Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (2.1927)

BLICK VOM MERCATORPLEIN DURCH DIE JAN EVERTSENSTRAAT

DIE STADTERWEITERUNG AMSTERDAM-WEST

VON DR. TH. METZ

Amsterdam-Süd war die erste Offenbarung
moderner holländischer Städtebaukunst.
Die architektonische Bewegung, die bei
Berlages Amsterdamer Börse beginnt und
die städtebauliche Entwicklung, die ihren
neuzeitlichen Ursprung in den Siedlungen
Heijplaat und "Vselmonde (Rotterdam),
't Lansink (Hengelo) und de Vogelenwijk
(Arnhem) hat, fand ihren ersten großen Ab-
schluß unter Führung von de Klerk, Rüt-
gers, van den Nieuwen Amstel und von zahl-
reichen anderen, in Deutschland genug be-
kannten Architekten in Amsterdam-Süd.
Aber diese erste moderne Großstadt hatte
doch noch viele Fehler und es ist das Ver-
dienst der Amsterdamer Stadtverwallung,
die Kritik mit offenen Augen und Ohren
entgegengenommen und die Fehler begrif-
fen und beachtet zu haben. So zeigt denn
der zweite Komplex der großen Amster-
damer Stadterweiterung — die Siedlungen
nördlich des IJ sind Kleinwohnungssiedlun-

gen mit anderem Charakter —, der im
Osten entstanden ist, wie man die in Am-
sterdam-Süd gemachten Erfahrungen ver-
wertet hat.

Der wesentlich größere neueste Komplex
Amsterdam-West hat auch teilweise wieder-
um die in Amsterdam-Ost gemachten Er-
fahrungen mit verarbeitet, was vor allem
in der konsequenten horizontalen Linien-
führung der Straßen zum Ausdruck
kommt. Die geradezu erschütternde Ein-
heitswirkung dieser Straßen im neuen
Amsterdam-West mit den gelblich-weißen
Längslinien der Fensterrahmen, die wie ein
Band durch die Straßen laufen und die
Straße zu einer Einheit machen, zeigt, daß
im Gegensatz zu Amsterdam-Süd, wo die
Individualität des Hauses teilweise noch be-
steht, diese im Westen ganz verschwunden
und einer Straßenindividualität gewichen
ist. Überhaupt ist der Komplex Amster-
dam-West nüchterner als der noch roman-

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