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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0071

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Deutsche Kunstausstellung in Tokio und das Emporkommen der neuen Filmkunst mit gro-

Un Wor,en verkündigte. Damals sind auf dieses
Die Japaner haben für alle Erscheinungen der anmaßende Gerede 80 manche hereingefallen, die
europäischen Kultur schon innner ein "starkes £f Spa'er bedauert haben; *ie kitschig dieses
natürlich auch sehr eigennütziges Interesse ge- llmwcrk war> wurde erst allmählich allgemein
zeigt. In den letzten Jahren findet die neueste Br™mt Immerhin war es, dank des Stoffes, ein
europäische Kunst wachsenden Eingang in f™"*'*««. vielleicht auch finanzieller Er-
führenden japanischen Kreisen Junge japani g' " en' daß audl dieser äußere Erf<%
sehe Architekten werden nach Europa geschickt MelroPol«-Film versagt sein möge. Der
um die neuzeitliche Entwicklung der Architektur WldersPruch> der bereits bei der ersten Berliner
zu studieren. Die Franzosen haben dieses Interesse ^uf£ührung laul wurde, zeigt, daß auch das Film-
sehr geschickt ausgenutzt, indem sie in den letz- ublikum, dem man angeblich alles bieten kann,
ten Jahren verschiedene Ausstellungen neuerer m dleSm Jallr(in anspruchsvoller geworden ist
französischer Kunst veranstaltet haben. Diese und Und unlerscheid,!n gelernt hat. Allerdings schreit
italienische Ausstellungen sind aber auch die Ur- °S ZUm Ilimmel> was man da zu bieten wagt. Eine
sache, daß der japanische Käufer durch die billi- IIandlung von der seichtesten Dürftigkeit, hinge-
gen Preise verwöhnt ist. Im vorigen Jahr wurde hauen ohne Jedes Gefuhl für &™ Pflicht zur Moti-
das Deutsche Reich offiziell eingeladen, im Okto- yierung, die es schließlich auch beim Film gibt,
ber 1926 in dem neuerbaulen Kunstpalast in Seradezu kindische Anschauungen über die Wege,
Tokio eine deutsche Kunst- und Kunstgewerbe- die die wirtschaftliche und technische Entwick-
ausstellung zu zeigen. Die Durchführung der Aus- luno gehen kann> diese völlig unsinnigen
Stellung halte das Auswärtige Amt übernommen, Maschinen, zu deren Bedienung Riesenkräfte er-
mit der Zusammenbringung des kunslgewerb- forderlich sein sollen! —, dazu eine völlige Hein-
richen Materials wurden die Herren Otto Baur mungslosigkeit in der Verwendung der abgegrif-
und Dr. Waller Riezler betraut. fensten Filmmotive, die dem „Dichter" wie dem
Die Auswahl mußte Rücksicht auf die japanischen Photographen in gleicher Weise zur Last fällt.
Verhältnisse nehmen. Es kamen vor allem Gegen- Die Bilder, selbst nur zum Teil vom Standpunkt
stände von ausgesprochen schmückendem Charak- der Filmphotographie aus interessant, die Archi-
ler in Frage, also Einzelstücke, die in der Wob- tekturbilder schwer enttäuschend — was hälle ein
nung zum Schmuck aufgestellt werden können. Mann wie Poelzig da für eine Stadt hingehaut! —,
Ausgesprochen moderne Formen kamen mehr in aucb die Regieleistung trotz allem Aufwand zu-
Bctracht als traditionell europäische Arbeiten, meist ollllc besonderes Verdienst, in der manie-
weil den Japaner das Allerneueste und Moderne riert-stilisierten Bewegung der Arbeitermassen so-
am stärksten interessiert. gar ausgesprochen schlecht. Die Niedrigkeit des
Wie sehr die Ausstellung bei den Japanern Be- Niveaus, das am Schluß, bei der Versöhnung des
achtung gefunden hat, beweist, daß sie im De- Arbeilgebers und Arbeitnehmers, den Tiefstand
zember nochmals in Osaka auf Veranlassung der eines Kolportageromans erreicht ist um so be-
großen Zeitung „Osaka Asahi Shimbun" in ihrem leidigender, als der Aufwand alles bisher beim
eben fertiggestellten neuen Gebäude gezeigt wurde. Film Dagewesene weit übertrifft.
Die Ausstellung wurde sehr slark besucht und wir -\y;e man hört, ist die Deutsche Bank an der
erhallen die Nachricht, daß das Interesse beson- Finanzierung dieses Unternehmens mit sehr be-
ders stark für das deutsche Kunstgewerbe war. deutenden Summen beteiligt. Ob das Geschäft gut
Während bei den Gemälden und Skulpturen in- ^t, können wir nicht beurteilen. Ein sicheres Ge-
folge der für die dortigen Verhältnisse zu hohen scnaft ist es ganz bestimmt nicht, denn bei dem
Preise die Käufer leider ausblieben, wurden viele Versagen nur eines derartigen Films sind gleich
kunstgewerbliche Gegenstände verkauft und nach Millionen verloren. Nun wäre nichts dagegen zu
weiteren Exemplaren der verkauften Stücke sa„erij (]aß ci;e Deutsche Bank auch einmal größere
gefragt. , Summen riskiert, um eine kulturell wichtige
Dieser offenbare Erfolg, den wir leider noch nicht gache vonvärts zu bringen. Und vielleicht wäre
mit Zahlen und Einzelheiten belegen können, sQgar dgr F;lm eine derartige Sache — aber dann
zeigt, daß Japan für neuzeitliches Kunstgewerbe ^ Deutsche Bank sehr schlecht beraten, wenn
ein guter Markt werden kann. Es sind bereits ^ ausgerec[lnet jle Von Thea von Harbou und
Schritte eingeleitet, um die Beziehungen aufrecht- ^ .^ fabriz;erteri Filme finanziert. Die
zuerhalten. Die Zeitung „Osaka Asahi" erwägt kullureIlen und künstlerischen Möglichkeiten des

den Plan einer größeren Ausstellung kunslgewerb- FUms li(jgen auf einer ganz anderen Linie, und
licher Gegenstände im nächsten Jahr. zw.|r smd heule (lie Wege schon ziemlich klar

zu übersehen. Sie sind sogar von einzelnen Wage-
mutigen bereits beschritten und es handelt sieb
Der Metropolis-Film jetzt nur darum, daß einmal von irgendeiner Seile

. .... , r..-,..... „.-nlWe Millel zur Verfügung gestellt werden,

Auf dem der Uraufführung des Nibelungen-Films gre» cre : . e . o im Augenblick da-

folgenden Bankett hielt Fritz Lang eine große » ^/^ QM m machen sind. Mit
Bede, in der er das Ende der bisherigen Künste,

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