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Loga, Valerian von; Kühne, Ernst; Fischel, Oskar [Hrsg.]
Die Malerei in Spanien vom XIV. bis XVIII. Jahrhundert — Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.53058#0296
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DIE MEISTER DES NATIONALEN STILS UND IHR KREIS

stellen. Mit der gleichen Meisterschaft wie die Kutten seiner glaubensstarken
Mönche, malt er die Prachtgewänder weiblicher Heiliger und zeigt auch für
die Koketterie und die Eleganz der Frau überraschendes Verständnis. An
Abwechslung der Typen erscheint er reicher als jeder andere Maler, da er alles
nach dem Leben abschrieb. Einzelne Körperteile bildet er trotzdem nach
einem gewissen Schema. Ein schweres, belichtetes Augenlid und ein schiefer
Blick finden sich immer wieder, an dem abstehenden Daumen und der eigen-
tümlichen Schwingung der Hand würde Morelli seine helle Freude gehabt
haben. Eigentliche Porträtaufträge gab man ihm selten zu erfüllen, die wenigen
erhaltenen Bildnisse, wie der Knabe mit dem Alcäntarakreuz im Museum zu
Berlin (Abb. 144) und der rot gekleidete Kanonikus, eine Zierde von Mrs. Gar-
dener’s berühmter Sammlung in Boston, gehören zum Besten dieser Art.
Eine alte Tradition bezeichnet den unmittelbar hinter dem Kaiser auf
der Apotheose des hl. Thomas knienden Kavalier als den Maler selbst; nach
seinen Jahren wäre dies ganz gut möglich. Eine sehr entfernte Ähnlichkeil
hat zu der unsinnigen Behauptung geführt, daß wir im Porträt des Wachs-
bossierers im Museum zu Braunschweig (Nr. 498) ein Selbstbildnis besäßen.
Vollständige Unkenntnis von Zurbarän’s Malweise gehört dazu, ihm dieses
mäßige Machwerk zuzuweisen. Auch wenn nicht von Ribera, wie der Katalog
angibt, scheint wenigstens valenzianischen Ursprungs, in der Richtung von
Esteban March. Das „Selbstporträt“ aus der Sammlung Louis Philippe’s *),
hat mit Zurbarän ebenfalls nichts zu schaffen.
Des Meisters Tradition setzen die schwer zu wertenden Brüder Francisco
und Miguel Palancos unmittelbar fort. Von seinem Schüler Juan Mar-
tinez de Gradilla kannte Ceän ein einziges Werk in sehr schlechtem
Zustand: die Fresken im Refektorium der Merced calzada. Er gehört zu den
Begründern der Akademie, bekleidete zweimal das Amt des Mayordomus und
leitete als Konsul die Aktklasse.
Die Persönlichkeit des Bernabe de Ayala ist noch nicht fest umrissen.
Am Sonntag, den 6. Juni des Jahres 1599, hat der Lizenziat Gregorio de
Salazar in der Pfarrkirche S. Pedro zu Sevilla den Sohn des Juan Rodri -
guez de Silva und seiner Ehefrau Gerönima de Veläzquez, wohnhaft im
Kirchspiel der Magdalena, auf den Namen Diego getauft1 2).
Im Herzen der alten Stadt hat der Knabe seine Jugend zugebracht. Beide
Eltern sind in Sevilla geboren. Der Vater entstammte einer altadeligen Familie,
die von Äneas Silvius, dem König von Albalonga, herzustammen sich rühmte
und auch sonst königliches Blut in ihren Adern spürte. Noch nicht lange
hatte sich ein Zweig dieser portugiesischen Silva in Andalusien seßhaft ge-
macht. Nach andalusischem Brauch führte der Knabe den Namen der
1) Nr. 226 des Katalogs. Abgeb. in Stirling Maxwell’s Annals p. 921.
2) Vgl. C. Justi, Diego Veläzquez und sein Jahrhundert, 2. Aufl. Bonn 1903 ; R. A. M.
Stevenson, The Art of Velasquez. London 1895; A. de Beruete, Velasquez. (Deutsche Aus-
gabe). Berlin 1909; A. L. Mayer, Kleine Veläzquez-Studien.
 
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