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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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Deutsche Gewerbeschau München 1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0281

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DENKSCHRIFT DER DEUTSCHEN GEWERBESCHAU MÜNCHEN 1§ 2 2
digungsteppich, der nach Nauenschem Entwurf in Krefeld gewebt worden ist, sowie die Glasfenster
und Mosaiken. An erster Stelle ist hier die Patrona Bavariae von Thorn-Prikker zu nennen, die in
der Abteilung für kirchliche Kunst erschien, in der auch sonst Beispiele für eine monumentale Be-
schäftigung der Malerei zu sehen waren. Mir persönlich ist auch ein kleiner Kopf unvergeßlich, den
ein Schüler Thorn-Prikkers aus Mosaiksteinen frei in die Wand der Dombauhütte eingedrückt hat.
Auch Richard Seewalds Name ist hier zu nennen, der in der Kapelle gemalt und Glasfenster für die
Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei (Heinersdorff-Berlin und München) gearbeitet hat.
Die Plastik kam in stärkerer Weise zur Geltung. Schon in der keramischen Abteilung trat sie hervor,
wozu ergänzend noch ein Kamin der Majolika-Manufaktur-Karlsruhe nach Entwürfen von Anthes und
Margold zu nennen ist, sowie ein Karlsruher Majolikabrunnen nach Wackerle. Auch der Brunnen, den
Poelzig zusammen mit der Bildhauerin Möschke gearbeitet hat und der in Karlsruhe ausgeführt wurde,
bedeutet ein wertvolles Stück moderner Plastik, ebenso wie auch sonst innerhalb der Brunnen die
Bildhauerarbeit in den verschiedensten Materialien vielfach zur Geltung kam. Unübersehbar war die
Fülle von Kleinplastik, die in verschiedensten Fachgruppen verteilt war.
Was an Bühnenkunst zu sehen war, konnte, — konnte —- ebenso wie die Beteiligung Deutsch-
lands an der internationalen Ausstellung für dieses Gebiet, die im gleichen Jahre in Amsterdam statt-
gefunden hatte, die Auffassung bestätigen, daß uns hier eine Ausstellung von endgültiger Bedeutung
noch fehlt. Man sah gute Einzelheiten an Bühnenmodellen und Kostümen, das ganze aber ging nicht
zusammen. Die Schwierigkeiten der Zeit haben die örtliche Arbeit der einzelnen Bühnen zu sehr auf
sich gestellt; es gibt wohl eine Reihe überraschend gute Meister und Arbeiten, was fehlt — und das mag
zu einem nicht geringen Teil auf das Konto der heutigen Bühnendichtung kommen — ist die Einheit-
lichkeit einer in sich geschlossenen, deutlich greifbaren Auffassung, hinter der nicht nur einzelne Orte
stehen, sondern die Ausdruck einer gemeinsamen Bewegung ist.
Bauten und Baumotive
Eine Gruppe Siedelungshäuser, eine Reihe zum Teil recht reizvoller Kioske, die Dombauhütte, ganz
allgemein aber die dekorativen Motive der einzelnen Hallen gaben auf architektonischem Gebiet An-
regungen, die als eine wichtige Ergänzung zu dem im Grundzug auf kunstgewerbliche Fachgruppen
gestellten Systeme zur Ausstellung kommen.
Man sah, daß unsere Zeit neueFormenundBräuche desWohnenszu gestalten beginnt. Wohl
gab es noch Siedelungshäuser, die letzten Endes nichts anderes waren als eine reduzierte Villa und die
ihr Problem darin sahen, auf kleinster Grundfläche möglichst viel Räume, in kleine Räume möglichst
viel Möbel zu bringen. Auf der anderen Seite aber standen Versuche, einen möglichst geräumigen Haupt-
raum dadurch zu gewinnen, daß alle anderen Räume als kleine Gelasse und Kabinen und um eine Mitte
gelegt werden. Die sonst so viel Stellfläche beanspruchenden Kastenmöbel werden dabei, der guten Tra-
dition des Bauernhauses entsprechend, wieder möglichst in die Wand eingebaut, so daß die Zimmer ge-
rade Wandlinien bekommen und auch dadurch freier und ruhiger werden.
Diese Entwicklung der einheitlichen Konstruktion von Möbel und Bau ist mit der Entwicklung
des Holzhauses eng verbunden, die selbstverständlich nicht nur für ein einzelnes Material, sondern
darüber hinaus ganz allgemein im Siedlungs- und Landhaus sich vorteilhaft spürbar macht. Es ist von
entscheidender Bedeutung, ob die hier begangene Entwicklung und vor allem, ob die gesunde, von
Schmidt - Hellerau, von den Deutschen Werkstätten und anderen führenden Firmen eingeleitete
Änderung der Wohnhäuser überall verstanden wird. Die wohltuende Wirkung der in Hellerau
konstruierten Häuser beruht auch auf der klaren Durchführung eines Einheitsmaßes, das dem Bau
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