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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Riezler, Walter: Deutschland und die Internationale Gewerbeausstellung in Monza
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Verkehrsausstellung Muenchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0019

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werden. Solange die italienischen Preise unter Gruppe von hervorragenden Handwerkern hat
dem Einflüsse der Inflation noch wesentlich die Beteiligung in Monza abgelehnt mit der Be-
unter dem Weltmarktniveau liegen, kann mit gründung, sie hätten m Italien sehr guten Ab-
einem umfangreichen Absatz deutschen Kunst- satz, da aber dort ihre Arbeiten als englische
gewerbes in Italien kaum gerechnet werden. Auch oder französische verkauft würden, fürchteten sie,
in Deutschland sind ja die Preise für kunst- den Markt zu verlieren, wenn die Arbeiten in
gewerbliche Qualitätsarbeit leider nur für wenige Monza als deutsche ausgestellt wurden,
erschwinglich, und man ist in Italien auf man- Es muß hier wieder einmal gesagt werden,
chen Gebieten, z B. auf dem der Möbelindustrie, daß der wirtschaftliche Gesichtspunkt bei der-
an eine Arbeit von so hoher Qualität gar nicht artigen Unternehmungen, wie es_ die Kunst-
mehr gewöhnt. Immerhin ist in Monza manches gewerbeausstellung in Monza ist, nicht in erster
verkauft worden, und es wurde vor allem sehr Linie wichtig ist. Viel bedeutsamer ist die
zahlreichen Besuchern der lebhafte, wenn auch Festigung des deutschen Ansehens in der Welt,
augenblicklich noch nicht erfüllbare Wunsch er- und es wäre sehr falsch, wenn man hierbei Italien
weckt, deutsche Arbeiten zu besitzen. Vielleicht gering einschätzen würde. Italien ist nicht nur
ist die Zeit nicht mehr fern, wo die europäische wirtschaftlich, sondern auch geistig in einer sehr
Wirtschaft wieder in normale Bahnen kommt, starken und fruchtbaren Entwicklung begriffen,
und dann werden auch die Italiener solche Der Fremde spielt heute dort nicht mehr die
Dinge leichter als jetzt kaufen können. Vielleicht Rolle wie bis zum Kriege. Nicht mehr die freilich
werden wir schon in zwei Jahren, bei der näch- glorreiche kulturelle Vergangenheit, sondern die
sten Ausstellung in Monza soweit sein. Die italienische Gegenwart steht heute dort mi Vorder-
Räume, die wir dieses Jahr inne hatten, werden grund. Italien arbeitet heute mit an allen kul-
uns ja auch in späteren Jahren wieder zur Ver- turellen Problemen, die die Gegenwart stellt,
fügung stehen. Bis dahin werden wohl auch seit- Vor dem Kriege waren die Träger des deutschen
same Bedenken die dieses Mal manchen Hand- Einflusses in Italien vor allem die Historiker und
werker oder Industriellen von der Beschickung Kunstgelehrten. Auch diese Arbeit ist heute
von Monza zurückgehalten haben, keine Be- noch wichtig, sie wird aber jetzt zu einem gro-
deutung mehr besitzen. Eine der bedeutendsten ßeren Teile als früher von Italienern selbst ge-
Firmen, die zur Ausstellung aufgefordert wurde, leitet. Wenn heute Deutschland in Italien etwas
hat die Beteiligung abgelehnt mit der Begrün- gelten will, muß es zeigen was es selbst zur
dung, sie halte unsere Absicht, nur moderne Lösung der kulturellen Probleme der Gegenwart
deutsche Dinge dort zu zeigen, für grundverkehrt beizutragen hat. Daher hat das Auswärtige Amt
und sie habe keine Lust, sich dort als „boche" vollkommen richtig gehandelt, wenn es m diesem
beschimpfen zu lassen Die Erfahrung hat ge- Jahre eine würdige Vertretung des deutschen
zeigt, daß genau das Gegenteil richtig ist, daß Schrifttums und Buchgewerbes in Florenz, des
gerade charaktervolle, ausgesprochen deutsche und deutschen Kunstgewerbes m Monza ermöglichte,
ausgesprochen zeitgemäße Dinge in Monza Ein- Das Verständnis für die deutschen Leistungen ist
druck machten Und hoffentlich wird in zwei heute schon groß, und es wird sicher noch wach-
eren auch die andere traurige Begründung für sen. Und dieses Verständnis ist noch wichtiger
die Ablehnung nicht mehr möglich sein: Eine als das Geschäft.

AUSSTELLUNGEN

VERKEHRSAUSSTELLUNG MUENCHEN - jSÄJS SÄ«

Das letzte große Jahrbuch, das der Deutsche Jahrbuch wieder zur Hand nimmt, so zeigt

Werkbund vor Ausbruch des Weltkrieges ver- ^ überraschend eine Tatsache: die technische

öffentlich! hat, war den Gestaltungsfragen des g, önteit der Verkehrsmittel hat eine wesent-

modernen Verkehrs gewidmet. Die Abbildungen Veränderung oder Steigerung während des

ließen zwei Hauptgruppen von Werken unter- llctlc_>_e/__ T„u---i-.- «--------

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Lan|nVtte1' Fahrzeuge für Luft, Wasser und rade jene Formen, denen man früher mit dem

überz'eu °nS!jruktive Gebilde reinster Sachlichkeit, Hinweis auf alte Fahrräder oder Automobile ein

die Verk h ^orm und Umriß — die andere verhältnismäßig rasches Veralten voraussagte, ha-

Rin 6. *r°auwerke, aus denen häufig ein ben in allem Wesentlichen ihre Gültigkeit be-

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dem Widerst °- eriSkeiten sprach, die sich aus wahrt. In der Flugzeugindustrie ist die Schön-

solchen künstl*1' tec'ln'scaer Konstruktionen mit heit der ersten Rumplertaube durch keines der

den Anschluß an^60 ^orderunSen ergaben, die neuen Modelle überholt; die große Maffeiloko-

nicht ■ aufo-eben11 k * ^atudeen der Vergangenheit motive und der rostfreie stählerne Krefelder

wollten ° onnten oder nicht aufgeben Straßenbahnwagen von Talbot & Co. sind wohl

glänzende Beispiele technischer Schönheit, aber

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