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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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Mitteilungen des Deutschen Werkbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0260

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MITTEILUNG EN DES DEUTSCHEN WERK BUNDES

Reichsverband für Friedhof und Denkmal
Am 16. und 17. Juni fand in München im Sitzungssaal
der Handwerkskammer die 5. Tagung des Reichsausschus-
ses für Friedhof und Denkmal statt. Sie war so gelegt wor-
den, daß sie sich an den 2. Deutschen Natursteinkongreß
und an die Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft
für Gartenkunst, deren Vorsitzender ein wichtiges Referat
im Reichsausschuß übernommen hatte, anschloß. Die Ver-
treter zahlreicher bayerischer Staatsbehörden, sowie der-
jenigen Behörden, kulturellen und politischen Verbände,
die an den früheren Tagungen bereits teilgenommen hat-
ten, ließen das rege Interesse erkennen, welches der Tä-
tigkeit des Ausschusses entgegengebracht wird. Zur Bera-
tung standen die Richtlinien, die von den drei auf der
Frankfurter Tagung eingesetzten Unterausschüssen zum
Teil in sehr ausführlicher Form bearbeitet waren, und
zwar für die allgemeine Friedhofsgestaltung, für die Fried-
hofsordnung und für die Materialbehandlung der Typen-
steine, sowie die Einführung eines Werkzeichens zur Nach-
weisung der Herkunft der einzelnen Fabrikate. Bei den
starken Gegensätzen, die hinsichtlich der Ansprüche herr-
schen, die vom kulturellen Gesichtspunkt an das Aussehen
der Friedhöfe zu stellen sind und derjenigen, die das Grab-
malgewerbe und die Grabmalindustrie vom wirtschaft-
lichen Standpunkt aus geltend machen, ergaben sich bei
der Beratung der Friedhofsordnungen erhebliche Mei-
nungsverschiedenheiten. Dank der Einsicht der Vertreter
der Industrie und des Grabmalgewerbes kam es zu einer
Einigung, sodaß eine für alle Teile annehmbare Verhand-
lungsgrundlage geschaffen werden konnte. Der Vorschlag,
den Typengrabmälern ein Werkzeichen zum Nachweis
ihrer Herkunft zu geben, der ebenfalls aus den Kreisen
der Steinindustrie stammt und von der Versammlung hin-
sichtlich der praktischen Durchführung durchberaten
wurde, ist ebenso bemerkenswert wie verheißungsvoll. Es
ist damit die Möglichkeit gegeben, statt der üblichen, meist
unschönen Massenware, hochwertige Stücke von stets
gleichbleibender Güte einzuführen und damit den Ver-
waltungsbehörden der Friedhöfe die Gewähr für Schaf-
fung eines guten Friedhofbildes zu geben. Es werden auf
diese Weise überscharfeFriedhofsordnungen gegenstandslos,
auch die Gefahr der Härten bei Ausübung der Friedhofs-
ordnungen durch Organe mit geringem Sachverständnis
wird wesentlich eingeschränkt. Das Grabmalgewerbe aber
wird eine Ablehnung seiner Verkaufsobjekte durch die
Friedhofsbehörden nicht mehr zu fürchten haben und an-
gespornt werden, sich Lager guter Denkmäler zu halten.
Es kann somit ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis,
das bis jetzt gefehlt hat, hergestellt und ein stetiges Bes-
sern des Friedhofsbildes unter Mitwirkung aller Beteilig-
ten erwartet werden. Die Durchsetzung des Werkzeichen-
gedankens in die Praxis ist so gedacht, daß ein aus Künst-
Verantwortlich für den Inhalt: Otto

lern und technischen Fachleuten vom Reichsausschuß ein-
gesetzter Prüfungsausschuß die eingehenden Musterstücke
prüft und darüber entscheidet, ob sie das Werkzeichen er-
halten können. Im Genehmigungsfall haben alle Wieder-
holungen dem genehmigten Original völlig zu entsprechen.
Abweichungen würden die Neubeantragung des Werk-
zeichens notwendig machen. Es wird die Aufgabe des
Reichsausschusses sein, sowohl die Richtlinien für die
Friedhofsgestaltung und Friedhofsordnung bei den Be-
hörden durchzusetzen, wie auch eine allgemeine Zulas-
sung der mit Werkzeichen versehenen Stücke nach Mög-
lichkeit durchzusetzen. Bei den Arbeiten müßten aller-
dings örtliche Gepflogenheiten gewahrt werden. Eine Be-
sichtigung der Friedhofsanlage auf der Gewerbeschau gab
Gelegenheit, die in der Sitzung gefaßten Beschlüsse nach-
zuprüfen.
Ausstellung deutschen Kunstgewerbes in Amerika
Die Ausstellung der durch den Deutschen Werkbund
gesammelten kunsthandwerklichen Arbeiten ist am 15.
April in Gegenwart des deutschen Konsuls im Museum
Newark bei New-York, dessen Leiter Mr. Dana sich um
das Zustandekommen der Ausstellung außerordentlich be-
müht hat, eröffnet worden. Das Interesse, das die Aus-
stellung findet, ist ein sehr reges, wie zahlreiche Zeitungs-
notizen, nicht nur in deutsch-amerikanischen Zeitungen,
beweisen. Bezeichnend für die amerikanische Auffassung
aber ist, daß man wohl voll Anerkennung ist, aber die an
den Sätzen des heutigen deutschen Marktes gemessenen
recht niedrigen Preise der meisten Arbeiten doch noch zu
hoch findet. Man ersieht daraus, daß das Verständnis für
hochwertige, die Existenz des Kunsthandwerks bedingende
Arbeiten drüben vorerst noch recht gering ist und die
Überschwemmung mit billiger und minderwertiger Ware
durch unsere Exportfirmen der Einführung hochwertiger
Arbeiten besonders handwerklichen Ursprungs nicht gün-
stig ist. Auch die Wertung der Arbeiten nach ihrer Art
ist zum Teil eine andere, als sie es hier in Deutschland
voraussichtlich gewesen wäre. Am meisten Interesse und
Beifall findet die Abteilung der Bücher und Spielzeuge.
Die Ausstellung ist am 51. Mai in Newark geschlossen
worden und soll jetzt eine Wanderung durch verschiedene
Städte der Ver. Staaten an treten, um dann voraussichtlich
zum Schluß in New-York selbst gezeigt zu werden.
Die Notizen über die Ausstellung aus amerikanischen
Zeitungen können auf Wunsch zur Einsichtnahme über-
sandt werden,
*
Der Bericht über die Sitzung der Werkstattgruppe, die im An-
schluß an die Jahresversammlung am 1. Juli in München statt-
fand, mußte aus technischen Gründen für die Mitteilungen in
Heft 5 zurückgestellt werden.
Baur, Berlin W. 35 , Schöneberger Ufer 36a

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