OTTO VON WAETJEN*
Gegen einen Maler, der heute so malt wie Otto v. Wätjen,
ist scheinbar viel vorzubringen. Man kann ihm vorwerfen,
daß er von dem Geist der Zeit nicht einen Hauch verspürt
habe. Das wäre dann nur derselbe Vorwurf, den man einer
ganzen Reihe expressionistischer Künstler d. h. sich als solcher
Gebärdender machen könnte.
Sollte es also Leute geben, die in diese Ausstellung treten
mit dem Verdikt auf den Lippen, mit der Reife ihres Urteils,
die sie natürlich, wie ich annehme, im harten Kampf um die
Erkenntnis und nicht etwa aus Büchern, Zeitschriften oder der
Tagespresse erworben haben, so wird ihnen von vornherein
zugestanden, daß Wätjen nicht der Verkünder der letzten der
Gestaltung harrenden Dinge ist. Aber es wird nichts schaden,
an anderes zu erinnern, das länger vergangen ist als die Zahl
der Jahre, die inzwischen abgerollt sind.
Otto v. Wätjen war ein »dömier«, doch nicht von der Art des
Altvaters Rudolf Levy oder des Spiritus des »döme«, Julius
Pascin oder des deutschen Henri-Matisse, Hans Purrmann oder
des kleinen, jetzt auch arrivierten Benno Elkan oder des genialen
Wortverdrehers und Gericault-Sammlers Richard Götz, oder des
Endeckers des Zöllner Rousseau, Pablo Picassos, Wilhelm Uhde,
oder der Hanseaten Ahlers-Hestermann und Tewes, oder des
naiven Schweden Nils von Dardel, oder der Gentlemanboxer,
des Deutsch-Italieners Ernesto de Fiori und des Kölners Artur
Gilles, oder der durch den Krieg hinweggerafften Hans Bolz,
Robert Eckert, Eugen Hamm, Franz Noelken, Ernst Matthes
und Walter Rosarn, sondern mehr als freier Genießer mit einem
Einschlag von Gentlemantum, Familienzugehörigkeit, Ordnungs-
instinkten; kurz er war nicht in dem Sinne von Vergangenheit
und Gegenwart losgelöst wie die anderen. Aber er war in seinen
Anlagen und deren Entwickelung ebenso konsequent wie etwa
Pascin in den seinen und wie es im übrigen die meisten dieser
»dömiers« mit einer Ungeniertheit waren, die heute selten ist.
* Geboren 1884 in Düsseldorf, lebte von 1905 bis 1914 in Paris und
während des Krieges in Spanien; jetzt in Düsseldorf.
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Gegen einen Maler, der heute so malt wie Otto v. Wätjen,
ist scheinbar viel vorzubringen. Man kann ihm vorwerfen,
daß er von dem Geist der Zeit nicht einen Hauch verspürt
habe. Das wäre dann nur derselbe Vorwurf, den man einer
ganzen Reihe expressionistischer Künstler d. h. sich als solcher
Gebärdender machen könnte.
Sollte es also Leute geben, die in diese Ausstellung treten
mit dem Verdikt auf den Lippen, mit der Reife ihres Urteils,
die sie natürlich, wie ich annehme, im harten Kampf um die
Erkenntnis und nicht etwa aus Büchern, Zeitschriften oder der
Tagespresse erworben haben, so wird ihnen von vornherein
zugestanden, daß Wätjen nicht der Verkünder der letzten der
Gestaltung harrenden Dinge ist. Aber es wird nichts schaden,
an anderes zu erinnern, das länger vergangen ist als die Zahl
der Jahre, die inzwischen abgerollt sind.
Otto v. Wätjen war ein »dömier«, doch nicht von der Art des
Altvaters Rudolf Levy oder des Spiritus des »döme«, Julius
Pascin oder des deutschen Henri-Matisse, Hans Purrmann oder
des kleinen, jetzt auch arrivierten Benno Elkan oder des genialen
Wortverdrehers und Gericault-Sammlers Richard Götz, oder des
Endeckers des Zöllner Rousseau, Pablo Picassos, Wilhelm Uhde,
oder der Hanseaten Ahlers-Hestermann und Tewes, oder des
naiven Schweden Nils von Dardel, oder der Gentlemanboxer,
des Deutsch-Italieners Ernesto de Fiori und des Kölners Artur
Gilles, oder der durch den Krieg hinweggerafften Hans Bolz,
Robert Eckert, Eugen Hamm, Franz Noelken, Ernst Matthes
und Walter Rosarn, sondern mehr als freier Genießer mit einem
Einschlag von Gentlemantum, Familienzugehörigkeit, Ordnungs-
instinkten; kurz er war nicht in dem Sinne von Vergangenheit
und Gegenwart losgelöst wie die anderen. Aber er war in seinen
Anlagen und deren Entwickelung ebenso konsequent wie etwa
Pascin in den seinen und wie es im übrigen die meisten dieser
»dömiers« mit einer Ungeniertheit waren, die heute selten ist.
* Geboren 1884 in Düsseldorf, lebte von 1905 bis 1914 in Paris und
während des Krieges in Spanien; jetzt in Düsseldorf.
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