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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Döcker, Richard: Zum Bauproblem der Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0105

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liert sich, die den Baukörper bildenden
Kräfte fließen im Sinne des betz-effenden
Organismus ineinander und nehmen Bezug
auf die vorhandenen Tendenzen der an-
schließenden Umgebung.
Di^ statische und dynamische Er-
scheinungsform wird durch die
Konstruktionsprinzipien und der
den einzelnen Konstruktionskräften
innewohnenden Bewegung be-
stimmt.

Material

Außer den neuen Erfindungen vonKonstruk-
tionsmöglichkeiten kommen für die Ge-
staltung heutiger und künftiger Objekte die
Wiederentdeckung der Schönheit und des
Wesens aller in Frage kommenden Materi-
alien und die Verwendung neuer erst seit
kurzer Zeit herstellbarer Materialien in
Frage. Die Freude am Material bringt Bau-
st offe,diebisher für den Bau kaum von Belang
gewesen waren, zu neuem Ansehen, auch
haben noch lange nicht Eisen, Glas, Beton,
Aluminium, Bleche usw. die in ihnen
liegenden Verwendungsmöglichkeiten ge-
funden. Die Baustoffe, materialgerecht und
konstruktiv sachlich verwendet, ergeben
neue Formen, die nicht des äußeren Forma-
lismus wegen entstehen. Materialgesinnung",
Materialechtheit sind Begriff e,diedieGegen-
wart wieder zu oberstem Gesetz erwählt.

Auch ist die maschinelle Verarbeitung, im
Gegensatz zu der nur handwerklichen,
mitbestimmend fürdieFormgebung. Hand-
werkliches Können wird ersetzt durch die
technische Leistung der Maschine. Tech-
nisch seinanstelle von handwerklich,
die Maschine ausnützen und Formen
schaffen, die, was Exaktheit, Schönheit und
Sicherheit der Ausführung anbelangt, die
handwerkliche Leistung übertreffen und
mit dem wirtschaftlichen Gewinn der
maschinellen Ausführung den Forderungen
des Tages entgegenkommen! (Handarbeit-
Verschwendung.)

So war unser bisheriges Bauen, was Art
der Ausführung, was Materialverwend ixdsl
und Konstruktionsbetrieb anbetrifft, tech-
nisch rückständig, fast sozusagen noch
mittelalterlich — das Bauunternehmertum
Amerikas scheint in dieser Beziehung
wesentlich voraus zu sein.

Stoffliche Eigenschaften und konstruktive
Zusammenhänge sind selbstverständliche
Unterlagen jeglicher Planung.

Kaum, Timeiiraiim

Kunstgewerbe

Nicht allein der Baukörper, d. h. das Positiv
fordert bei seinem fnbeziehungtreten zu
dem Menschen eine organische Gestaltung,
ebensosehr, vielleicht noch dringender der
Raum, weil der Mensch in ihm lebt.
Raum und Körper sind gleiche Werte mit
umgekehrtem Vorzeichen, der Raum —
das Negativ, das Innere eines Körpers.
Der mathematisch einfachste Raum wird
begrenzt von sechs Flächen. Das Erleben
eines solchen Raumes ist für den im Raum
Befindlichen kein besonders stark räum-
liches, da der Blick eigentlich nur frontal-
flächenhaft eine oder zwei der raumbil-
denden Flächen erlebt und nur das Be-
wußtsein des Räumlichen in ihm räum-
liches Empfinden auslöst.
Die höchste Potenz des Räumlichen ist,
im Gegensatz hierzu, der Rundraum, weil

Toilette-Möbel mit Sessel Um Achse drehbare Schubladen und
Spiegel / Schleiflack grau, hell rosa, gelb, >< IckeLGlai / Möbelfbrm
und Sessel form = „schützend" ^e^enüberdem ..Verkehr"' im Haum
Richard Docker 11)24

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