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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Passarge, Walter; Oeser, Hans Ludwig: Neue Baukunst: Neubauten von Prof. Dr. Otto Bartning, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0340

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ten; die einzelnen Bauteile fügten sich dann durch
das ihnen gegebene Maß und Anordnungspro-

eramm an der Baustelle zur Einheit zusammen.

o .

Die dadurch erzielte präzise Schnelligkeit des Bau-
ens erinnert an amerikanische Bauweise, deren
Hauptelement die rationelle Zerlegung der Arbeits-
methoden ist.

Kuppeldurchmesser und -höhe betragen je 17 m.
Gelragen wird die Kuppel von 7 Innenpi'eilcrn
und 21 Außenpfeilern; das Kuppelgefüge selbst
zählt 35 Gewölbepfeiler (Bauten). Im Innern der
Kuppel läuft eine ringförmige Galerie, zu der
eine Treppe heraufführt. Den gleichen Durch-
messer hat der Kuppelring, der die Laterne trägt,
tiebildet wird die Lalerne aus 35 Stabistreben,
die im Innern, wo die Statik erreicht ist, auf 7
zusammengezogen sind. Wichtig ist noch, daß die
durchgehende Fenslerfolge unterhalb des Daches
unabhängig von den Stützen ist. Sie ist um 3o cm
weiter nach außen verlegt. Auch dieses ist kon-
struktionell gut, da die Fenster gleichfalls in Ber-
lin fertiggestellt werden konnten und in Mailand
eingesetzt wurden.

Es fehlte am Gesanilbild dieses Bauwerkes ein
Wichtiges, wenn nicht von seinen Farben und sei-
ner Beleuchtung berichtet würde. Der Farben-
eindruck des Gebäudes, den es von außen ver-
mittelt, ist seinem Material und seiner Bestim-
mung gemäß Graugrün: Beton, Glas und Schie-
fer, Messegebäude. Sparsam und die schönen, ern-
sten Horizontalproportionen betonend sind zwei
lebhafte Farben in wohlabgewogenen Valeurs hin-
zugefügt: ein frisches Grün und ein bräunliches
Bot. Der mit roten Ziegelsteinen bekleidete Mau-

eransatz über dem Erdboden hebt sich aus einem
um das ganze Gebäude herumgeführten Ra-
senslreifen heraus: die Türen, die Fensterstreben
quer und längs und das Dachgesimse sind in
braunroter Farbe gehalten.

Über dem Hauptportal ist das Wahrzeichen des
Deutschen Reiches, der Adler, angebracht. Uni
seine heraldische Wirkung zu bekräftigen, sind
die Haupteingangstore mit schwarzen Vierecken,
diagonal gestellt, auf rotem Uniergrunde über-
zogen. Die Tore selbst fügen sich der Rundung
des Kuppelraumes ein und sind, auf Kugellagern
laufend, einlaßbar in die Scilenwände.
Der Sonne und der lichten Atmosphäre Italiens
entsprechend, entfalten sich beim Eintritt in das
Innere der Kuppelraum und der daran offen an-
schließende kleine Seitenraum in hellem Gelb (et-
wa dem Farbton der Rohseide gleich). Das Stahl-
gefüge, die Galeriestützen und Geländer sind wie-
der bräunlichrot; der das Galeriegeländer krö-
nende GalcrierinK ist von glänzendem Messin".

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Ein Kranz von runden elektrischen Glühbirnen,
wie auf eine Perlschnur dicht aneinander gereiht,
umgibt den oberen Kuppelring, von dem gleichen
Durchmesser wie dieser. Ein größerer Kranz, aber
von langgestreckten Leuchtröhren, ist unterhalb
der Galerie angebracht.

Die Nebenräume haben gleichfalls Deckenbeleuch-
tung, die in ihrer Anordnung die trapezartige
Grundrißform der Räume wiederholt. Die Lam-
pen sind gelb gefärbt und strahlen ein Licht von
der ruhigen W ärme von Wachskerzen aus.

Hans Ludwig Oeser

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