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Förster, Ernst
Geschichte der deutschen Kunst (4. Theil): Von dem Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts: mit 9 Stahlstichen — Leipzig: T.O. Weigel, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.45388#0232
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Zweiter Zeitraum. Zweiter Nbschn.

2. Zcitr.sxn. — Von seinem fünften Jahr an mußte er dem Vater
schon allerhand Dienste Lei der Staffelei verrichten, Pinsel
und Palette putzen, Tafeln grundieren u. dcrgl. Dann ließ
ihn auch sein Vater Umrisse nach Marc Anton auf die Schie-
fertafel zeichnen, wozu der Knabe denn auch gelegentlich Jag-
den und Schlachten eigener Erfindung fügte. Dabei ereig-
nete sich's einmal, daß ein alter Freund seines Vaters nach
Düsseldorf kam und, dieAnlagcn des Knaben bemerkend, aus-
rief: „Nehmt mir das Kind in Acht! das wird ein Ucbcrflie-
ger!" Dicß Wort hat kräftig fortgcwirkt, und in späteren
schweren Zeiten im Herzen von Cornelius den Muth aufrecht
erhalten, und den Entschluß gestärkt, nicht hinter den Erwar-
tungen des Freundes zurückzublcibcn. Er besuchte die Aka-
demie seiner Vaterstadt, die damals unter der Direction von
Peter Langer stand, der sich gegen ihn wie Füger in Wien
gegen Overbeck verhielt, und bei den Acltern darauf hinzu-
wirken suchte, daß der Sohn wegen offenbaren Mangels an
Talent ein Handwerk erlernen solle. „Ich verlor meinen
Vater, schreibt Cornelius an den Grafen Raczhnski, als ich
im sechzehnten Jahre war; ein älterer Bruder und ich mußten
nun die Geschäfte und Obliegenheiten einer zahlreichen Fa-
milie übernehmen. Es war damals, als meiner Mutter von
einer Seite der Antrag gemacht wurde, ob es nicht besser
wgre, wenn ich statt der Malerei das Gewerbe der Gold-
. schmiede ergriffe, weil erstens diese Kunst zu erlernen so viel
Zeit koste, anderseits cs so viele Maler schon gebe? Die
wackere Mutter lehnte alles entschieden ab; mich selbst ergriff
eine ungewöhnliche Begeisterung; durch das Zutrauen der
Mutter und durch den Gedanken, daß cs nur möglich wäre,
der geliebten Kunst abgcwandt werden zu können, gespornt,
machte ich Schritte in der Kunst, die damals viel mehr ver-
 
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