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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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Deutsche Gewerbeschau München 1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0298

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DENKSCHRIFT DER DEUTSCHEN GEWERBESCHAU MÜNCHEN 1 9 2 2
fachen Diebstahls zu versichern, eine Möglichkeit, von der ausgedehnter Gebrauch gemacht wurde. Gegen
die Haftung für Unfälle und Schäden, für die die Ausstellungsleitung aufzukommen hatte, wurde zu
günstigen Bedingungen eine Haftpflichtversicherung mit der Versicherungsgesellschaft „Bayerland“ in
München abgeschlossen. Soweit der Ausstellungsleitung bekannt, ist in allen Versicherungsfällen die
Regelung ohne Rechtsstreit erfolgt.
12. Wirtschaftliches
Gelegentlich aufgetauchten Irrtümern gegenüber hat die Gewerbeschau von Anfang an betont, daß
sie keine Messe ist und daß ihre kulturelle Aufgabe als ausgewählte Qualitätsschau von der in erster
Linie kaufmännischen Bedeutung der Messen in wesentlichen Dingen abweicht. Dieser Standpunkt
konnte selbstverständlich für den Aussteller nicht ausschließen, aus seiner Beteiligung auch den größt-
möglichen wirtschaftlichen Erfolg zu ziehen. Ihm im Gegenteil diesen geschäftlichen Erfolg in jeder
Richtung zu erleichtern, war eine wichtige Aufgabe der Leitung, umsomehr als ja die Veranstaltung
selbst der Überzeugung entsprang, daß die wirtschaftliche Zukunft aus der Qualität und nicht dem
„Kitsch“ erwächst.
Jedem Aussteller war es freigestellt, durch eigene Vertreter und nach eigenem Ermessen Verkäufe ab-
zuschließen, ohne daß er hieraus Abgaben zu leisten hatte. Um jedoch auch den Ausstellern, die nicht
für die 5 Monate Ausstellungsdauer eigene Angestellte halten und sich auch nicht gruppen weiser Ver-
tretungen (Bayr. Kunstgewerbeverein, Österreichische Werkstätten, Landesausschuß Schlesien) bedienen
konnten, Verkäufe zu ermöglichen, wurde ein AmtlichesVerkaufsbüro mit Unterstellen in den ein-
zelnen Hallen eingerichtet, dessen Vermittlung die Firmen gegen eine zur Kostendeckung zu leistende
Provision in Anspruch nehmen konnten. Hievon haben gegen 400 Aussteller Gebrauch gemacht. Die
durch das Verkaufsbüro vermittelten Verkäufe beliefen sich auf rund 8x/a Mil-
lionen Mark. Wie sie sich nach Monaten und nach Waren verteilten, ist aus
der nebenstehenden graphischen Darstellung zu ersehen.
Über die geschäftlichen Erfolge der übrigen Aussteller läßt sich mangels
hinreichender Angaben der Firmen ein einheitliches Bild nicht gewinnen.
Eine Anzahl größerer Firmen lehnte infolge Arbeitsüberhäufung von vorne-
herein jeden Verkauf ab, viele hatten sehr bedeutende Umsätze, andere wie-
der klagten über Mißerfolg. Die sprunghafte Markentwertung bot begreif-
licherweise die größten Schwierigkeiten für die geschäftlichen Dispositionen.
Hiezu kamen noch die unvermeidbaren Umständlichkeiten bei der Ausfuhr
und für deutsche Aussteller von außerhalb der Reichsgrenzen (Österreich,
Deutschböhmen, Südtirol) bei der Einfuhr. In ständiger enger Fühlung mit
den zuständigen Behörden konnte die Ausstellungsleitung und das Verkaufs-
büro hiebei in weitem Maße behilflich sein. Die Sachbehandlung wurde
wesentlich dadurch erleichtert, daß der Reichskommissar für Aus- und Ein-
fuhrbewilligung eigene Beamte in die Ausstellung abordnete.
Gelegenheit zu Einzelkäufen fanden die Besucher, da in den Hallen selbst die Stücke in der Regel erst
nach Ausstellungsschluß entfernt werden durften, im Ausstellungsbazar (umgebaut und neuausge-
stattet von K. J. Moßner-München), dessen Leitung unter besonderer Betonung der geschmacklichen Aus-
wahl der Gegenstände Herrn Richard L. F. Schulz-Berlin übertragen war. Dieser Bazar bot zugleich vielen
Kunsthandwerkern, die wegen der Kosten die Ausstellung selbst nicht beschicken konnten, die Möglich-
keit, ihre Arbeiten zu zeigen und zu verkaufen.
 
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