Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

DOI Artikel:
Hilberseimer, Ludwig: Über die Typisierung des Mietshauses
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0418

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wohnungsbauten Magdeburg Marienborner Straße

Blick in den Wohnhof, Durchgang der Weferlinger Straße

Uber d

ie typisierung des mietshauses

VON LUDWIG HILBERSEIMER, BERLIN

D

as bestellende Mielshaus unserer Großstädte ist lerschritten wurden; So daß sicli notwendig bei

ein mißratenes Zwischenglied zwischen Eigenhaus gleichen Verhältnissen das gleiche Resultat ergab,

und Kaserne. An das Eigenhaus erinnert sein Be- Heute, nach Veränderung der Baugesetze, hat

streben, durch besondere Betonung der Fassade sich bereits wieder ein neues Grundrißschema für

aus der Reihe herauszufallen. Durch eine „per- Mielwohnungen herausgebildet, als ein Resultat

sönliche Aufmachung" ein wenn auch nur derselben Kräfte. Als Erfüllung der einzuhalten-

scheinbares Eigenleben zu führen. An die Ka- den Bestimmungen.

serne der nicht zu überbietende Schematismus sei- Die so entstandenen Grundrisse sind immer das
ner Anordnung, vor allem im Grundriß und in Ergebnis des Spekulationstriebes der Unterneh-
der Blockteilung. mer, der durch die Baugesetze modifiziert wird.
Die heuligen Gegner der konsequenten Typi- An den kündigen Bewohner denkt niemand,
sierung übersehen gewöhnlich, daß das be- Diesem ist außerdem bei dem heute besiehenden
stehende Mielshaus zwar nicht typisiert ist, aber Wolimmgsmangcl jeder Einfluß auf die Geslal-
uin so vollkommener schematisiert wurde. Die lung der Wohnung unmöglich gemacht. Er muß
Mielshausgrundrisse für jeweils gleiche Wohnun- froh sein, wenn er überhaupt eine Wohnung he-
gen gleichen sich wie ein Ei dem andern. Denn kommt. An die Möglichkeit einer Wahl kann
die Form dieser Grundrisse ist bestimmt durch er kaum denken.

den ungehemmten Trieb der Bauspekulanlen, die Im Gegensalz zu diesem, die Bedürfnisse der

gleichgeschnillcnen Grundstücke bis zur Grenze Bewohner ignorierenden Schematismus muß die

des Möglichen auszunutzen. Diesem Bestreben Typisierung von den Bedürfnissen der Bewohner

setzte die Baugesetzgebung scharf gezogene Gren- ausgehen. Denn das Bestreben der Typisierung

zen, die nicht überschritten, aber auch nicht un- der Wohnung ist nicht ihre Schematisierung,

338
 
Annotationen