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Wegener, Olga Julia [Oth.]; Galerie Flechtheim [Contr.]
Chinesische Gemälde aus der Sammlung der Frau Olga-Julia Wegener, Berlin: Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf, vom 7. März bis Mitte April 1914 — Düsseldorf: Galerie Alfred Flechtheim, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.62363#0016
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Meistern), da erregte sie bei den Künstlern eine ungeheuere Be-
wunderung; man kann sagen, daß sie auf die gegenwärtige
Richtung der europäischen Malerei einen grundlegenden Einfluß
gewonnen hat : die Hellfarbigkeit, die aparte Komposition und
die weiche Linie sind ganz wesentliche Züge in der Malerei der
Gegenwart, die Fülle der Anregungen aus dem fernen Osten ist
nicht einmal anzudeuten. Gerade weil wir aber heute überall mit
diesen Anregungen zu tun haben und weil sie zunächst aus
zweiter Hand nach Europa gekommen sind, ist es von größtem
Interesse, chinesische Gemälde zu sehen, in denen diese — uns
keineswegs fremden — Tendenzen gleichsam in originaler Fassung
enthalten sind.
Schließlich ist noch ein wesentlicher Unterschied des ost-
asiatischen Künstlers vom europäischen zu beachten in der
Stellung zur Natur. Der europäische Maler der neueren Zeit gibt
den Eindruck wieder, den er von der Natur empfängt, er malt
— im Prinzip — unmittelbar vor der Natur. Der ostasiatische
Maler studiert die Natur sehr intensiv, gibt die Objekte immer und
immer wieder; schließlich ist er dazu imstande, die Natur gleich-
sam nachzuschaffen, unabhängig vom Modell Objekte hinzu-
setzen, die doch den Eindruck größter Naturwahrheit machen.
Zugleich hat er durch die unermüdlich fortgesetzte Wieden
gäbe derselben Dinge die Möglichkeit, die einfachste und elegan-
teste Formel des Ausdruckes zu finden. Man studiere auf irgend =
einem Bilde irgendeine Form, einen Zweig, ein Blatt, stets wird
man finden, daß das Notwendigste in größter Knappheit gegeben

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