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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Lotz, Wilhelm: Plastik und Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0011

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BAUPLASTIK IN EISENKLINKER / LUDWIG GIES. BERLIN

PLASTIK UND ARCHITEKTUR

VON DR. W. LÖTZ

Plastik und Architektur sind zwei Ge-
biete der künstlerischen formschaffenden
Betätigung-, die eng zusammengehören,
weil es in ihrem Wesen liegt, in der
dritten Dimension zu gestalten: beide
beherrschen ein Stück Raum. Die Ar-
chitektur nimmt oft plastische Werte
an, ja es gibt Architektur, deren künst-
lerische Wirkung allein in ihrer plasti-
schen Gestaltung liegt. So fehlt dem grie-
chischen Tempel, der denkmalartig in der
Landschaft steht, der Raum als künstleri-
scher Faktor. Aber eigentlicher Zweck
der Architektur ist die Schaffung räum-
licher Werte und der Raum ist zugleich der
künstlerische Stoff, in dem der Architekt
denkt und formt. Die plastische Form der
Architektur, wie sie am stärksten im Außen-
bau zur Geltung kommt, ist ursprünglich
nicht gewollt, sie war konstruktive Notwen-
digkeil, um den Raum zu erzeugen, sie war

nur seine Schale. Sie ist Begleiterscheinung
eines künstlerischen Willens, der nicht in
plastischen, sondern räumlichen Werten
denkt. Aber im Laufe der fortschreitenden
Entwicklung wird diese äußere Form des
Bauwerks von einem plastischen Gestal-
tungswillen durchsetzt, und es entsteht eine
Vereinigung von zwei Gebieten der Kunst,
wie sie restlos nur ganz selten an Höhepunk-
ten künstlerischer Kultur stattgefunden hat.
Es ist dabei nicht nötig, daß die eigentliche
Plastik am Bau zur Anwendung kommt,
sondern die Außenarchitektur kann pla-
stisch gestaltet sein. Denken wir dabei an
den vorderasiatischen Kuppelbau und an die
gotische Kathedrale, so haben wir damit
zugleich Beispiele für eine Außenarchitek-
tur, die in einem Fall ohne die eigentliche
Plastik auskommt, und im anderen Fall die
Plastik als dienendes Glied zu Hilfe nimmt.
Diese Dienstbarmachung der Plastik im

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