandtichters mutwilliges
und Ehrrürges Spottgedicht, von der neu-
lich in verschinenem Sommer zu Stras-
burg bei jrem Hauptschiessen, gepflegter
Nachbarlicher Besuchung vnd kurz-
weil, Ehrvergessener, vnd
schmälicher weis aus-
gestraiet.
Sol man dann amen wescher schweigen,
Und im nicht seinen Pleuel zaigen?
Sol man aim narren dann zu hören,
Und in nicht wie ain narren bören?
Ja, sol man ainem schender schweigen,
Und in der schänd nicht überzeugen?
Nein: sonder man sol solchen Plaudrern
Den Pleuel um den köpf wol schlaudern,
Und inen mit dem kolben lausen,
Damit sie sich so heftig strausen:
Ja, den schendern sol man ir schenden
Selbs in ir aignen busen wenden:
Und, wie uns leret Salomon,
Dem narren antworten zu hon
Nach seiner narrheit, damit nit
Er sich für klug halt nach seim sitt.
Derhalben kau ichs nicht erlassen,
Das ich nicht auch meß solcher masen
Ainem nerrischen lumpenschwetzer
Des lands und der stett ehrverletzer,

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Kehrab, Abfertigung. — 1 wescher, Wäscher und Schwätzer. — 2 Pleuel,
Bläuel, kurzes, breites, flaches Holz zum Ausklopfen der nassen Wäsche auf der
Waschbank, allgemeiner: ein Prügel. — 4 bören, prügeln. — 5 ainem
schweigen, vor einem den Mund halten. — 6 überzeugen, überführen. —
S inen, ihn; mit kolben lausen, sprichwörtlich für schlagen. — 10 strau-
sen, widersetzen. — 17 erlassen, unterlassen.

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