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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Sackur, R.: Das Schleiflack - oder Ofenlackmöbel
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Hamburger, Arthur: Zur Technik des Möbelbaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0281

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decken jene wohltuende, dezente Glasur, die an
keramische Erzeugnisse erinnert und der moder-
nen Flächenwirkung genügt.

Das Lackverfahren ist zu allen Zeiten mühevoll ge-
wesen. Es forderte die ganze Aufmerksamkeit ge-
übtester Arbeitskräfte. Sorgsam müssen alle Un-
ebenheiten im Holz beseitigt werden, um eine
gleichmäßige Fläche im Anstrich und im Lack
herzustellen. Jede Ungeschicklichkeit, die durch
sichtbare Pinselstriche oder Ablaufen der Farbe
herbeigeführt wird, ist zu vermeiden, da das müh-
selige Nachschleifen viel Zeit in Anspruch nimmt.
Billig können daher diese Erzeugnisse nicht sein,
trotzdem machen sie sich wegen ihrer großen Halt-
barkeit bezahlt, da die schlechten Lackwären weder
Wasser noch Wärme ertragen und infolge ihres
weichen Überzuges bald zerstört sind.
Der echte Lack dagegen ist äußerst glatt und hart,
läßt sich daher nicht ritzen und springt nicht so
leicht unter dem Einfluß der Wärme. Eine solche
Oberfläche entspricht den Forderungen der
Hygiene, die schon lange vor der erweiterten An-
wendung einen praktischen Standard weißer Lack-
möbel für Schlaf- und Waschräume bevorzugt hat.
In ihrer Schlichtheit wirken diese Stücke oft recht
gut, auch können sie das Kunsthandwerk belehren,
eine flächige Wirkung durch große Formen zu
unterstützen und ornamentalen Reichtum, der sich
leider auf diesen Gegenständen oft breit macht,

beiseile zu lassen. Ii. Sackur

*

Zur Technik des Möbelbaues

Wenn man unter der Form das durch die Eigen-
art des Materials und des Zwecks Geformte
versteht, dann kann man von einer Formung
unserer modernen Möbel eigentlich nicht reden,
trotzdem — oder etwa weil — sich unzählige
Künstler mit dieser Formung befaßt haben und
noch befassen. Denn diese Künstler haben sich
immer und immer wieder die Formung durch
den Gebrauchszweck des Möbels angelegen sein
lassen, die Formung durch das Material und
die Technik aber bis auf ganz seltene Aus-
nahmen gänzlich vernachlässigt. Von dieser For-
mung des typischen Gebrauchsmöbels sei hier
ausschließlich die Rede. Sie läuft hinaus auf
eine Prüfung des Materials und auf eine Kritik
seiner Verarbeitung.

Das wesentliche Material zum Bau von Möbeln
ist das Holz. Es kommt als Brett in den Han-
del und läßt sich durch Leim gut zu größeren
Platten verbinden. Wo Platten im Möbelbau
gebraucht werden, ist es zunächst durch kein
bekanntes, gleichwertiges Material zu ersetzen.
Es ist vor allem leicht, zähe und einfach zu
verarbeiten.

Dem steht als erster Nachteil die Eigenschaft,
sich je nach den Feuchtigkeitsgehalt der Luft
senkrecht zur Maser auszudehnen oder zusammen-
zuziehen. Dieses sogenannte ,,Arbeiten" hat
man durch die Sperrplatten aufzuheben ver-
sucht. Die abgesperrte Platte beherrscht den
modernen Möbelbau. Hier liegt meines Erach-

tens der erste große Fehler. Um nur ja das
äußere Bild gewachsenen Holzes zu bewahren,
werden 5 Holzschichten verleimt, wird ein unge-
heurer Arbeitslohn und nicht unbeträchtliches
neues Material verwendet, um schließlich — ein
zwar dem massiven Brett täuschend ähnliches
Produkt zu schaffen, das aber auch dann unbe-
dingte Sicherheit noch nicht bietet. Dies dem
Material direkt widersprechende Geklebe heißt
unter ungeheurer Mühe ein täuschendes Surrogat
herstellen, halb Holzfolien, halb Leim.

Solange ein dem Holz in seinen Vorzügen glei-
ches, in seinen Nachteilen überlegenes neues Ma-
terial nicht gefunden ist — ich bin überzeugt,
daß es zu finden sein muß, wenn wir unsere
Kräfte anspannen — so lange ist es beim Bau
von Gebrauchsmöbeln nötig durch andere Kon-
slruktionsart diese Schwierigkeit zu umgehen.
Die Sperrplatte, die im Handel etwa das Drei-
fache einer massiven kiefernen Platte kostet,
wird dann furniert. Das Furnieren ist eine
weitere ganz ungeheure Verteuerung. Z., Zt.
kostet eine Zöllige Platte Eichenholz i X i mtr.
groß etwa 7,5o Mark. Eine gleich große und
starke fertig bezogene Sperrplatte beiderseitig
mit Eichenfurnier beklebt, kostet 18,00 Mark,
also fast 2i/2 mal soviel. Der kaufende Laie
hatte nun den furnierten Möbeln gegenüber stets
das Gefühl des Betrogenwerdens. Man sagte ihm
dann, daß Furnieren teurer sei als Massivholz
und er war getröstet — statt zu sagen: „Auch
das noch''. Denn seien wir uns darüber doch
ganz klar: es ist und bleibt Betrug und noch
dazu ein teurer, wenn wir auf das 20 mm starke
..Blindholz" (das Holz wird eben blind ge-
macht) noch beiderseitig 1 mm Furnier auf-
leimen. Es gibt schon seit jeher zahlreiche Kon-
struktionen, stabile Flächen aus Massivholz her-
zustellen, und es können, wenn man sich frei-
macht von den bisher im Handwerk üblichen
Vorurteilen, neue hinzuerdacht werden; oder der
zweite bessere Weg: wir lassen die Platte ruhig
arbeiten und nehmen beim Bau des Möbels
darauf Rücksicht.

Bei dieser Gelegenheit noch ein paar Worte über
das Leimen im allgemeinen. Man hat ja zur
Zeit der kunstgewerblichen Revolution auf die
geleimten Schnitzereien und Leisten geschimpft.
Ja, ist es seitdem denn irgendwie besser ge-
worden? Ein wenig raffinierter nur ist der
Betrug. Wo treffen wir denn noch auf eine
Schnitzerei, die wirklich nicht aufgeleimt und
verleimt ist? In Frage käme sie ja nur da, wo
wirklich Massivholz sitzt, also etwa bei einem
Bein. Um die Dicke der Schnitzerei müßte
dann das ganze Bein stärker zugeschnitten wer-
den.. Das bedeutet mindestens doppelten Holz-
verbrauch, also Verschwenden des Materials. Denn
wir kalkulieren schon jetzt mit einem Holzver-
schnitt von 3o bis /jo Prozent. Das besagt also:
1/3 alles zur Möbeltischlerei zugerichteten Hol-
zes — also der Abfall beim Zersägen des Stam-
mes nicht eingerechnet — % dieses koslbaren

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