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Galerie Flechtheim [Contr.]; Grosz, George [Ill.]
George Grosz Ausstellung — Veröffentlichungen des Kunstarchivs, Berlin, Band 1: Berlin: Das Kunstarchiv Verlag, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.62245#0014
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Arznei im Schrank und verteilen sie mit einem Schild: Versicht
— nur löffelweite einzunehmen.
Uber die Bedeutung des Satirikers George Grosz ist viel ge-
tchrieben werden. Diele Seite seines Schasfens hat ihn in den Ruf
gebracht, ein blinder Zerstörer, ein kommunistischer Wüterich, ein
unmoralischer Wüstling zu sein. Sie hat ihn vor die Schranken
einer sich getrosfen fühlenden Obrigkeit gebracht, einen Teil seines
Werkes der Beschlagnahme unterworfen. 6s ist zutreffend, daß
Grosz seinen Ausgangspunkt vom äußerlten "Flügel der politisch-
sozialen Opposition genommen hat. Dabei mag es dahingestellt
bleiben, ob sein Tlaturell, das in seiner urtriebhaft nach Gestaltung
strebenden Vitalität letzten 6ndes unprogrammatisch, oder sagen


wir besser unpolitisch ist, bewußt den Anschluß an die politische
slinke erreicht hat, oder ob nicht die soziale Opposition ihm ein fast
zufälliger Keim- und Tlährboden für die dämonischen Ausbrüche
seiner vulkanischen Tlatur geworden ist. In der zeitlich und stim-
mungsmäßig so kurzen Perspektive, die uns heute erst zur Ver-
fügung steht, ist die aktuelle Zielseßung seiner gesellschaftlichen und
politischen Angriffe so eindeutig, daß eine Abstraktion von Klasse
und Partei noch schwer fällt und den Blick für den allgemein menseh-
lichen Wert dieser Äußerungen umdunkelt. Wenn aber die kul-
turellen und sozialen Zustände unsrer Zeit Geschichte geworden
sind, werden diese Blätter als tiefempfundene und genial aus-
geführte „documents humains“ unsre Dachkommen ebenso er-
freuen, wie wir heute schon die damals als revolutionär und anstößig

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