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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 2.1927

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Keiper, William: Das Bedrucken der Gewebe
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https://doi.org/10.11588/diglit.13210#0094

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SEIDENBAND

DAS BEDRUCKEN DER GEWEBE

VON DR. W. KEI PER, KREFELD

Die Freude am Schmuck und am schönen
Textilmuster hat den Menschen schon im
Anfang der Kultur dazu geführt, seinen Be-
kleidungsstücken ein farbiges Äußere zu
geben. So kommt es, daß Weberei und Fär-
berei etwa gleichaltrige Geschwister sind.
Wie uns zahlreiche Belege in Museen und
Sammlungen zeigen, hat man aber auch
schon früh versucht, Stoffe nur stellenweise
anzufärben oder zu bemalen. Hieraus hat
sich dann die Übertragung des Figuren-
schmuckes mit geschnitzten Holzformen,
also der eigentliche Zeugdruck, entwickelt.
Aus Gräberfunden können wir entnehmen,
daß schon im alten Ägypten mit derartigen
Holzformen gedruckt wurde. In Europa
wurde der Formendruck sehr wahrschein-
lich kaum vor dem 12. Jahrhundert in grö-
ßerem Umfange ausgeübt. Aus dem
und i5. Jahrhundert sind noch Beste von
Geweben vorhanden, die zeigen, daß damals
mit fortlaufenden farbigen Mustern be-
druckte Stoffe zu Wanclbekleidungen und
als Ersatz für gewirkte Decken und Tep-
piche benutzt wurden. Erst gegen Ausgang
des 17. Jahrhunderts begann der Zeugdruck
zu einem selbständigen Gewerbe sich zu ent-
wickeln, und zwar finden wir die ersten
Zeugdruckereien in Kursachsen und Augs-
burg. Die Entdeckung der künstlichen
Farbstoffe und die damit im Zusammen-

hang stehende wissenschaftliche Bearbei-
tung der Faserveredlung brachten auch für
die Druckerei eine völlige Umwälzung. Sie
bescherten dem Drucker nicht nur Farb-
stoffe von vorher nicht gekannter Schön-
heit und Vielseitigkeit, sondern lieferten
ihm auch eine Beihe von neuen Arbeitsver-
fahren, die die bisherigen an Einfachheit
und Zuverlässigkeit weit übertrafen.
Beim Bedrucken von Geweben handelt es
sich darum, entweder auf weißem Grunde
eine farbige Musterung oder auf buntem
Grunde eine weiße oder farbige Musterung
zu erzielen. Im ersteren Falle spricht man
von „Aufdruck", im letzteren von „Ätz-
druck" oder „Beservedruck". Der Auf-
druck ist im Prinzip nichts anderes als ein
stellenweises Anfärben. Dabei ist es nur er-
forderlich, daß die Farbe in einer Form
aufgetragen wird, die ein Ausfließen in die
Umgebung verhindert und die Entstellung
scharfer Grenzlinien gewährleistet. Zu die-
sem Zwecke erhallen die Druckmassen Zu-
sätze von Stärke, Mehl, Dextrin, Tragant)
und ähnlichen Produkten. Die bedruckte
Ware wird zunächst getrocknet und dann,
von wenigen Ausnahmen abgesehen, der
Einwirkung von Wasserdampf ausgesetzt.
Die Art des „Dämpfens" ist für den Aus-
fall der Ware von ausschlaggebender Be-
deutung, und erst durch das Dämpfen wird

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