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Galerie Fischer <Luzern> [Hrsg.]
Auktion / Galerie Fischer: Schutz- und Trutzwaffen aus allerhöchstem Besitz: Jagdsammlung de Westerweller sowie Schwerter, Degen, Stangenwaffen, Feldharnische, Tartschen, Armbruste, Rad- und Steinschlossgewehre, Pistolen, Hirschfänger u. a. ; [7. und 8. Mai 1935 Zunfthaus zur Meise, Zürich] — Luzern, [Nr. 47].1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.8544#0020
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GOTISCHES RENNZEUG FÜR DAS ANZOGEN-
UND SGHARFRENNEN. INNSBRUCK 1480

38. Rennzeug. Blank, mit gerissenen Rändern, ornamentalen Einfeilungen, teilweise getrie-
ben, Messingnieten. Bestehend aus nachstehenden Teilen:

Rennhut mit niederem, breit herausgetriebenem Kamm, Sehschlitz und steifem Nacken-
schutz. Auf dem Scheitelstück ist eine Messingklammer befestigt, die mit ihren Pranken
zwei im untern Teile durch Nieten gesicherte, fächerförmig getriebene Stirnplatten
hält. Löcher zum Durchführen der Helmfutter- und Harnischhaubenschnüre. 3,2 kg.
Verstärkungsbart, mit zwei Schrauben an der Brust befestigt, trägt eine bewegliche
Flügelschraube zum Halten der Renntartsche. 2,2 kg.

Harnischbrust mit eisernen Schulterbügeln, kräftigem, 50 cm langem Rasthaken
und Rüsthaken. Innen durch ein angeschraubtes Gabeleisen verstärkt zum Tragen
der am Magenblech befestigten sechsmal geschobenen Bauchreifen und der
daran angenieteten zehnmal geschobenen Rennschösse. Bauchreifen und Rennschösse
mit ornamentalen Einfeilungen. 22,5 kg.

Harnischrücken mit angenietetem Schwänzel mit Originalbelederung, tief aus-
geschnitten und durch gelochte Eisenspangen mit der Brust verschraubt. 1,4 kg.
Brechschild, dreiteilig, mit gerissenen Flammen geziert. Dieser schützte den rechten
Arm des Trägers und ermöglichte mit der innen angebrachten Handhebe die Führung
der Rennstange. Dazu eine Stahlmanschette, die die Rennstange oberhalb des Brech-
schildes umschloss. 5,5 kg.
Universalschlüssel zum Montieren des Rennzeuges.

Siehe Abb. Tafeln 8 und 9. Gesamtgewicht 35,6 kg.

Dieses Rennzeug, eines der hervorragendsten Stücke der Waffensammlung des ehemaligen
Allerhöchsten Kaiserhauses, ist nach allen Anzeichen eine um 1480 entstandene Arbeit
des Innsbrucker Hofplattners Kaspar Riederer. Es stammt aus der Waffensammlung
des Kunsthistorischen Museums in Wien und war dort unter der Lokationsnummer 1007
im Turniersaal aufgestellt. Damit kommt ein Stück auf den Markt, das ohne Uebertreibung
als das bedeutendste Waffenstück bezeichnet werden darf, das je einer Auktion zugeführt
wurde. In seiner Bedeutung durch Ursprung und Vollständigkeit, sowie Zusammengehörig-
keit findet es nur noch ein Gegenstück in der vorerwähnten Sammlung.
(Vgl. Böheims Handbuch der Waffenkunde, S. 541, 545, 546, 547, 549, 550, 560, 563 und
Stöckleins Turnierzug von Hans Burgkmair dem Aelteren, Tafel 15.)

Die drei nachfolgenden Nummern sind Ergänzungsstücke zu diesem Rennzeug aus gleichem
Besitz.

(Ernsthaften Interessenten steht auf Wunsch ein Sonderkatalog mit Detailaufnahmen,
ausführlicher Beschreibung und Gutachten zur Einsichtnahme zur Verfügung.)

39. Renntartsche von Holz, mit geschwärztem Kalbsleder überzogen. Am innern Rand mit
einer Eisenschiene verstärkt. Um bequem an der Rennbrust befestigt werden zu können,
schmiegt sie sich in ihrer Form ganz der Form der Brust und der linken Schulter an und
ist am untern Rand etwas nach vorwärts gewölbt.

Innsbruck, 1480. Gewicht 9 kg.

Siehe Abb. Tafel 10.

40. Verstärkungsdilgen (Oberschenkelschutz) von vollendeter Treibarbeit, mit tiefen
Hohlkehlungen und strahlenförmigen Auftreibungen. Gerissene Ränder. Messingnieten.
In ihrer Schönheit, edlen Form und meisterhaften Vollendung in die erste Reihe deutscher
Plattnerarbeiten zu stellen.

Innsbruck, 1480. Gewicht 7 kg.

Siehe Abb. Tafel 11.

41. Roßstirne, sogenannte „Blendstirne". Blank, mit kantigen Rändern, getriebenen ver-
deckten Augen und facettierter Mittelrosette. Die Blendstirne, die die Augen des Rosses voll-
kommen bedeckte, „blendt und thört", wie der Fachausdruck lautete, verhinderte das
Ausbrechen der Tiere beim Anrennen.

Innsbruck, 1480. Gewicht 3,3 kg.

Siehe Abb. Tafel 10.

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